Im Bann der Leidenschaft
großen Kupferwanne nahm, wurde ihr Haar gewaschen. Danach trockneten die Dienerinnen ihren Körper und die roten Locken, bürsteten sie und bestrichen sie mit einer Essenz, die nach Flieder duftete. Sie rasierten ihre Beine und Achselhöhlen, und als sie das Messer zwischen den Schenkeln spürte, protestierte sie nur wenige Sekunden lang, ehe sie wieder in ihrer angenehmen Trägheit versank. Eine weiche Wolke schien ihr Gehirn einzuhüllen. Wahrscheinlich ist das alles nicht so wichtig, dachte sie.
Nun wurde sie auf ein Leinensofa gelegt und mit einem warmen, parfümierten Öl eingerieben. Die kleinen Hände, die ihre Haut liebkosten, sandten betörende Wellen durch ihre Adern und entlockten ihr ein leises Stöhnen. Lächelnd nickten sich die beiden Mädchen zu. Die Kanthariden zeigten bereits den gewünschten Effekt. Bald würde die zarteste Berührung ein sinnliches Feuer entfachen.
Sie zogen Zena auf die Beine und streiften ihr ein Gewand aus feinen, silbern bestickten meergrünen Ziegenlederstreifen über, die von goldenen Ringen zusammengehalten wurden. Unter den Brüsten wurde ein Lederband befestigt, mit winzigen goldenen Perlen besetzt, Von dieser Stützte etwas angehoben, wirkte ihr Busen noch voller. Die Mädchen holten einen Kosmetikkoffer aus Elfenbein und färbten die Brustwarzen, die zwischen den Lederstreifen zu sehen waren, mit Karmin, so daß sie hellrot schimmerten. Als der Zobelpinsel über die zarten Knospen glitt, begann Zena zu kichern.
Schließlich legten ihr die Dienerinnen einen goldenen Gürtel um die Hüften. Daran hingen zwei grüne Schleier, an den unteren Enden von ringförmigen Stoffbändern zusammengefaßt. Schweigend bedeuteten ihr die jungen Frauen, die nackten Füße durch diese Öffnungen zu stecken. Der transparente Schleier bedeckte die Beine, ließ aber den Bauch und die Innenseiten der Schenkel frei.
Während sie zu Ibrahim Beys Hauptquartier geführt wurde, erfrischte der kalte Abendwind ihre heiße Haut, die zu vibrieren schien. In ihrem Unterleib spürte sie ein seltsames Pochen, das hin und wieder den Nebel ihres Nirwanas zerriß. Die Mädchen zogen einen schweren Vorhang beiseite und schoben sie in ein Zelt, das von zahllosen winzigen Lampen erhellt war. Geblendet blinzelte sie ins verwirrende Licht.
»Komm zu mir, mein Täubchen«, lockte die vertraute Stimme.
Unsicher beobachtete sie die große, in eine lange Robe gehüllte Gestalt, die von einem Podest herabstieg. Dann ging sie auf die ausgestreckte Hand zu. Bei jedem Schritt wippten ihre wohlgeformten Brüste, vom engen Lederband hochgehoben.
Eine Ewigkeit schien zu verstreichen, bis sie den Mann erreichte. Endlich berührte sie seine Finger, die sich kühl anfühlten – ah, so angenehm kühl. In ihrem Körper hatte sich eine verzehrende Hitze ausgebreitet. Ibrahim starrte sie lüstern an. Voller Stolz drehte er sie herum und präsentierte sie seinen Gästen. Ein Dutzend schwarze Augenpaare bewunderten die makellose Schönheit, ein kostbares neues Juwel im Harem des Scheichs.
»Wenn du müde bist, Ibrahim Bey, könntest du deinem Neffen einen Gefallen erweisen. Ich würde gut für sie bezahlen, und ich will mich in Geduld fassen.«
»Vielleicht, Abdulhamit«, erwiderte der Scheich lachend. »In meinem Alter wird man schnell von Langeweile heimgesucht. Vermutlich mußt du nicht allzulange warten.«
Auch die anderen warfen begehrliche Blicke auf das Mädchen, wagten aber keine Ansprüche anzumelden, nachdem Abdul sein Interesse bekundet hatte. Er war nicht nur der einflußreichste Berater seines Onkels, sondern auch für sein zügelloses Temperament bekannt, das ihn oft genug bewog, sein Schwert zu zücken. Den Zorn eines solchen Mannes durfte man sich nicht zuziehen.
»Setz dich zu mir, meine Süße.« Ibrahim Bey führte Zena die Stufen des Podests hinauf und sank mit ihr auf mehrere Seidenkissen. Dann klatschte er in die Hände, und das Essen wurde aufgetragen. Während er seine neue Haremsdame mit verschiedenen Köstlichkeiten fütterte, lauschten sie der Musik eines kleinen Orchesters. »Noch eine Zuckerpflaume, meine Liebe«, drängte er und steckte eine weitere, mit Haschisch angereicherte Süßigkeit in Zenas Mund. Die Wirkung der Kanthariden im Wein würde die ganze Nacht anhalten. Doch der Haschisch-Effekt mußte alle zwei bis drei Stunden erneuert werden.
Ein nervöser Diener unterbrach die beschauliche Mahlzeit und neigte sich zu Ibrahim Bey. »Verzeihen Sie die Störung, ehrwürdiger Herr, aber
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