Im Bann der Leidenschaft
erwartete.
Am Abend nach Fräulein Riminskys Defloration begleitete Alex seine alte Freundin Amalie in ihr Haus. Sie war ihm vertraut, in ihrer Gesellschaft mußte er keinen übermäßigen Charme entwickeln, und beide wußten, was sie voneinander wollten. In ihrem rosa und silbrig ausgestatteten Boudoir fühlte er sich viel wohler als in der Umklammerung anspruchsvoller Jungfrauen. Zufrieden sank er auf ein Satinsofa.
»Wie freundlich von dir, mich wieder einmal zu beehren, Sasha«, flötete sie. Mit einer knappen Geste entließ sie die junge französische Zofe, die auf ihre Herrin gewartet hatte, wandte sich wieder zu Alex und bemerkte den verständnisinnigen Blick, den das Mädchen ihm zuwarf.
Bei früheren Besuchen hatte er die hübsche, dunkelhaarige Zofe oft getroffen, und ihre Bewunderung war ihm nicht entgangen. Manchmal streifte sie wie unabsichtlich seinen Arm, wenn sie ihn ins Boudoir der Gräfin führte. Eines Abends traf er etwas zu früh ein und betrachtete die Französin zum erstenmal mit einem gewissen Interesse. Dann ließ er sich willig verführen. In den nächsten Monaten zeichnete er sich durch übertriebene Pünktlichkeit aus, wann immer er ins Haus der Beckendorffs kam.
Verdammte kleine Hure, dachte Amalie und beschloß, dem Mädchen neue Pflichten zuzuweisen, die es von ihrem Boudoir fernhalten würden.
Aber sobald Alex sich auszog, vergaß die Gräfin ihren Zorn und musterte hingerissen seine nackte, muskulöse Brust. Langsam streifte sie einen dünnen Träger von ihrer Schulter und lächelte verführerisch.
»Großer Gott, warum trödelst du, Amalie?« rief er ungeduldig. An diesem Abend hatte er wirklich keine Lust, seinen Charme zu versprühen.
Nur mühsam verbarg sie ihren Ärger über sein ungehobeltes Benehmen. Sie hatte es stets vermieden, ihn zu tadeln, weil sie wußte, wie schnell er seine Affären mit nörglerischen Frauen beendete. Deshalb bemerkte sie nur: »Ich konnte nicht ahnen, daß du’s so eilig hast.«
Seufzend verdrehte er die Augen. »Sagtest du nicht, Boris könnte jeden Moment nach Hause kommen? Rasch, meine Liebe, wir wollen das Beste aus unserer kostbaren Zeit machen.« Er nahm sie in die Arme, und während er sie fordernd küßte, befreite er sie mit flinken Fingern von ihren Kleidern. Bald landeten die Abendrobe aus Taft, die Unterröcke und das Korsett auf dem Beauvais-Teppich, gefolgt von Steckkämmen und Haarnadeln. Ohne sich mit irgendwelchen Finessen aufzuhalten, warf der Prinz die üppig gebaute nackte Schönheit in die Polsterung des nächstbesten Sofas und suchte den schnellsten Weg zu seinem Ziel.
Entrüstet über diese unanständige Hast, entschloß sie sich nun doch zu einer sanften Ermahnung. »Sasha …«
Da er gerade an einer rosigen Brustwarze saugte, mochte er nicht antworten.
»Manchmal benimmst du dich wie ein Tier …« Dann ging Amalies Klage in ein lustvolles Stöhnen über, als seine Finger eine aufregende Beschäftigung fanden.
Für ein paar Sekunden hob er den Kopf. »Aber kein abstoßendes Tier, oder?«
Triumphierend stellte er fest, daß die Gräfin nicht zuhörte.
Eine Viertelstunde lang mischte sich nur das Ticken der zierlichen Meißener Uhr auf dem Kaminsims und die keuchenden Atemzüge des leidenschaftlichen Paars. Dann wurde die sinnliche, fieberheiße Atmosphäre gestört. Es klopfte an der Tür, und die Baßstimme eines Lakaien informierte die beiden ineinander verschlungenen Gestalten, die sich auf dem Sofa wälzten: »Soeben ist Graf Beckendorffs Kutsche vorgefahren.«
Entsetzt schrie Amalie auf, und der Prinz fluchte, ohne seine erotischen Aktivitäten zu unterbrechen.
»Bitte, Sasha!« flehte Amalie und versuchte, sich aufzurichten.
»Ich bringe ihn um!« stieß Alex hervor.
»O nein …« jammerte Amalie, die seine Drohung ernst nahm.
»Ich werfe ihn die Treppe hinab! Verdammt, weiß er denn nicht, wie ungelegen er kommt?« Diese Drohung war tatsächlich ernst gemeint, denn auf dem Höhepunkt seiner Lust kannte er keine Gnade.
Verzweifelt erklärte die schöne Gräfin, er müsse sich unbedingt verstecken. Das sah er erst ein, nachdem er seine Erfüllung gefunden hatte und der Verstand wieder funktionierte. Eine Szene mit Boris wäre höchst unangenehm und eine gewisse Diskretion sicher vorzuziehen.
Als ein zu Recht mißtrauischer Graf Beckendorff ins Zimmer stürmte, von den loyalen Lakaien nur kurzfristig zurückgehalten, bot sich seinen zusammengekniffenen Augen ein erstaunlicher Anblick. Die Gräfin lag
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