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Im Bann der Leidenschaft

Im Bann der Leidenschaft

Titel: Im Bann der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Johnson
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verschuldeten Vater zu retten. Und sie hätte sich denken können, daß der Käufer eine Jungfrau erwarten würde.«
    »Du kennst sie ja. Glaubst du, sie hätte ihre Leidenschaft bis zum achtzehnten Lebensjahr bezähmen können?«
    »Wohl kaum. Und wie ist’s passiert?«
    »Unsere Ländereien grenzen aneinander. Jenen Sommer verlebten wir gemeinsam, und ich brachte ihr die Liebeskünste bei, die ich bereits seit zwei Jahren erprobt hatte. In der Ukraine war das droit du seigneur zwar nicht mehr legal. Aber alte Traditionen lassen sich nur schwer ausrotten, und als Erbe meines Vaters durfte ich mir schon in jungen Jahren die schönsten unserer Bauernmädchen aussuchen. Diese Mädchen bildeten sich ein, wenn sie mit dem batiushka oder seinem Sohn schliefen, würden sie in der Achtung unserer Dorfgemeinde steigen. Was für ein wunderbarer Sommer … Amalie und ich erforschten in aller Ruhe unsere Körper. Unglücklicherweise wurde sie schwanger. Ich hätte sie geheiratet, doch mein Reichtum genügte ihrem Vater nicht. Zum Teufel mit seiner schwarzen Seele! Im nächsten Frühling, in ländlicher Einsamkeit, wurde unsere Tochter geboren. Da Amalie bei ihrer Suche nach einem wohlhabenden Ehemann kein Kind gebrauchen konnte, nahm ich die Kleine zu mir und zog sie auf – meine ›Nichte‹ Betsy.«
    »Daß du ihr Vater bist, wußten wir alle, Yuri. Wir fragten uns nur – wer mag die Mutter sein? Das Mädchen gleicht dir, und nach deinem Geständnis entdecke ich auch eine gewisse Ähnlichkeit mit Amalie. Sieht sie Betsy manchmal?«
    »Sogar sehr oft, und sie verstehen sich großartig. Natürlich ahnt Betsy nichts von ihrer Herkunft. Sie glaubt, ihre Mutter wäre im Kindbett gestorben.«
    »Nachdem Amalies Vater gestorben ist und kein Geld mehr verspielen kann – überlegst du dir, ob du Amalie heiraten solltest?«
    »Um Himmels willen, nein! Wir kennen einander viel zu lange und viel zu gut. Wegen dieser allzu intimen Beziehung würde in einer Ehe womöglich eine gewisse Nachlässigkeit entstehen. Außerdem mißbilligt sie meinen exzentrischen Lebenswandel, und ich nehme ihr übel, daß sie einen so langweiligen Tölpel wie Boris geheiratet hat. Nach meiner Ansicht müßte töchterliches Mitleid seine Grenzen haben. Und was die Ehe betrifft – du siehst ja, was du davon hast. Soll ich in deine tragischen Fußstapfen treten?«
    »Lieber nicht. Es ist einfach unnatürlich, eine Frau zu heiraten, die man begehrt.«
    »Darauf trinken wir.« Lachend füllte Yuri zwei Cognacschwenker. »Auf den natürlichen Junggesellenstand!« Sie leerten ihre Gläser, dann fragte er: »Besuchen wir heute abend den Orenburg-Ball, oder gehen wir gleich zu den Zigeunerinnen?«
    »Ersparen wir uns die öden gesellschaftlichen Verpflichtungen!« erwiderte Alex und rümpfte seine schmale aristokratische Nase. »Ich bin nicht in der Stimmung, einer Frau den Hof zu machen, bevor ich mit ihr schlafe. Also würde mir eine bereitwillige Zigeunerin viel besser gefallen. Das ist eine rein geschäftliche Sache, ohne emotionales Theater. Schauen wir nach, ob Wolf schon wach ist. Sicher interessiert er sich auch für die hübschen Zigeunerinnen.«
    Eine Woche später, auf eine kleinen Party in einem Spielsalon, wurden Lorgnetten erhoben, Pincenez zurechtgerückt und Augen zusammengekniffen. Niemand hatte sich jemals über die Manieren des jungen Kuzan gewundert, weil er nämlich keine besaß. Aber an diesem Abend übertraf er sich selbst. Als man ihn mit einer schönen brünetten Pariserin bekanntmachte, rief er: »Honore Constance, was für eine nette Überraschung! Und wie geht’s den weichsten, begehrenswertesten Schenkeln in der christlichen Welt?«
    Gutmütig klopfte sie mit ihrem Elfenbeinfächer auf seine Wange und gurrte: »Immer noch der alte Alex, was? Und wie geht’s dem besten Liebeswerkzeug der Christenheit?«
    »Oh, das bleibt in Übung.«
    »Also erbarmst du dich aller gelangweilten Petersburger Damen?«
    »Die brauchen was ganz anderes als mein Erbarmen.«
    »Aber wie ich höre, bist du verheiratet.«
    »Nun ja, eines Tages trifft uns alle dieses harte Schicksal. Auch du mußtest daran glauben. Bist du glücklich mit deinem monsieur le comte ?«
    »Mit ihm? Das nicht. Allerdings hat meine Ehe gewisse Vorteile. Er ist nie zu Hause.«
    »Sehr angenehm. Da scheinen wir beide ähnliche Ehen zu führen. Prinzessin Kuzan zieht die Bergluft der Gesellschaft ihres Gemahls vor.«
    »Dann sollten wir einander trösten, mon ami.«
    »Honore, ich

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