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Im Bann der Leidenschaft

Im Bann der Leidenschaft

Titel: Im Bann der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Johnson
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wußte dein feinfühliges Herz immer zu schätzen«, flüsterte Alex. »Wann können wir diese öde Party verlassen?«
    »Vielleicht in dreißig Minuten?«
    »In zehn.«
    »Einverstanden«, hauchte sie atemlos und schwelgte in sinnlichen Erinnerungen.
    So trösteten sie einander voller Hingabe, denn sie waren alte Freunde. Nach der Kuzan-Tradition von Privatlehrern und an europäischen Universitäten ausgebildet, hatte Alex zwei Jahre in Paris verbracht. Dort war er vor sechs Jahren Honore begegnet und in die ausschweifende Atmosphäre der belle epoque eingeführt worden. Honore Constance de la Garonne, die einer sehr alten, verarmten Adelsfamilie entstammte, wärmte nur zu gern sein Bett. Ehe er nach Rußland zurückkehrte, belohnte er ihre Leidenschaft mit einer beträchtlichen Summe, die ihr später Zugang in konservative Häuser verschaffte. Obwohl man von ihrer Affäre mit dem russischen Prinzen gewußt hatte, war ihr plötzlicher Reichtum zahlreichen Bewerbern verlockend erschienen. Und so hatte sie unter mehreren Heiratsanträgen den lukrativsten gewählt.
    Vierzehn Tage lang erneuerten Honore und Alex ihre Freundschaft, dann fuhr sie nach Paris, ohne sein Herz zu brechen.
    Während er sich wieder den Petersburger Damen widmete, kehrten seine Depressionen zurück. Obwohl jeder Abend in den Armen einer Frau endete, fühlte er sich niemals zufrieden. Denn es war nie die Frau, nach der er sich sehnte, und er genoß immer nur eine flüchtige Erfüllung.
    So entschlossen er sich auch dagegen sträubte – er vermißte Zena. Manchmal kränkte er seine Liebhaberinnen, weil er sie im Taumel der Begierde mit ›Zena‹ ansprach.
    Seit ihrer Abreise waren sechs Wochen verstrichen. Jede werdende Mutter, die ihm begegnete, weckte schmerzliche Gefühle. Seltsam – früher waren ihm schwangere Frauen niemals aufgefallen. Jetzt schien er überall runde Bäuche zu sehen.
    Wehmütig dachte er an das Idyll in Podolsk, und er fragte sich in wachsender Sorge, wie es Zena ergehen mochte. Konnte sie für Bobby und sich selbst sorgen? War sie gesund?
    Letzten Endes gestand er sich ein, wieviel sie ihm bedeutete.
    Liebte er sie? Kann es Liebe sein, wenn man immer mit jemandem zusammenbleiben möchte, überlegte er. Wenn man eine Intimität genießt, die mehr ist als ein flüchtiger Sinnenrausch – eine tiefe, innige Verbundenheit? Ist es zu spät für uns? Haßt sie mich? Hat sie mich bereits vergessen und einen anderen Mann gefunden? All diese Fragen waren ihm mehr als unerträglich.
    Er erkundigte sich bei seiner Bank und erfuhr, Zena habe nichts von seinem Konto abgehoben. Das beruhigte ihn ein wenig. Wenn sie bei ihrem Großvater lebte, brauchte sie bestimmt kein Geld. Andererseits konnte er aber nicht sicher sein, ob sie auch wirklich in den Kaukasus gereist war. Er schickte ein Telegramm nach Süden. Sechs Tage später bekam er die Antwort. Zena hielt sich nicht in Iskender-Khans Festung auf.
    Da geriet er in Panik. Seine Frau – ganz allein irgendwo auf der Welt. Zumindest ohne ihn. In knapp zwei Monaten würde sie sein Kind gebären, und er wußte nicht, wo sie steckte.
    Erfolglos beauftragte er mehrere Detektive, Zena aufzuspüren. Sie war wie vom Erdboden verschwunden.
    O Gott, was sollte er tun?

9
    Ohne zu ahnen, wie verzweifelt sie gesucht wurden, wohnten Zena und Bobby in einer Pension an einer ruhigen Straße in Nizza. Zum Glück hatte die freundliche, taktvolle Wirtin keine Fragen gestellt. Die schwangere junge Witwe war elegant gekleidet, führte aber ein bescheidenes Leben, und obwohl ihr Name, Madame Nazarin, eindeutig russisch klang, sprach sie ein akzentfreies Französisch. Jeden Morgen und Nachmittag wanderte sie mit ihrem Söhnchen in den Park. Sie bereitete die Mahlzeiten selbst zu. Abends gingen die beiden früh zu Bett.
    Wahrend der Bahnreise hatte Zena gelernt, der Welt ein zufriedenes Gesicht zu zeigen. In ihrem Innern sah es anders aus. Doch sie hoffte, die Zeit würde die Wunden in ihrem Herzen heilen. Tagsüber verdrängte sie die schmerzlichen Erinnerungen an Sasha. Um so deutlicher erschien er in ihrer nächtlichen Traumwelt, der sie hilflos ausgeliefert war. Kurz nach ihrer Ankunft hatte sie einen englischen Gentleman kennengelemt, der des öfteren durch den kleinen Park nahe der Pension wanderte. Eines Morgens spielte er mit Bobby Fangen, als die ermattete Zena der unerschöpflichen Energie des kleinen Jungen nicht mehr gewachsen war. Später fütterte Bobby die Tauben mit Brotkrumen, und der

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