Im Bann der Leidenschaft
wie eine unbekannte Sehnsucht. In dieser Nacht konnte sie kaum schlafen, von sinnlichen Visionen heimgesucht. Sie hatte erwähnt, sie würde auch am nächsten Abend ein Tanzfest besuchen. Mit voller Absicht erschien er erst zu später Stunde auf der Party.
Übermäßiger Eifer lohne sich nicht, wie er aus Erfahrung wußte.
Erst zwanzig Minuten, nachdem sich ihre Blicke getroffen hatten, überquerte er das Tanzparkett und forderte sie zu einem Walzer auf. Anmutig wirbelte er mit ihr umher und flüsterte ihr zu, sie sei die schönste Frau im Saal. »Dunkles Haar auf milchweißer Haut – eine hinreißende Kombination …«
Dann preßte er sie fester an sich, und sie spürte sein wachsendes Verlangen. Als er die Kapitulation in ihren grünen Augen las, lächelte er. Widerstandslos ließ sie sich durch eine kleine Seitentür auf die Straße führen, wo seine Kutsche wartete.
Fünfzehn Minuten später eilte ein ungeduldiges Paar die Treppe zu Yuris elegantem pied-à-terre hinauf. Während Alex die junge Frau hastig auszog, quälten ihn überflüssige Gewissensbisse, und er stöhnte leise. Verdammt, nicht jetzt!
In der Kutsche hatte er eine Hand unter Catherines Rock geschoben und ihre feuchte Hitze gespürt. Zweifellos war sie bereit für die Liebe, und er konnte es kaum erwarten, mit ihr zu verschmelzen. Warum mußte sich sein Gewissen einmischen? Sobald sie nackt in Yuris Bett lagen, rieb sich Catherine aufreizend an ihrem Liebhaber, umfaßte schüchtern das pulsierende Zeichen seiner Begierde – und er? Er konnte nur noch an seine Schuldgefühle denken. Wurde er allmählich alt?
Seufzend hob er ihr hübsches Kinn und schaute ihr in die Augen. »Weißt du, was du tust, Catherine? Wenn es geschehen ist, gibt es kein Zurück mehr. Bist du dir sicher?«
»O ja, Alex!« beteuerte sie atemlos.
Fast widerstrebend legte er sich auf ihren bebenden Körper und nahm ihr die Unschuld. Eine Stunde später schlang sie die milchweißen Arme um Alex’ Hals. »Du mußt mich nach Hause begleiten und meine Eltern kennenlernen.«
»Meine Liebe, sie sind mir bereits begegnet, und ich fürchte, sie sehen ihre Tochter nur ungern in der Gesellschaft eines verheirateten Mannes.«
»Sicher hast du recht«, gab sie zu und zog einen Schmollmund. »Können wir uns ab und zu in dieser Wohnung treffen?«
»Selbstverständlich, meine Süße. Schick mir eine Nachricht, und ich werde alles arrangieren.«
Als er sie in den Ballsaal zurückführte, umklammerte sie seinen Arm. Da die Abwesenheit der beiden nicht unbemerkt geblieben war, erregte ihr Anblick ein gewisses Aufsehen. Ohne die neugierigen Mienen zu beachten, geleitete Alex die schöne Catherine zu ihrer Tante, die an diesem Abend die Rolle der Anstandsdame übernommen hatte. »Darf ich Ihnen Fräulein Riminsky wieder anvertrauen, Baroneß Katernov?« Höflich verneigte er sich vor Catherine und küßte ihr die Hand. »Herzlichen Dank für Ihre reizende Gesellschaft, meine Liebe.«
Wenig später fand er Yuri im Spielsalon und sank in einen Sessel. »Laß mich mitspielen.«
»Nun?« fragte Yuri, während er die Karten austeilte.
»Hast du erwartet, ich würde versagen? Ausgerechnet in einer Kunst, die ich seit Jahren erfolgreich praktiziere? Du schuldest mir zweitausend Rubel.« Aber statt zu triumphieren, empfand Alex immer noch Schuldgefühle. Was war los mit ihm? Das erotische Abenteuer hatte ihn nur kurzfristig befriedigt. Neuerdings vermochte ihn nichts mehr zu reizen. Eine Frau war einfach nur ein Spielzeug, mit dem man sich flüchtig amüsierte. Sonst nichts. Diese Erkenntnis deprimierte ihn.
Auf derselben Party, in einem abgeschiedenen Alkoven hinter Topfpalmen und Rosensträußen, saß Wolf und hielt Katelinas zierliche Hände fest. » Ma petite , du treibst mich zum Wahnsinn. Willst du nicht für einen kurzen Augenblick deine eheliche Treue vergessen?«
Er hauchte einen Kuß auf ihre rosigen Lippen, und sie schloß die Augen. Wie lange würde sie diesem verführerischen Krieger aus dem Kaukasus noch widerstehen können?
Als sie ihn wieder anschaute, sprach er ihre Gedanken aus. »Wie lange kannst du mir noch widerstehen?« Zärtlich streichelte er ihre nackten Schultern, die verlockend über dem schwarzen, spitzenbesetzten Chiffon ihres Ballkleids schimmerten. »Verzeih mir, ma chère«, flüsterte er ihr ins Ohr. Würde sie endlich kapitulieren? Sie zitterte am ganzen Leib und schluchzte leise. Hilflos legte sie den elegant frisierten Kopf an seine Brust, und er
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