Im Bann der Leidenschaft
Zeit. Und sie antwortet jedesmal, es würde sie langweilen, dauernd in andere Betten zu sinken.« Alex unterbrach sich nachdenklich. »Neuerdings verstehe ich sie sogar. Ich hoffe, diese Nacht wird mich eines Besseren belehren. Was haben wir vor?«
»Erst mal treffen wir Kasimir bei den Acheevs. Er möchte seinen Spielverlust von gestern abend wettmachen, und wir haben ihm ein paar Baccarat-Partien versprochen. Dann gehen wir vielleicht zu Amalie. Sie hat eine neue Tanzgruppe engagiert und behauptet, die müsse man unbedingt sehen. Was wir danach treiben, ist mir egal. Würde dir eine Orgie mit den Golgorky-Zwillingen gefallen? Diese beiden Nymphomaninnen müßten sogar dich erheitern.«
»Offen gestanden, ich weiß nicht, ob ich ihnen heute nacht gewachsen wäre. Seit einiger Zeit leide ich an Schlafmangel. Mal sehen, wie ich mich in ein paar Stunden fühle.«
Bei den Acheevs angekommen, schlenderte Yuri in den Spielsalon, und Alex folgte einem Lakaien, der ein Tablett mit gefüllten Champagnergläsern trug, in den Ballsaal. Einen Kelch in jeder Hand, setzte er sich an den nächstbesten Tisch und leerte beide.
Als er Kasimir entdeckte, schlenderte er zu ihm, und sie unterhielten sich. Alex war mit seinen trüben Gedanken woanders, bis ihn die akrobatischen Fähigkeiten einer gewissen Dame in die Wirklichkeit zurückholte. Entschlossen verdrängte er seine Melancholie, und sie erörterten die Talente verschiedener Frauen. Nach einer Weile gesellte sich Kasimirs Gemahlin hinzu und bedachte den attraktiven Prinzen mit einem schmachtenden Blick. »Bleibst du noch lange im Spielsalon, Kasimir? Gleich beginnt die Mazurka.«
»Du weißt doch, daß ich diese Hopserei verabscheue«, stöhnte der Baron.
Diese Antwort hatte sie erwartet. Wie zufällig streifte ihr Busen Alex’ Arm. Er spähte in ihren üppig gefüllten Ausschnitt und hob erstaunt die Brauen, was der hübschen Baroneß Demidoff nicht entging. »Möchten Sie tanzen, Prinz Alexander?«
»Vielleicht später, meine Liebe. Ich habe Kasimir und Yuri Revanche am Baccarat-Tisch versprochen – so tief ich’s auch bedaure, eine charmante Partnerin abweisen zu müssen.«
Höflich beugte er sich über ihre Hand und quittierte den herausfordernden Druck ihrer Finger mit einem verheißungsvollen Lächeln. Dann eilte sie kichernd davon.
Schon seit einigen Wochen verfolgte sie ihn, aber er war ihr stets geschickt ausgewichen, weil er von seinen Gespielinnen zumindest ein Minimum an Intelligenz erwartete. Die alberne Baroneß hatte seine Verwunderung angesichts ihres Dekolletes mißdeutet. Nicht ihr Busen hatte ihn überrascht, sondern ihr Schmuck – Zenas Alexis Falize-Halsband.
Kurz vor ihrer Abreise hatte er ihr diese kostbare Rarität aus Diamanten und Smaragden mit Anhängern aus Goldemaille geschenkt, in der Hoffnung, sie ein wenig aufzuheitern. Offenbar hatte sie ihre Juwelen verkauft. »Hast du eigentlich deiner Frau die prächtige Kette gekauft, Kasimir?« erkundigte sich Alex nonchalant.
»Großer Gott, nein! Was verstehe ich schon von diesem Tand? Komm, suchen wir Yuri! Ich will endlich meinen Verlust wettmachen.«
Widerstrebend folgte Alex dem Baron in den Spielsalon, wo sie von Yuri erwartet wurden. »So ein Halsband möchte ich meiner Mutter schenken. Weißt du, wo’s deine Frau gekauft hat?«
»Deiner Mutter! Halt mich nicht zum Narren! Keine Ahnung, wo Vickie das Ding aufgetrieben hat. Vermutlich in Nizza oder Monte Carlo oder Biarritz. Letzten Sommer schleifte sie mich nach Florenz, weil sie irgendwelche Fresken sehen wollte. Davon hatten ihr einige dieser verdammten Blaustrümpfe erzählt. Als Entschädigung für die kalten Grüften verlangte ich eine Tour durch die Spielcasinos … Ah, jetzt fällt’s mir wieder ein. Diese Kette hat sie in Nizza gekauft. Hallo, Yuri! Hoffentlich ist mir die Glücksgöttin heute abend gewogen.« Seufzend sank Kasimir auf einen vergoldeten Bambusstuhl.
Nizza! Zena war in Nizza gewesen! Trotz seines inneren Aufruhrs verzog Alex keine Miene. »Los, verteil die Karten, Yuri!« drängte Kasimir.
»Wie war’s in Nizza?« fragte Alex beiläufig.
»Verdammt heiß. Für dieses Halsband hat Vickie hunderttausend Francs bezahlt. Ich erinnere mich nur deshalb an jenen Tag, weil sie stundenlang einkaufen ging und mir eine Gelegenheit gab, mich anderweitig zu vergnügen. Eigentlich wollte ich mich im Negresco ausruhen. Aber dann traf ich zwei reizende Zimmermädchen in meinem Schlafgemach an, die gerade das Bett
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