Im Bann der Leidenschaften
kein Härchenaufrichten, nichts. Schnell beiße ich in das Croissant und verteile dann selbst Butter und Aprikosenkonfitüre darauf, bevor Philippe noch weitermacht mit der Fütterung. Dann lege ich das Croissant auf den Teller vor mir und nehme die Tasse mit dem dampfenden Milchkaffee. Bereits nach dem ersten Schluck fühle ich mich wie ausgewechselt. Zusammen mit dem Croissant im Bauch wärmt mich das Getränk von innen, entspannt mich, lässt mich frei atmen.
„Danke, Philippe.“ Zum ersten Mal seit Stunden gelingt mir ein Lächeln.
„Danke wofür?“ Liebevoll betrachtet er mich. Um seine fein geschwungenen Lippen weht ebenfalls ein Lächeln, seine Gesichtszüge sind ganz weich.
„Danke für das Frühstück, Philippe.“
„Ist jetzt alles wieder gut?“ Dieser Mann, dem ich dauernd misstraut habe, und der derjenige von uns beiden ist, der als einziger einen Grund für Misstrauen gehabt hätte, sieht mich strahlend an.
Ich glaube, es ist Philippe vollkommen ernst damit, dass er mir verzeiht. Er hat mir bereits verziehen. Ich habe keine Ahnung, welche Folgen diese Geschichte auf die Dauer haben wird, ob Philippe nicht doch irgendwann einmal nachkartet. Ich weiß nur eins: Ich könnte nicht so großzügig reagieren. Das können wohl nur Männer.
„Ich weiß nicht, was ich sagen soll, Philippe“, murmele ich kauend.
„Gar nichts, Liebes, sag nichts.“ Philippe nimmt mir die Tasse aus der Hand und stellt mein Tablett vorsichtig mit auf seinen Klapptisch. Sanft legt er seinen linken Arm um meine Schulter und zieht meinen Kopf an seine Brust. „Ich wollte dich gestern Abend nicht verletzten, Süße. Lass uns bitte all die Dummheiten, zu denen wir fähig sind, vergessen, und ansonsten anschließen an die schönen Dinge, die wir gemeinsam erlebt haben.“
„Du meinst, wir sollen unseren Flugzeug-Fick vom Hinflug wiederholen?“ Verdammt! Hätte ich mir doch bloß auf die Zunge gebissen. Nein, ich bin noch nicht wieder die Alte. Vielleicht bin ich inzwischen auch zu sehr wieder die alte Annie. Dieses misstrauische, von Selbstzweifeln zerfressene Frauenzimmer, das nicht glauben kann, dass es auch einmal Glück im Leben hat.
„Annie, nein, das meine ich nicht.“ Sanft streichelt mir Philippe über die Schulter. „Wir sollten einfach mal ein paar Tage lang den Sex bleiben lassen. Und jetzt entspann dich. Schlaf ein wenig. Nachher gibt es eine warme Mahlzeit und dann sind wir schon wieder Zuhause.“
Dankbar schließe ich die Augen. Womit habe ich diesen Mann nur verdient? Weil ich nicht glaube, dass ich schlafen kann, beginne ich alle mir bekannten Hauptstädte in alphabetischer Reihenfolge aufzuzählen. Ich komme bis Brüssel.
Als ich wieder aufwache, serviert die Stewardess am Tisch vor uns die warme Mahlzeit. Philippes Kopf liegt schwer auf meiner rechten Schulter, seine rechte Hand liegt auf meiner linken Brust, meine Nippel sind hart wie zwei getrocknete Erbsen und in meinem Unterleib verspüre ich ein schmerzhaftes Ziehen. Unwillkürlich muss ich lächeln. Ein bisschen was zu essen, ein paar Liebesbekundungen, ein wenig Schlaf – und schon kommt alles wieder in Ordnung. Trotzdem nehme ich Philippes Hand schnell von meiner Brust.
„Was?“ Mit verschlafenem Gesicht sieht Philippe sich um. Dabei richtet er sich langsam auf, dehnt seinen Rücken. In seiner Orientierungslosigkeit wirkt er so hilflos, dass mir ganz warm ums Herz wird und mir außerdem augenblicklich alle meine Sünden in den Sinn kommen.
„Die warme Mahlzeit, Philippe.“
„Oh. Habe ich geschlafen?“
„Hast du. Wir beide haben geschlafen, Philippe. Deine Hand lag auf meiner Brust. Das hat mich erregt.“
Philippes Kopf schwingt zu mir herum. Seine Lippen verziehen sich zu einem breiten Grinsen. Mit einer schnellen Bewegung schnappt er meine rechte Hand und führt sie unter die dünne Wolldecke, mit der er sich zugedeckt hat. Hart drückt sich seine Erregung durch die lockere Jeans.
„Da siehst du, was deine Nähe anrichtet“, seufzt Philippe. Seine Müdigkeit scheint mit einem Mal verschwunden. Er will etwas sagen, wird jedoch bereits im Ansatz von der rothaarigen Stewardess unterbrochen, die in dem Moment neben unseren Plätzen auftaucht.
„Möchten Sie etwas essen? Madame? Monsieur?“, fragt sie freundlich lächelnd.
„Annie?“ Mit verhangenen Augen sieht Philippe mich an.
Ich schüttele den Kopf. Ein kurzes Lächeln zuckt um Philippes Mundwinkel, bevor er sich wieder der Rothaarigen zuwendet.
„Für mich
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