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Im Bann der Leidenschaften

Im Bann der Leidenschaften

Titel: Im Bann der Leidenschaften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Nimou
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dass du etwas davon mitbekommst. Als du mir dann die Vorwürfe gemacht hast, wurde ich immer aufgeregter. Und abends war ich nur noch müde. Das, was ich getan habe, muss dir vorgekommen sein wie eine Vergewaltigung.“
    „Ja, Philippe, genau so kam es mir vor. Aber ich habe auch etwas getan, etwas ganz Schlimmes. Bitte, Philippe, du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Wirklich nicht. Was ich getan habe, ist tausend Mal schlimmer. Du hast mir lediglich gegeben, was ich verdient habe.“
    Ich weiß nicht, wie ich ihm die Sache mit Jerôme beibringen soll. Soll ich ihm das wirklich antun? Ist es nicht viel schlimmer, wenn er erfährt, was ich getan habe, als sein schlechtes Gewissen, weil er mich schlecht behandelt hat?
    „Ich will mich aber entschuldigen. Sag mir bitte, wie ich das wieder gutmachen kann.“
    Das ist mit nichts wieder gutzumachen. Aber, hört er mir nicht zu? Habe ich ihm nicht gerade einen Knochen zugeworfen? „Jeder ist mal schlecht drauf, Philippe. Ich war in der letzten Zeit noch viel schlechter drauf. Besonders in den beiden Tagen vor unserer Hochzeit.“
    „Dann verzeihst du mir?“ Ungläubig sieht er mich an.
    „Philippe, hörst du mir zu?“
    Philippes sonst so klare Augen gucken irritiert. „Ja, sicher höre ich dir zu. Verzeih, Annie. Was hast du denn gesagt?“
    „Verdammt, Philippe, ich verzeihe dir!“, platzt es aus mir heraus. „Ich habe dir längst verziehen, weil ich glaube, dass ich verdient habe, was du mir angetan hast. Wenn gestern alles glatt gelaufen wäre, hätte mich dein dominantes Vorgehen angemacht. Ich wäre scharf geworden und hätte mich überglücklich von dir ficken lassen. Und nachher wäre ich stolz gewesen auf diesen tierischen Sex, den ich mit meinem Ehemann habe. Aber gestern ist überhaupt nichts glatt gelaufen. Und auch einige Male während unserer Flitterwochen hat es gehakt. Wegen meiner Eifersucht. Bloß gestern, da bist du ausgerastet. Ein einziges Mal nur. Und dabei ist mir klar geworden, dass ich dich so nicht will, dass ich dich aber auch nicht verdient habe, weil ich nicht ehrlich zu dir war.“
    „Annie, ich bin es, der dich nicht verdient hat. Ich hätte dich vor mir warnen sollen. Ach was, ich hätte mich gar nicht erst mit dir einlassen dürfen. Du hast einen so viel besseren Mann verdient als mich.“ Er sieht mich mit seinem Dackelblick an, ergreift meine Hände, die mit diesem Kabel spielen, das inzwischen an einer Seite des Kopfhörers abgerissen ist, wiegt sie sanft in seinen.
    Ich will ihm meine Hände entziehen, doch er führt sie an seine Lippen, die Augen flehentlich auf meine geheftet. Ich drehe meinen Kopf, sehe durch das kleine, von außen mit Eisblumen gerahmte Fensterchen in den Sonnenaufgang.
    „Philippe, ich habe dich mit Jerôme betrogen.“ Und ich weiß nicht, ob es mir leid tut oder nicht. Den zweiten Teil der Aussage behalte ich für mich. Ich weiß ja nicht einmal, ob es gut ist, dass ich Philippe hier in diesem Flugzeug von meinem Vergehen erzähle, in der Öffentlichkeit.
    Philippe lässt meine Hände los. Sofort verschränke ich meine Arme vor der Brust.
    Einen Moment ist es wieder still zwischen uns. Dann beginnt Philippe erneut zu reden.
    „Annie“, sagt er mit rauer Stimme, „sieh mich an und beantworte mir eine Frage. Aber du musst absolut ehrlich zu mir sein. Tust du das? Sieh mich an.“
    Zögernd wende ich mich wieder diesem Mann zu, den ich geheiratet habe, der Ja gesagt hat zu mir.
    „Jede Ehe erlebt Krisen“, sagt er ernst.
    Ich platze laut heraus vor Lachen. Als ich mich wieder einigermaßen einkriege, entgegne ich: „Philippe, nicht bereits in der Hochzeitsnacht. Ich glaube, du hörst mir wirklich nicht zu. Hast du nicht verstanden, dass ich dich mit deinem besten Freund betrogen habe? Wir haben gefickt. Jerôme und ich haben gefickt. Nicht einmal, mehrmals. Vor und auf unserer Hochzeit.“
    Jerôme senkt den Blick. Die hellen Wimpern flattern und werfen einen schmalen, sichelförmigen Schatten auf seine Wangenknochen. Dann sieht er mich erschreckend klar an und sagt ganz ruhig: „Ich weiß.“
    Wie bitte? Das Blut strömt mir in den Kopf, mein Herz hämmert wie wahnsinnig, ich schwitze und friere gleichzeitig, mein Magen drückt. Ich weiß nicht, wo ich hinsehen, was ich tun soll, doch ich starre nur in diese leuchtend blauen Augen und bemerke, dass ich nicht einmal mehr weinen kann.
    „Ich habe euch gesehen. Im Hotelgarten.“
    Der Irrgarten. Nein! Wie grauenhaft muss es für Philippe gewesen

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