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Im Bann der Leidenschaften

Im Bann der Leidenschaften

Titel: Im Bann der Leidenschaften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Nimou
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zu, als wir mit dem Aufzug nach unten fahren.
    Mel greift meine Hand und drückt sie verschwörerisch. „Ehrensache.“

    „Bonjour, Mademoiselle Salinger. Bonjour Mesdames“, begrüßt uns Jean-Paul, als wir aus dem Aufzug treten.
    „ Bonjour“, erwidere ich und lege den Wohnungsschlüssel auf das schmale Brett vor ihn. Es widerstrebt mir, den Concierge bei seinem Vornamen zu nennen. Darum lasse ich den Namen ganz weg. Seinen Nachnamen kenne ich nicht. Philippe konnte ihn mir nicht nennen, und, ich glaube, niemand im ganzen Haus kennt Jean-Pauls Nachnamen. Zusammen mit meinen Freundinnen will ich an ihm vorbeigehen, doch er streckt seinen spärlich behaarten Kopf aus dem kleinen Fensterchen heraus und stoppt mich mit einer zackigen Handbewegung.
    „ Mademoiselle Salinger. Jemand hat vorhin eine Nachricht für sie abgegeben. Ich habe noch nicht bei Ihnen angerufen, weil ich dachte, sie wollten heute besonders lange schlafen. Pierre hat mir verraten, dass sie mit Ihren Freundinnen lange aus waren.“ Jean-Paul, die gute Seele, sieht mich entschuldigend an.
    „Nein, nein, mit langem Schlafen ist heute nichts“, winke ich ab. „Wir haben noch eine Menge Dinge für die Hochzeit zu erledigen.“ Ich strecke die Hand nach dem Umschlag aus, den Jean-Paul mir hinhält. „Sind Sie sicher, dass dieser Brief für mich ist?“ Es ist ein ganz normaler weißer Briefumschlag ohne Fenster – und ohne jegliche Aufschrift.
    Jean-Paul nickt ausdruckslos.
    „Wer, sagten Sie, hat ihn abgegeben?“
    „Eine junge Frau in einem hellblauen Kleid und einer weißen Schürze. Ein Zimmermädchen, nehme ich an.“
    Schlagartig fühle ich mich wie versteinert. Zimmermädchen gehören in Hotels. Jerôme Chabrol besitzt zwei Hotels.
    „Annie, komm!“, ruft mir Jane von der Tür her zu. „Das Taxi ist da.“
    Ich erwache aus meiner Erstarrung. „Danke, Monsieur. Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Tag, Monsieur.“ Als ich den Umschlag entgegennehme, kann ich nur mit Mühe das Zittern meiner Hände unterdrücken. Bevor ich das Haus verlasse, halte ich kurz an der Tür inne und atme tief durch.
    „Ihnen ebenfalls einen angenehmen Tag“, ruft der Concierge mir zu.
    Augen zu und durch. Annie, du weißt, was du dir vorhin vorgenommen hast! Mundwinkel hoch! Das alles ist ein riesiges Abenteuer! Du bist eine Liebesgöttin! Ich grolle mir selbst zu. Liebesgöttin! Ich glaube, ich drehe durch.
    Es juckt mir in den Fingern, den Brief zu öffnen. Doch Jane, Mary-Beth und Mel warten bereits auf dem Rücksitz des Taxis, das ich vorhin gerufen habe. Also stopfe ich den Brief mit meinen zittrigen Fingern in meine Tasche, atme nochmals tief durch, ziehe die Mundwinkel nach oben und gehe zum Taxi. Meine Freundinnen grinsen mich durch die Scheiben des Taxis hindurch an wie Honigkuchenpferde.
    Anstatt mit zittrigen Gliedern herumzulaufen, sollte ich mir selbst auf die Schulter klopfen, dass wir nicht mit der Metro fahren, obwohl es nur ein paar Stationen bis zu unserem Ziel sind. Aber die Gefahr ist zu groß, dass ich eventuell Jerôme Chabrol über den Weg laufe, während er zwischen seinen beiden Hotels hin- und herpendelt.
    Mit meinem aufgesetzten Lächeln im Gesicht pflanze ich mich auf den Beifahrersitz. „ Bonjour, Monsieur. In die Rue Mayoc, bitte. Nummer 6.“
    Ich werfe einen Blick in den Außenspiegel. Ich neige nicht dazu, mich zu überschätzen, aber ich muss zugeben, dass ich gut aussehe. Die zu kurze Nacht und die Aufregung wegen dieses geheimnisvollen Briefes sind mir nicht anzusehen. Vielleicht ist der Brief ja auch gar nicht von Jerôme, beruhige ich mich. Vielleicht war die junge Frau gar kein Zimmermädchen. Vielleicht war sie eine von den Kellnerinnen, die auf meiner Hochzeit bedienen und sie lässt mir eine Nachricht wegen des Essens, der Deko oder was weiß ich zukommen. Warum bin ich da nicht schon früher drauf gekommen? Wenn das so ist, kann ich genauso gut jetzt nachsehen, was in dem Brief steht. Ich öffne meine Handtasche. Na ja, das beutelartige Ungetüm, das ich Handtasche nenne, und in dem ich die notwendigsten Dinge wie ein Paar Ersatzstrümpfe, Tampons, Lipgloss etc. mit mir herumschleppe.
    „Wissen Sie, wo die Rue Mayoc ist?“, frage ich den Taxifahrer, während ich nach dem Brief krame. Die verdammte Tasche hat vier große Fächer und zwei kleine Fächer mit Reißverschluss.
    „Natürlich. Die Nummer 6 ist der Brautmodenladen, Mademoiselle“, bemerkt der Taxifahrer freundlich und absolut korrekt. Ich sehe

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