Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Bann der Leidenschaften

Im Bann der Leidenschaften

Titel: Im Bann der Leidenschaften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Nimou
Vom Netzwerk:
Mary-Beth ist jeden Augenblick fertig. Ihr hellbraunes Haar ist zu einer romantischen Frisur aufgesteckt. Mit einer unfassbaren Geschicklichkeit fummelt ihre Coiffeurin unzählige winzige hellblaue Schmuckschmetterlinge in das hellbraune Kunstwerk. Jane hat eine kastanienbraune Tönung bekommen und einen perfekt geschnittenen Kurzbob mit schnurgeradem Pony. Sie sieht fantastisch aus.
    Camille besorgt uns allen einen Tee, während Mel von den Krakenarmen befreit wird. Pünktlich nach einer Stunde ist auch Mel fertig. Gestern und vorgestern schon sah sieh toll aus mit ihren roten Haaren, doch jetzt ist sie eine Schönheit. Claude hat recht: Mel ist ein Model. Ihre Haare sind jetzt hellorangerot, raspelkurz geschnitten und zeigen Mels wunderhübsches Gesicht. Ich habe keine Ahnung, was die Kosmetikerin nachher noch mit Mel machen will. Schon jetzt ist sie perfekt. Wie konnte ich sie jemals für eine unscheinbare ewige Jungfer halten?
    Nachdem wir uns überschwänglich von Claude und ihren Haarkünstlerinnen verabschiedet haben, lassen wir uns mit dem Taxi in die Rue Babylone zu Clarins kutschieren, um uns Achseln und Beine enthaaren zu lassen, für eine Maniküre und Pediküre und für das Make-up. Jane, Mary-Beth und Mel sind ausgelassen wie lange nicht. Was wäre mir entgangen, wenn ich die Hochzeit hätte platzen lassen! Und alles nur wegen eines an die zwei Meter großen Kerls mit schwarzen Augen. Gut, dass in meinem Kopf sowieso nichts anderes los war als Wirrwarr. Nicht auszudenken, wenn ich eine Entscheidung getroffen hätte, um mein schlechtes Gewissen zu beruhigen. Eine Entscheidung gegen die Hochzeit. Allein bei dem Gedanken wird mir ganz übel Als wir Clarins mit glatten Achseln und Beinen, glänzenden Nägeln und professionellen Make-ups verlassen, um in das Taxi zu steigen, das uns nach Hause bringt, zu unseren Kleidern, bin ich mir sicher, dass ich mit meiner Schuld fertig werde.

    „Ihr Zukünftiger ist bereits aus dem Haus“, ruft Jean-Paul mir zu, als ich an der Concierge-Loge vorbeihuschen will. Einigermaßen verblüfft bleibe ich stehen. Das war so nicht abgesprochen. Er wollte warten, bis wir zurück sind. Dann wollte er mir die nächsten Schritte mitteilen und dann wollte er sich irgendwo in der Gegend mit seinen Eltern und seinem älteren Bruder und dessen Frau und den beiden Kindern treffen, um gemeinsam mit ihnen zum Standesamt zu fahren.
    „Hat er eine Nachricht hinterlassen?“ Ich trete vor Jean-Pauls Fensterchen, nehme den Wohnungsschlüssel und werfe ihn Mary-Beth zu, denn sie ist die einzige von uns, die das Prädikat sportlich verdient. „Fahrt schon mal hoch und zieht euch um. Ich kläre hier nur kurz was.“
    Die Aufzugtür rappelt hinter meinen Freundinnen zu und der Aufzug setzt sich quietschend in Bewegung.
    „Die eine Nachricht ist von Ihrem Zukünftigen. Er will noch mit seinen Eltern einen Kaffee trinken und hat das Haus darum etwas früher verlassen.“ Jean-Paul setzt seine dicke Lesebrille auf, denn er hat sich Notizen gemacht, die er ohne Hilfe nicht zu lesen vermag. „Sie werden in einer halben Stunde von dem Trauzeugen abgeholt, der dann bereits Ihren Vater im Wagen hat. Sie fahren zu Dritt zum Standesamt. Ihre Freundinnen folgen in einer Limousine.“
    Trauzeuge? Ich dachte, Philippes Bruder wäre der Trauzeuge. „Sebastian Duvall und Herb Salinger?“
    Jean-Paul sieht mich irritiert an. „Er hat keine Namen genannt.“
    „Danke“, sage ich und will gehen, doch Jean-Paul hält mich zurück.
    „Die andere Nachricht ist eher ein Päckchen“, murmelt er. „Es wurde vorhin, kurz nachdem Sie mit Ihren Freundinnen das Haus verließen, für Sie abgegeben.“
    „Wieder von dem Zimmermädchen?“, entfährt es mir.
    „Von einem Pagen.“ Lächelnd überreicht er mir ein kleines, in weißes Seidenpapier eingeschlagenes Päckchen. „Bestimmt ist es das erste Hochzeitsgeschenk.“
    „Das war’s?“, frage ich zur Sicherheit, während das Herz in meiner Brust zu einem beunruhigenden Trommelwirbel ansetzt. Jerôme, fährt es durch meinen Kopf.
    „Das war’s“, bestätigt Jean-Paul und fügt verschämt hinzu: „Sie sehen wunderschön aus, Mademoiselle Salinger.“
    Ich bedanke mich höflich und flüchte in den Aufzug, den meine Freundinnen geistesgegenwärtig zu mir hinuntergeschickt haben, und drücke auf die Fünf. Mit fliegenden Fingern reiße ich das weiche Papier von dem Päckchen, während der Aufzug sich in Bewegung setzt. Eine ebenso weiße Schachtel kommt zum

Weitere Kostenlose Bücher