Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Bann der Leidenschaften

Im Bann der Leidenschaften

Titel: Im Bann der Leidenschaften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Nimou
Vom Netzwerk:
Vorschein. Mit einem Ruck hebe ich den Deckel hoch.
    „Das darf nicht wahr sein!“, entfährt es mir. In der Schachtel liegt ein blütenweißes Strumpfband aus feinster Brüsseler Spitze. Es ist dehnbar. Natürlich! Damit es über meinen dicken Schenkel geht. Doch in der Schachtel befindet sich außer dem Strumpfband noch etwas. Eine Nachricht. Meine Finger zittern, als ich die weiße Klappkarte herausnehme, denn ich weiß nur zu genau, von wem sie stammt.
    Dies ist eine Leihgabe. Ich wünsche Dir und Deinem Mann eine schöne Hochzeitsfeier! J. C.
    Wütend stapfe ich aus dem Aufzug und betrete das Penthouse. Meine Freundinnen haben die Wohnungstür für mich aufgelassen. Ich trete sie zu und laufe nach links in das Zimmer, in dem ich mir vielleicht ein Büro einrichten werde und in dem mein Brautkleid hängt.
    An meinem Hochzeitstag nimmt dieser unverschämte Kerl Kontakt zu mir auf! Ich fasse es nicht! Ich reiße die Klappkarte in Fetzen und stopfe die Fetzen in meine Beuteltasche. Dann werfe ich die Schachtel auf den Boden und trete darauf. Das gottverdammte Strumpfband werde ich nachher zerschneiden und in den Müll befördern. Verdammt, ich will meine Hochzeit in Frieden feiern! Und dieser Mistkerl lässt mich nicht.
    Ich trete auf den Flur und brülle die Namen meiner Freundinnen. Ich muss mich endlich anziehen und sie müssen mir dabei helfen. Wie zum Teufel soll ich sonst das Mieder umlegen.
    Meine Freundinnen sind bereits angezogen, doch dass ich es fast noch pünktlich schaffe, grenzt an ein Wunder. Freundlicherweise gehorcht mir Jane, als ich sie beim Schnüren des Mieders anherrsche, dass sie mir Luft zum Atmen lassen soll, und Mel entdeckt am Rücken meines Kleides eine Aufhängung für die Schleppe. Warum sagen sie einem nicht, dass es derartige Vorrichtungen gibt? Mann, bin ich geladen!
    „Minus sieben Minuten“, verkündet Jane.
    „Raus hier“, zische ich und wir laufen auf unseren unbequemen, hochhackigen Schuhen in unseren unbequemen Traumkleidern aus der Wohnung. Als mir klar wird, dass wir nicht zu viert in den Aufzug passen, befehle ich meinen Freundinnen zuerst hinunterzufahren und sich in ihre Limousine zu schwingen. Ich hätte nicht übel Lust, die Treppe zu nehmen. Das würde mir sicher beim Abbau meiner Aggressionen helfen. Doch mit diesem Kleid würde ich vermutlich verunglücken. Also warte ich grollend, dass der Aufzug wieder hochkommt.
    Was denkt Jerôme sich dabei? Ich steige in den Aufzug. Es war ausgemacht, dass er mich in Ruhe lässt. Oder hat er mein Auftauchen im Sept Roses falsch verstanden? Hätte ich mich gegen die Nummer mit der Suite wehren sollen? Das darf alles nicht wahr sein! Als ich den Aufzug verlassen will, bleibe ich mit der Schleppe, die mir wie ein zusammengeknüllter Fallschirm am Hintern klebt, an der verschnörkelten Gittertür hängen. Auch das noch!
    Gott sei Dank hat Jean-Paul das Unglück beobachtet und befreit mich.
    „Sie müssen lächeln, Madame Salinger“, sagt der Concierge nachsichtig. „In ein paar Stunden ist alles vorüber. Dann sind Sie eine glückliche Madame Duvall.“
    „Danke.“ Ich versuche ein Lächeln und hetze über den Flur. Luft! Ich brauche frische Luft! Ich reiße die Haustür auf und renne fast meinen Vater über den Haufen, der dort mit dem Brautstrauß auf mich wartet.
    „Annie, was ist los mit dir?“
    „Oh, Daddy“, keuche ich. Dankbar ergreife ich die Hand, die er mir bietet. Den Brautstrauß kann ich jetzt nicht gebrauchen. Ich bemerke aber, wie wunderschön er ist. Er besteht ausschließlich aus lila Ranunkeln und mir unbekannten lindgrünen Pflanzen, die aussehen wie Pusteblumen. Dieser Hochzeitsservice ist grandios!
    „Ich habe keine Ahnung“, antworte ich, etwas beschwichtigt durch diesen tollen Brautstrauß, auf Papas Frage, obwohl er sie nur rhetorisch gemeint hat. „Es wird diese verdammte Nervosität sein.“
    Mein Vater bedenkt mich mit einem sanften Lächeln und streicht mir über meine Hand. „Komm, meine Kleine. Der Trauzeuge wartet. Er ist ein sehr netter Mann.“
    Ich folge meinem Vater zu dem weißen, mit weißen Schleifen geschmückten Bentley. Perfekt. Es ist der perfekte Wagen, um vor dem Standesamt und danach vor der Kirche vorzufahren und nachher damit in die Flitterwochen zu entschwinden. So langsam löst sich meine Wut in Luft auf. Das wurde aber auch Zeit! Papa hält mir die Tür auf. Ich schenke ihm das strahlende Lächeln, das mein lieber Papa verdient hat, raffe meine Röcke und setze

Weitere Kostenlose Bücher