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Im Bann der Leidenschaften

Im Bann der Leidenschaften

Titel: Im Bann der Leidenschaften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Nimou
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Hotelbesitzer“, kichert Jerôme.
    Jerôme hat tatsächlich gekichert. Dass ein Mann wie er kichert, erstaunt mich schon sehr. Es nimmt ihm ein wenig von der Strenge und Dominanz, die er ausstrahlt, täuscht allerdings auch nicht darüber hinweg, dass er seinen besten Freund hintergeht. Aber vielleicht ist er ja doch nicht ganz so skrupellos wie ich denke.
    „Lacht ihr über mich?“, fragt Dad finster. „Ich habe gehört, wie ihr Hotel gesagt habt. Hotel ohne H.“
    „Oh Dad“, jetzt muss ich doch wirklich lachen, „ich würde mich niemals über dich lustig machen.“
    Das Knurren, das vom Beifahrersitz ertönt, straft meine Worte Lügen.
    Jerôme lenkt den Bentley auf den Place de la Madeleine und lässt Papa und mich direkt vor dem Eingang der ungewöhnlichen Kirche aussteigen. Die beiden Helfer vom Hochzeitsservice sind bereits da und helfen mir beim Aussteigen. Ich fühle mich unendlich viel besser als noch vor ein paar Stunden. Der Alkohol und die Gewissheit, dass Philippe nichts von Jerôme und mir weiß, lassen mich die Zeremonie einigermaßen überstehen. Jedenfalls bis zu diesem Zeitpunkt.
    Während Jerôme wieder verschwindet, um den Wagen zu parken, führen die beiden Helfer Dad und mich die Stufen zur Madeleine hoch. Vater und Tochter keuchen um die Wette. Dad, weil er seit langem mehr als ein paar Kilo zu viel auf den Rippen hat, ich aus demselben Grund und außerdem wegen des Mieders, das eben diesen Zustand ausgleichen soll.
    Auf der Plattform vor der Kirche warten dieselben Kellnerinnen, die vor dem Bürgermeisteramt Brioches und Rotwein verteilt haben, nun mit Tabletts, auf denen kleine, auf Spieße gesteckte Crêpes mit Lachsfüllung liegen und mit Weißwein gefüllte Gläser stehen. In dem Moment, in dem ich mir mein erstes Lachscrêpelein zu Gemüte führe, treffen auch die beiden Busse mit meinen und Philippes Verwandten ein.
    Die Helfer bringen mich und Dad in einen kleinen Nebenraum der Kirche. Lächelnd lösen sie meine Schleppe und breiten sie hinter mir auf dem Boden aus. Von einem kleinen Fenster aus beobachten Dad und ich Seite an Seite, wie die Hochzeitsgäste über Crêpes und den Wein herfallen und anschließend die Madeleine stürmen. Die Touristen, die heute draußen bleiben müssen, gaffen neidisch.
    „Ich wünschte“, seufze ich, „Mama könnte mit uns hier sein.“
    Dad tätschelt mir den Rücken. Dankbar drücke ich im einen Kuss auf die Wange. Und dann ist es soweit.
    Ein Streichquartett spielt Pachelbels Kanon in D, während ich am Arm meines Dads im erhebenden Hochzeitsschritt durch den Mittelgang der Madeleine schreite. Mein Körper in dem strammen Mieder ist steif und aufrecht wie der Obelisk auf dem Place de la Concorde, meine Schritte sind leicht und beschwingt. Bei jedem Tritt raschelt die Schleppe, die ich hinter mir herziehe, wie die Blätter eines Baumes im Sommerwind.
    Um Dad und mich herum tauchen Tausende von Kerzen die berühmte Madeleine-Kirche in ein romantisches Licht, über uns erheben sich die drei hintereinander liegenden Kuppeln, durch die das herbstliche Sonnenlicht helle Flecke auf den gekachelten Boden wirft.
    In dem Moment glaube ich, dass Gott mir vergeben hat.
    Mit tränennassem Gesicht trete ich vor den Altar und knie neben Philippe auf der rot gepolsterten Bank nieder.
    Dad setzt sich neben Mom in die erste Sitzreihe.
    Meine Hand sucht die von Philippe. In dem Moment bin ich angekommen.
    Philippe ist meine Heimat. Ja, ich liebe ihn. In den letzten beiden Tagen muss ich verblendet gewesen sein. Eine arme Sünderin, die schließlich erkannt hat, wo sie hingehört.
    Dieses Mal bekomme ich es mit, als der Pastor mich fragt, ob ich Philippes Frau werden, ihn lieben und ehren, ihm in guten wie in schlechten Tagen die Treue halten will, bis dass der Tod uns scheidet.
    Mein Ja klingt glockenklar durch das festliche Gotteshaus.
    Da ist kein Gedanke an Jerôme, an Glutaugen oder an Schäferstündchen unter dem Eifelturm oder in Szene-Clubs. Da sind nur Philippe, Gott und ich.

Kapitel 12
    „Ich kann nicht mehr!“ Ergeben lässt Jane Messer und Gabel auf ihren Teller sinken und trinkt einen großen Schluck Rotwein. Sie hat soeben ihren fünften Hähnchenbollen verspeist. Wie es sich für ein Sterne-Restaurant in einem fünf-Sterne-Hotel gehört, kommt ein Kellner angelaufen und räumt ab. Der arme Kerl wartet seit geraumer Zeit, dass endlich auch Jane mit dem vierten Gang, dem Coq au Vin abschließt.
    Wie alle meine Freundinnen und meine Verwandten,

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