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Im Bann der Leidenschaften

Im Bann der Leidenschaften

Titel: Im Bann der Leidenschaften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Nimou
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hat Jane das französische Essenssystem noch nicht begriffen, bei dem man zwar viele Gänge serviert bekommt, allerdings nicht jeden Gang bis auf den letzten Krümel aufisst – und sich schon gar keinen Nachschlag geben lässt. Nur gut, dass Janes Kleid unter der Brust in einer lockeren A-Linie fällt. Von locker ist allerdings inzwischen nicht mehr viel zu sehen.
    Als meine erste Brautjungfer sitzt Jane mit Mary-Beth, Mel und meinen Eltern zu meiner Linken, an einem der vielen großen, runden Tische im Ballsaal des Versailles Palace Hotels. Philippe sitzt rechts neben mir. An seiner Seite befinden sich Jerôme und Philippes Eltern. Die übrigen Gäste sind nach Familienzugehörigkeit auf zweiundzwanzig weiß gedeckte und mit lila-lindgrünen Blumenkränzen und hohen, fünfarmigen Lüstern dekorierte Tische verteilt. In den Lüstern flackern fliederfarbene Kerzen.
    Wir stoßen zum gefühlten hundertsten Mal auf Philippe und mich an. Genauso gut hätten wir in Jerômes Hotel feiern können, auch dort gibt es einen grandiosen Ballsaal mit Kronleuchtern an der Decke und raumhohen Fenstern, doch das Versailles Palace befindet sich nur zwanzig Minuten außerhalb von Paris und Philippe wollte für seine Hochzeit partout die grandiose Kulisse von Versailles. Als Fotograf hat er präzise Vorstellungen von unseren Hochzeitsfotos, und dazu gehören nun einmal symmetrisch ausgerichtete Bäume und ein Schloss. Noch Stunden nach den Fotos bin ich fix und alle. Eine Modelkarriere ist für mich also schon aus konditionellen Gründen vollkommen undenkbar. Schon nach kurzer Zeit vor der Kamera sehe ich aus, als hätte ich zwei Nächte lang durchgearbeitet. Trotz Maske.
    Zwei Kellner servieren die Crème Brûlée, die meine einzige Bedingung an das Festessen war. Schon beim Anblick des hellgelben Desserts läuft mir das Wasser im Mund zusammen. Die Zuckerschicht ist so dünn und zart wie es sich für eine ordentliche Crème Brûlée gehört. Als ich die vom Flambieren leicht angebräunte Zuckerschickt mit meinem Dessertlöffel durchstoße, zersplittert sie mit einem fast unhörbaren Krachen. Eine echte französische Crème Brûlée ist die einzige Süßspeise, die mit weißen Mini-Schoko-Küssen mithalten kann.
    Das Gespräch an unserem Tisch verläuft ein wenig mühsam, da Philippes Eltern kaum Englisch sprechen und meine Eltern auf Französisch nur Bonjour, Amour, Bon Appétit, Tchin Tchin und Merci herausbringen. Das hindert meine Mutter jedoch nicht, sich lebhaft an dem Tischgespräch zu beteiligen. Mich und Philippe spannt sie gnadenlos als ihre persönlichen Dolmetscher ein. Nach fünf Gängen und mindestens so vielen Flaschen Wein, liegen die unverfänglichen Themen wie Wohnort, meine amerikanische Kindheit und fremde Sitten und Gebräuche hinter uns. Ich frage mich, über was wir noch reden sollen. In diesem Augenblick eröffnet Mom den peinlichen Teil.
    „Sind Sie eigentlich verheiratet?“ Mom sieht Jerôme an, erwartet aber von mir oder von Philippe, dass die Übersetzung auf dem Fuße folgt, denn sie möchte schließlich von allen am Tisch sitzenden Personen verstanden werden.
    Grinsend übersetzt Philippe die Frage meiner Mutter, während ich mir Wein nachschenke.
    „Leider nein“, antwortet Jerôme.
    Philippe übersetzt auch dies.
    Offensichtlich bin ich die Einzige, die von der Wende in unserer Tischunterhaltung peinlich berührt ist. Philippes Eltern lächeln entspannt, meine Freundinnen schauen freundlich in die Runde.
    „Gibt es denn schon eine kleine Freundin?“
    „Mom!“, zische ich.
    „Man wird doch wohl noch fragen dürfen!“, mault meine Mutter.
    „Die Frau, für die ich mich interessiere, ist leider bereits vergeben“, bedauert Jerôme und prostet uns reihum mit seinem fast ausgetrunkenen Bordeaux zu.
    Oha. Meint er etwa mich? Leider kann ich dies seinem Blick, der genauso kurz auf mir wie auf den anderen ruht, nicht entnehmen. Fragen scheidet ganz aus. Ich nehme einen guten Schluck von meinem Roten. Bitte, Mom, flehe ich insgeheim, während der Rotwein weich und mild meine Kehle hinunterrinnt, bohr doch noch ein wenig nach. In dem Moment legt Philippe seine Hand auf meine und drückt sie leicht. Auf der anderen Seite trifft mich Janes Ellenbogen am Oberarm.
    „Kenne ich die Frau, für die du dich interessierst?“ Die Frage kommt von Philippe. Wenn ich mich nicht irre, schwingt in Philippes Stimme ein hinterhältiger Tonfall mit. Zumindest kommt es mir so vor.
    So langsam wird mir ungemütlich,

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