Im Bann der Leidenschaften
stößt noch zweimal zu, dann kommt auch er, entleert sich mit einem dunklen Stöhnen in mir. Jerômes Oberkörper sinkt auf meinen Rücken, seine Arme umschlingen meine Taille. Ich höre sein heftiges Atmen.
Eine Weile verharren wir in dieser Position. Bis ich meinen Rücken spüre. Ich bin vollkommen verkrampft.
Jerôme richtet sich auf. Er zieht mein Höschen hoch und zieht mir das Kleid über den Hintern. Dann richtet er mich auf. Ich habe das Gefühl, ich müsste mich entknoten. Während er seinen Schwanz zurück in die Hose steckt und den Reißverschluss schließt, schließt er mich in die Arme. Erschöpft lehne ich meinen Kopf an seine Brust. Wie gut dieser Mann duftet. Wie klein und schutzbedürftig ich mich bei ihm fühle. Warum zum Teufel? Warum?
„Wir sollten wieder zu den anderen zurückgehen, Annie.“
Die anderen. Ein flaues Gefühl legt sich um meinen Magen. „Weißt du, wie spät es ist?“
„Es ist bald Mitternacht, Annie.“
Widerwillig löse ich mich aus Jerômes Umarmung.
Jerôme hebt seinen Frack vom Boden auf und zieht ihn sich über.
„Ich gehe vor“, sage ich mechanisch, obwohl ich am liebsten für immer hier in diesem Irrgarten bleiben will. Ich will mich neben Jerôme auf den Boden legen und schlafen. Ich bin vollkommen erschöpft.
Jerôme hält mich zurück, zieht mich noch einmal an sich.
„Ich weiß, dass das, was ich tue, nicht richtig ist, Annie“, sagt er leise. „Aber ich bin verrückt nach dir, Annie, vollkommen verrückt. Verzeih mir.“
Seufzend löse ich mich von ihm. Ich bin auch verrückt nach ihm, nach dem Sex mit ihm. Jerôme erregt mich bereits, wenn ich nur an ihn denke. Seine Augen, der starker Körper, sein Geruch. Ich kann nichts dafür, es geschieht ganz einfach, und ich muss es mir endlich eingestehen, muss ehrlich sein zu mir selbst. In diesem Moment weiß ich nicht, was falsch ist. Die Geschichte mit Jerôme? Oder die Hochzeit mit Philippe?
Eilig und ohne die hübsche Architektur zu beachten, laufe ich über die Hotelterrasse, betrete das Hotel. Auf dem Flur, über den ich vor etwa einer halben Stunde gelaufen bin, befinden sich einige der Gäste. Wie ich sind sie sie auf dem Weg zu den Toiletten. Ich nicke ihnen freundlich zu und mache mich vor einem Waschbecken breit. Meine Wangen glühen verdächtig rosig, doch das Kleid, meine Haare und der Schleier sitzen perfekt, wie betoniert. Camille hat wirklich ganze Arbeit geleistet.
Ich lasse kaltes Wasser über meine Hände und die Handgelenke laufen und kühle mein Gesicht. Die Fotos sind im Kasten, jetzt ist es gleichgültig, ob das Make-up hält oder ob es sich auflöst. Viel besser fühle ich mich zwar nicht, aber ich bin bereit für den nächsten Akt in meinem Hochzeitstheater.
Einigermaßen gefasst richte ich mich auf, werfe einen letzten Blick in den Spiegel und trete aus der Toilette heraus. Exakt in diesem Moment kommt Jerôme zur Terrassentür herein. Gemeinsam mit Philippe.
Wie zwei Models stehen die beiden Männer in der Tür. Beide im Frack, beide in einem weißen Hemd, beide tragen eine dunkle, handgebundene Fliege. Beide sehen göttlich aus. Der Haarschopf des einen dunkel wie bittere Schokolade, die kinnlange Mähne des anderen hell wie ein kleiner, weißer Mini-Schoko-Kuss.
Ein Blitzschlag könnte mich nicht härter treffen. Wie angewurzelt bleibe ich auf dem Gang stehen und starre die beiden schönen Männer an.
Jerôme mustert mich ausdruckslos mit seinen tiefschwarzen Augen in dem markanten Gesicht.
Über Philippes schmales Gesicht huscht ein Lächeln, um seine hellen Augen ziehen sich die so vertrauten, sympathischen Lachfältchen.
In mir wechseln sich eine erneut aufsteigende Erregung und eine unendliche Erleichterung miteinander ab. Es ist der reine Wahnsinn. Ich bin vollkommen überwältigt von meinen Gefühlen, weiß gar nicht, was ich tun, was ich denken soll. Erschöpft lasse ich mich mit dem Rücken gegen die Wand hinter mir fallen.
„Was ist los mit dir, mein Schatz?“, ruft Philippe erschrocken. Mit wenigen Schritten eilt er zu mir.
Jerôme folgt ihm auf dem Fuß. Auch in seinem Gesicht steht Sorge.
„Du bist kreidebleich, Annie.“ Philippe nimmt mich in die Arme. Er hat keine Ahnung, was seine Frau und sein bester Freund vor wenigen Minuten draußen im Hotelgarten getrieben haben. Von zwei Schachteln Mini-Schoko-Küssen oder drei Tafeln Schokolade wird mir nicht übel. Von dem, was hier abgeht, schon.
„Das Mieder schnürt mir die Luft ab“, versuche ich
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