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Im Bann der Leidenschaften

Im Bann der Leidenschaften

Titel: Im Bann der Leidenschaften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Nimou
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meinen betrogenen Ehemann mit einer Lüge beruhigen. Es klappt.
    „Warum ziehst du überhaupt so ein Teil an“, schimpft Philippe. Jerôme nickt bestätigend. Um seine vollen, ein wenig rauen Lippen, zieht sich ein entspanntes Lächeln. „Sowas hast du doch gar nicht nötig! Man sollte dir den Hintern versohlen.“
    Weswegen sollte man mir den Hintern versohlen? Wegen des Mieders? Oder zur Strafe? Ich spüre Jerôme noch immer zwischen meinen Beinen. Ich habe ganz sicher eine Strafe verdient, wobei die fürchterlichen Seelenqualen, die ich in diesem Moment leide, schon Strafe genug sind.
    „Meinst du, wir können wieder in den Saal gehen?“ Philippe betrachtet mich nachdenklich. „Wir sollen gleich die Hochzeitstorte anschneiden. Unsere amerikanischen Verwandten haben es gern pünktlich. Fünf Minuten bleiben uns noch, bevor sie den Helfern vom Hochzeitsservice auf die Zehen treten. Aber wenn es dir nicht gut geht, oder wenn du keine Lust auf diesen Zauber mit der Torte hast, lassen wir das. Deine Leute wissen alle, wie man mit Messer und Tortenschaufel umgeht. Zur Not kann einer von den Helfern das Anschneiden der Torte übernehmen. Also, für mich ist die Sache mit der Torte sowieso nicht wichtig. Schatz, was meinst du?“
    Schatz. Oh, Philippe, nenn mich bitte nicht Schatz, sonst muss ich wieder weinen. In meinen Augen brennt es schon. Anscheinend bin ich der Aufregung, für die ich selbst verantwortlich bin, in keiner Weise gewachsen. Ich spiele mit dem Feuer. Das kann doch nur böse ausgehen. Janes wütendes Gesicht, als wir zu viert zur Toilette gegangen sind, erscheint vor meinem inneren Auge. Wenn ich zurück in den Ballsaal gehe, werde ich ihr begegnen. Ihr und Mary-Beth und Mel. Mel ist keine Gefahr, sie wird es verkraften, aber Jane und Mary-Beth werden mich verfluchen. Sie werden mir die Freundschaft kündigen. Nie im Leben wird Jane ihr Versprechen halten, dass Freundinnen immer zueinander stehen, auch in solchen fiesen Situationen wie dieser. Und Mary-Beth schon gar nicht. Was habe ich nur getan?
    „Also, ich gehe jetzt rein“, verkündet Philippe. Er setzt sich bereits in Bewegung. „Ich vertröste die Gäste. Jerôme, kümmerst du dich um Annie?“
    „Sicher“, brummt Jerôme.
    Wie erstarrt sehe ich Philippe hinterher.
    „Niemand wird etwas bemerken“, redet Jerôme mir beruhigend zu. „Sie werden denken, du seist erschöpft von dem anstrengenden Tag. Und das ist dein gutes Recht. Also komm schon, bringen wir es hinter uns.“
    „Nimm mich in den Arm, Jerôme“, hauche ich. „Bitte.“
    Jerôme greift nach meiner Hand und drückt sie kurz. „Besser nicht. Nicht hier. Das gibt nur böses Blut. Besonders wenn deine Freundinnen uns entdecken. Die beobachten uns schon den ganzen Tag mit Argusaugen. Komm jetzt.“
    Er zieht mich am Arm von der Wand weg und gibt mir einen Schubs.
    Wie ferngesteuert setze ich mich in Bewegung. Im Ballsaal werde ich bereits sehnsüchtig erwartet.
    Mel schießt auf mich zu. „Ich war draußen. Ich bin dir gefolgt.“ Sie keucht, sie ist außer Atem. „Aber erschrick nicht! Ich habe Jane und Mary-Beth erzählt, dass ich mit Jerôme draußen war. Dass ich gesehen habe, wie du mit Philippe verschwunden bist und ich etwas Luft schnappen wollte. Und dabei zufällig Jerôme begegnet bin. Alles ist gut, Annie.“
    Unfähig zu einer Reaktion starre ich Mel an. Gefolgt? Wo war Philippe, als ich mit Jerôme in dem Irrgarten war?
    „Komm, Annie, du kannst dich später bei mir bedanken. Jetzt musst du die Torte anschneiden. Philippe wartet auf dich. Ich habe übrigens nichts gesehen. Ich kann mir allerdings sehr wohl denken, was geschehen ist.“
    Mit bebenden Knien geselle ich mich zu meinem Mann. Philippe hat seinen Frack zur Seite gelegt und die Ärmel seines Hemdes aufgekrempelt. Seite an Seite stehen wir vor diesem fünfstöckigen Traum aus Sahne und Marzipankirschen und schneiden um die Wette. Jedem, der uns einen Teller entgegenstreckt, geben wir ein Stück von der süßen, sahnigen Torte. Philippe strahlt die ganze Zeit, während ich permanent Jerômes Augen auf mir spüre, obwohl ich ihn nirgendwo entdecke.
    „Hast du das mitbekommen?“, zischt mir Jane ins Ohr, als sie an der Reihe ist. Sie präsentiert mir ihren Teller, ich schneide eine Ecke von der Torte ab und schaufele es ihr auf das feine, weiße Porzellan.
    „Was soll ich mitbekommen haben?“, gebe ich mich unwissend.
    „Mel und Jerôme“, flüstert sie mir verschwörerisch zu. In ihren Augen

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