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Im Bann der Liebe

Im Bann der Liebe

Titel: Im Bann der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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Haaren und geröteten Wangen ging sie ermutigt in Julias Zimmer und holte sich ein Paar zierliche Perlohrringe.
    Als sie die Treppe hinunterstieg, traf sie auf Aubrey, der gerade aus seinem Arbeitszimmer kam. Bei ihrem Anblick blieb er stehen, und sie bemerkte ein Glitzern in seinen Augen, konnte aber nicht sagen, ob es Verbitterung oder Bewunderung war.
    »Nun«, bemerkte er heiser und rührte sich nicht vom Fleck. »Nun«, wiederholte er.
    Susannah freute sich insgeheim, dass sie ihn so aus der Fassung gebracht hatte. »Sie haben mir erlaubt, eines von Julias Kleidern zu tragen«, erinnerte sie ihn.
    Er nickte und schluckte. »Ja.«
    »Ich habe über das Kind nachgedacht...«
    Aubrey schaffte es schließlich, sich von dem Bann zu lösen, der ihn gefangen hatte. Er runzelte die Stirn. »Und zu welchem Schluss sind Sie gekommen?«
    »Sie muss einen Namen haben. Wir können sie nicht immer nur sie, das Baby oder das Kind nennen. Sie sollte auf jeden Fall getauft werden. Ich habe mit Reverend Johnstone gesprochen und ...«
    Wütend sah er sie an. »Machen Sie, was Sie wollen«, fauchte er und ging an ihr vorbei zum Esszimmer, wo Maisie den Tisch mit Silberleuchtern, Besteck und Chinaporzellan festlich gedeckt hatte.
    »Sie sind der Vater«, beharrte Susannah und folgte ihm. »Sie sind derjenige, der entscheiden sollte ...«
    »Nennen Sie sie, wie Sie wollen. Nur nicht Julia, natürlich.«
    Susannah spürte einen schmerzhaften Stich. »Hassen Sie sie so sehr?«, fragte sie ruhig.
    »Ja«, erwiderte er ohne Zögern. »Ich habe sie gehasst. Und nehmen Sie doch bitte diese Ohrringe ab. Sie waren ein Geschenk eines Ihrer Liebhaber, und ich kann ihren Anblick nicht ertragen.«
    »Wenn Sie Julia gehasst haben«, fragte Susannah und nahm die Ohrringe ab, »warum hat es Sie dann gestört, wenn sie Liebhaber hatte?«
    »Weil ich sie einmal geliebt habe«, entgegnete er resigniert.
    Das brachte Susannah zum Schweigen. Als es an der Tür klingelte, folgte sie Aubrey in die Halle. Einem kleinen Seitenhieb konnte sie nicht widerstehen, schließlich war er ja auch nicht gerade ein musterhafter Ehemann gewesen. »Vielleicht sollten wir Ihr Baby - Delphinia nennen?«, schlug sie zynisch vor.
    »Ich warne Sie, quälen Sie mich nicht«, gab er in scharfem Flüsterton zurück. »Ich bin kein geduldiger Mann.« Damit riss er die Tür auf und verwandelte sich augenblicklich in einen charmanten, freundlichen Gastgeber.
    Ein gut aussehender Mann mit kastanienbraunem Haar und gewachstem Schnurrbart stand vor der Tür, den Hut in der Hand. Susannah kam es vor, als kniffe der Besucher leicht die
    Augen zusammen, als Aubrey sie vorstellte. John Hollister war eindeutig genauso neugierig auf sie wie die Nachbarn, deren Blicken sie am Nachmittag begegnet war, auch wenn Aubrey schon erklärt hatte, dass sie Julias beste Freundin aus Kindertagen sei, die aus Nantucket gekommen war, um sich um das Kind zu kümmern.
    »Wir suchen gerade nach einem Namen«, verkündete Susannah fröhlich, als sie in den Salon gingen, um auf die anderen Gäste zu warten. »Für das Baby, meine ich. Ich habe Delphinia vorgeschlagen.«
    Aubrey warf ihr einen warnenden Blick zu, und Mr. Hollister lächelte kaum wahrnehmbar. Er wusste anscheinend über Aubreys Affäre mit Mrs. Parker Bescheid - ohne Zweifel ge-noss die ganze Stadt den Skandal. Susannah empfand Wut, wenn sie an Julia dachte. Sie benahm sich schamlos, das wusste sie, und doch konnte sie nicht anders. Die Tatsache, dass Mr. Fairgrieve sich eine Mätresse hielt, brachte sie auf.
    »Sagen Sie bloß, Sie haben dem armen kleinen Ding die ganze Zeit noch keinen Namen gegeben«, schalt Hollister Aubrey. Erhob sein Brandyglas. »Ich muss schon sagen, Fairgrieve, das ist ganz schön nachlässig von Ihnen. Ich habe immer Elisabeth sehr gemocht. Das war der Name meiner Mutter.«
    Wieder klingelte es, und Aubrey ging, um aufzumachen. Als er zurückkam, wurde er von zwei Herren begleitet, beide mit spärlichem Haar, dicken Bäuchen und goldenen Uhrenketten. Susannah vermutete, noch ehe sie ihr vorgestellt wurden, dass sie Bankkaufleute waren. Ohne Zweifel hätten auch sie Namensvorschläge gehabt, aber das Gespräch hatte sich den Goldfeldern und dem »Chinesischen Problem« zugewandt, was immer das war.
    Kurze Zeit später traf der letzte Gast ein. Er sah eher nach einem Cowboy als nach einem Geschäftsmann aus, und er gefiel Susannah auf den ersten Blick. Seine blauen Augen funkelten spitzbübisch, sein von der Sonne

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