Im Bann der Liebe
Frau im ganzen Saal.«
Susannah wurde schwindelig von Aubreys Worten. »Du bist ein Schmeichler«, beschuldigte sie ihn.
Er lachte. »Ganz im Gegenteil. Ich sage nie, was ich nicht meine, Schmeichelei habe ich gar nicht nötig.«
Darauf wusste sie keine Antwort. Aus den Augenwinkeln sah Susannah Mrs. Parker und den wütenden Ausdruck auf dem klassisch schönen Gesicht. Wie seltsam, dachte sie, dass ich, Susannah McKittrick, mit dem attraktivsten Mann der Stadt tanze, während eine Frau wie Delphinia Parker am Rande der Tanzfläche steht und zusieht. Kurz darauf sah sie Maisie in ihrem schönen Kleid hereinkommen und schöpfte neuen Mut.
»Ich habe vor, heute Nacht unsere Vermählung anzukündigen«, sagte Aubrey. »Wirst du mich demütigen, indem du mich vor allen zurückweist?«
Susannah wurden die Knie weich, und der Raum mit seinen Farben, Gesichtern und funkelnden Juwelen verschwamm vor ihren Augen. Ihr Herz hämmerte. »Das kann nicht dein Ernst sein. Ich habe dir doch gesagt...«
»Ich will dich, Susannah. Ich brauche dich. Und ich werde dich lehren, mich auch zu wollen und zu brauchen.«
Er sprach so laut, dass sie fürchtete, auch die Gäste hätten sie gehört. »Du hast viel Vertrauen in dich«, bemerkte sie. Das war eine kühne Bemerkung, und sie wirkte. Aubrey schwieg.
Doch nur zu rasch war das Lächeln wieder da, gepaart mit der gewohnten Selbstsicherheit. Seine haselnussbraunen Augen glitzerten vor Schalk und etwas anderem, das Susannah nicht ganz herauszufinden vermochte. »Eines nicht allzu fernen Tages wirst du dieses Selbstvertrauen teilen«, sagte er.
Sie wäre am liebsten auf ihn losgegangen, wenn sie nicht in einem Ballsaal gewesen wären und halb Seattle ihnen zugesehen hätte. Und wenn sie sich ihm nicht so gerne unterworfen hätte.
Die Musik hörte auf und enthob sie der Notwendigkeit einer Antwort. Glücklicherweise erschien Zacharias und bat sie um den nächsten Tanz. Bei den ersten Klängen wirbelte sie mit ihm davon.
»Ich bin so froh, Sie zu sehen«, erklärte sie ihrem Schüler.
Er lachte. »Warum? Sie sahen aus, als gehörte Ihnen der Mond, als Sie mit Fairgrieve tanzten. Und er schien ebenfalls sehr glücklich.« Sie konnte nicht erklären, dass sie Angst gehabt hatte, nicht vor Aubrey, sondern vor sich selbst. Ihre Gefühle waren ihr fremd und drohten ihre Urteilskraft außer Kraft zu setzen. »Er will mich um meine Hand bitten«, verriet sie leise.
»Glücklicher Knabe«, kommentierte Zacharias. »Werden Sie >Ja< sagen?«
Sie wollte Aubreys Antrag nur zu gerne annehmen, auch wenn sie wusste, dass er nicht mit wahrer Liebe verbunden war. Sie sehnte sich danach, sein Bett und sein Leben zu teilen, seine Kinder zu gebären und Victoria mit ihnen aufzuziehen. Was bedeutete das? »Ich weiß nicht, was ich tun soll«, gab sie zu.
»Dann, denke ich, Sie sollten sich Bedenkzeit nehmen, bis Sie wissen, was Sie wollen.«
Ihre Gefühle waren eindeutig, aber das konnte sie mit Zacharias nicht besprechen, höchstens mit Maisie oder dem Pfarrer. Frustriert schüttelte sie den Kopf.
»Sie sehen heute wirklich hübsch aus«, erklärte Zacharias. Er zwinkerte ihr zu, und Susannah fragte sich, wann wohl der passende Zeitpunkt wäre, um ihn mit Maisie bekannt zu machen. Ihrer Meinung nach gäben die beiden ein hübsches Paar ab. Bei der Vorstellung, dass die bescheidene Maisie dann in dem großen Haus leben würde, musste sie lächeln.
Ethan forderte sie zum nächsten Tanz auf. In seinen Sonntagskleidern sah er hervorragend aus. Nach dem Tanz führte er sie aus dem Saal ins Wohnzimmer, wo es kühler war.
»Setzen Sie sich.« Er begleitete sie zu einem Sessel. »Sie sehen aus, als ob Sie jeden Moment umfallen würden.«
Dankbar setzte sie sich und schloss die Augen. Als sie sie wieder aufschlug, hatte Ethan ihnen einen Punsch geholt.
»Wissen Sie eigentlich, wie Sie die Dinge hier verändert haben?«, fragte er und nahm einen Schluck aus seinem Glas.
Susannah achtete darauf, nichts zu verschütten. Sie dachte nach. »Ich verstehe nicht, was Sie meinen.«
»Ich glaube doch«, gab Ethan ruhig zurück. »Der Ballsaal war verschlossen wie ein Grab, seit die Probleme zwischen Julia und Aubrey begannen, und jetzt plötzlich lädt er halb Seattle ein und beobachtet den ganzen Abend, wer mit Ihnen tanzt.«
Susannah hatte bewusst vermieden, Aubrey nachzuschauen. Falls Delphinia in seinen Armen durch den Saal tanzte, wollte sie es gar nicht wissen. »Er amüsiert sich bestimmt gut«, sagte
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