Im Bann der Liebe
sie leichthin.
Ethans Gesicht lag im Schatten, aber er hob die Brauen. »Was soll das heißen?«
Sie seufzte und trank noch einen Schluck. Der Punsch war fruchtig süß. »Delphinia Parker ist hier«, erklärte sie. »Sie haben sie doch sicher gesehen.«
»Ah«, machte Ethan.
Susannah setzte sich aufrechter hin. »Jetzt frage ich: Was heißt das?«
»Nichts. Ich finde es nur interessant, dass Sie eifersüchtig auf Delphinia sind.«
»Ich bin nicht eifersüchtig. Seien Sie nicht gemein.«
»Ich stelle nur etwas fest. Ein Blinder könnte sehen, dass Sie etwas für meinen Bruder empfinden. Warum geben Sie vor, es nicht zu tun?«
Mit zitternder Hand setzte sie ihr Glas ab und senkte den Kopf. »Ist es so offensichtlich?«, fragte sie peinlich berührt.
»Vielleicht nicht für jeden«, schränkte Ethan ein, »aber ich kenne meinen Bruder und mache mir auch langsam ein Bild von Ihnen.«
»Welches?« Jetzt schien es interessant zu werden.
»Unter der Mauerblümchenfassade steckt eine sehr leidenschaftliche Frau. Sie lieben es, Walzer zu tanzen, Sie küssen gern und tragen Ihr Haar gern offen, nicht wahr?«
Susannahs Wangen brannten vor Scham. »Sie sind unverschämt«, stieß sie aus.
Er kicherte. »Keine Angst, ich werde mich nicht danebenbenehmen. Aubrey hat ein Auge auf Sie geworfen, und ich respektiere das. Es macht mir Spaß, mit Ihnen zu reden, das ist alles.«
Sie schwieg und dachte nach. Die Musik im Ballsaal war ziemlich laut. Sie fragte sich, was Aubrey jetzt wohl machte. Ob er eine Frau zum Tanz führte? Jede wäre ihr recht, nur nicht seine Geliebte. »Woher weiß ich, dass ich Ihnen trauen kann?«, fragte sie schließlich.
Er antwortete nicht gleich, beugte sich nur vor. »Was wünschen Sie sich am meisten im Leben?«, fragte er. »So, dass Sie nachts nicht schlafen können, weil sie immer daran denken müssen?«
Sie schluckte. Sie wusste, was er meinte, auch wenn es schwer war, das zuzugeben. »Eine Familie«, bekannte sie leise, »Mann und Kinder.«
»Wenn Aubrey Sie heiraten will - und das will er wirklich -, worauf warten Sie dann?«
Susannah biss sich auf die Lippe. »Er liebt mich nicht.«
»Liebe«, wiederholte Ethan, seufzte und dachte nach, »Liebe habe ich einmal erlebt. Wir haben zu lange gebraucht, um zueinander zu finden, und dann habe ich sie verloren. Wissen Sie was, Susannah? Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, würde ich sie auf der Stelle heiraten, ohne Rücksicht auf die Gesellschaft. Wenn sie meine Liebe nicht erwiderte, hätte ich immer noch die Chance, sie zu erringen. Ich würde so viel Glück wie möglich für mich herausholen.«
Susannah lief ein Schauer über den Rücken. Plötzlich wurde ihr bewusst, dass Aubrey etwas passieren konnte, oder dass er einfach wegging, so wie Ethans Su Lin.
»Aber er liebt mich nicht«, wiederholte sie, doch es klang schon nicht mehr so überzeugt.
»Das wird er lernen, wenn er es nicht schon tut. Lassen Sie ihn nicht gehen, ohne gründlich darüber nachzudenken, Susannah. Mein Bruder ist ein besonderer Mann, und ein guter.«
Susannah spürte Tränen in den Augen. Sie war froh, dass es im Salon so dunkel war. Doch das Zittern in ihrer Stimme konnte sie nicht verbergen. »Er hat Julia betrogen. Warum sollte ich glauben, dass er mich nicht auch betrügt?«
»Aubrey hat sein Haus für Julia gebaut und eingerichtet, ehe er sie überhaupt kannte. Dann ist er in den Osten gegangen, wo er sie gefunden hat. Ein paar Monate lang war sie hier glücklich, aber dann hat sie sich verändert. Sie hat getan, was sie konnte, um ihn zu quälen. Man kann es ihm nicht verdenken, dass er sich woanders Trost gesucht hat.« Er betrachtete sie schweigend, und Susannah wusste nicht, was sie darauf antworten sollte. Doch er schien auch keine Antwort zu erwarten. »Das Teuflische ist«, fuhr Ethan fort, »dass ich denke, er hätte lieber Sie finden sollen, als er auf Brautschau war.«
Susannah zog ihr Taschentuch hervor und presste es gegen den Mund. »Das ist ja verrückt!«
»Das ist es nicht. Er hat jemanden gesucht, der nett und hübsch ist und der einen guten Charakter hat. Das alles trifft auf Sie zu, Susannah.«
Sie schniefte. »Julia hatte gute Eigenschaften«, protestierte sie.
»Mag sein«, gab er zu. »Aber nach einer Weile war sie nicht mehr die Frau, die Sie gekannt haben.«
»Aber warum nur?«, fragte Susannah. »Es muss etwas vorgefallen sein. Wissen Sie, was das gewesen sein könnte?«
Ethan schüttelte den Kopf. »Auch wenn
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