Im Bann der Liebe
dem Boden spielte, und bog sich mit dem ganzen Körper in seine Richtung.
»Erst dein Fläschchen«, mahnte Susannah, hielt das Baby fest und drückte ihm einen Kuss auf die Schläfe. Amüsiert betrachtete sie Maisie. »Sie sind heute Morgen aber gut gelaunt«, rief sie ihr fröhlich zu.
Die Köchin lächelte, als Susannah sich mit Victoria in den Schaukelstuhl setzte, und reichte ihr die warme Milch. Langsam entwickelte sich eine Routine. Sie war froh darüber, weil es ihr das Gefühl gab, dazuzugehören.
»Ich glaube, ich freue mich auf die Party. Ich liebe es, zu tanzen«, gab Maisie zu. »Haben Sie sich auch ein Kleid für heute Abend ausgesucht, oder waren Sie zu sehr auf meines konzentriert?«
Lautes Schmatzen war zu hören, als Victoria zu frühstücken begann. Susannah schaukelte sie sacht. »Darum kümmere ich mich später«, erwiderte sie. Dann sah sie Maisie ernst an. »Ich denke, wir sollten Julias Sachen wegräumen und in den Zimmern Victorias Kinderstube einrichten, was meinen Sie?«
Maisie sah beunruhigt aus. »Haben Sie das mit Mr. Fairgrieve besprochen?«
Susannah errötete und schüttelte den Kopf. »Noch nicht.«
Maisie seufzte und wandte sich dem Kaffee zu. »Ob es ihm gefällt oder nicht, er wird erleichtert sein, wenn die Sachen wegkommen. Trotzdem werden Sie ihn erst fragen müssen.«
Susannah nickte. Sie hasste es, Julia vor Aubrey zu erwähnen, aber sie würde schon eine Gelegenheit finden.
»Sie müssen heute Abend auch gut angezogen sein«, blieb Maisie beharrlich. »Die Leute werden Sie genau in Augenschein nehmen.«
Susannah seufzte auf. »Deshalb habe ich ja so viel Angst vor dem Abend. Warum nur muss das Leben so kompliziert sein? Warum kann ich mich nicht einfach um Victoria kümmern, Klavierunterricht geben und ansonsten meine Ruhe haben?«
»So einfach ist das nicht.« Maisie schwieg nachdenklich. »Ich habe eine Idee!«, rief sie dann. »Sie suchen sich zwei, drei Kleider von Mrs. Fairgrieve aus, und wir setzen daraus ein ganz neues Kleid für Sie zusammen. Wie finden Sie das?«
»Dafür haben wir doch gar keine Zeit«, wandte Susannah ein, aber ihre Stimmung hob sich ein wenig. Gut, sie hatte keine Lust, sich neugierigen Blicken zu stellen, aber noch weniger Lust hatte sie dazu, sich feige in ihrem Zimmer zu verkriechen. Immerhin hatte sie keinen Grund, sich zu schämen.
»Wir sind ein gutes Team, Sie und ich, oder nicht? Mein Kleid war auch im Handumdrehen fertig. Lassen Sie uns anfangen.«
»Und das ganze Essen?«
»Mr. Fairgrieve lässt das meiste aus der Hotelküche kommen.«
Damit war die Entscheidung gefallen. Susannah stimmte zu, obwohl sie insgeheim ihre Zweifel hatte, ob sie es schafften, die Party vorzubereiten und dabei noch zu nähen. An Maisies Kleid hatten sie nicht viel zu machen brauchen, zu zweit hatten sie das schnell geschafft. Und die Arbeit sorgte dafür, dass Susannah ihre Probleme vergaß. Das war ein gutes Argument.
Während des Tages kamen weitere Klavierschüler. Susannah wies sie höflich ab, machte aber mit jedem einen Termin für die folgende Woche aus.
Dazwischen arbeitete sie wie verrückt an ihrem Kleid. Mit Maisies Hilfe hatte sie ein blassaprikosenfarbenes Seidenkleid ausgewählt, dem sie die cremefarbenen Spitzenärmel eines zweiten Kleides annähten, während sie zwischendurch das Baby versorgten. Aubrey kam am späten Nachmittag nach Hause und fand Susannah mit roten Wangen vor, sodass er lächelte. Als er den frisch geputzten Ballsaal besichtigte, folgte sie ihm, ohne nachzudenken.
Der elegante Raum sah großartig aus - die Kronleuchter waren geputzt, die mitternachtsblauen Samtvorhänge mit Goldrand gereinigt und der Saal gelüftet worden. In einer Ecke hatte sie für die Musiker Stühle aufgebaut, und Hawkins war mit ein paar Helfern gerade dabei, die Wände mit weißer Seide auszuhängen.
Susannah stand neben Aubrey, und schob sich eine Haarsträhne aus der Stirn. »Nun«, begann sie, als er nichts sagte, »gefällt es dir?«
»Hübsch«, erwiderte er und wandte den Kopf, um sie anzusehen.
»Maisie hat wirklich hart gearbeitet.«
»Du bist zu bescheiden, Miss McKittrick. Du hast ganz bestimmt deinen Teil dazu beigetragen. Ich hoffe, dass du nicht zu erschöpft bist, um zu tanzen.«
Die Vorstellung, beim Tanzen in den Armen jenes besonderen Mannes zu liegen, ließ Susannah erröten. In ihrer Jugend hatte sie Walzer und andere Tänze gelernt, konnte seit der Zeit aber nur davon träumen, denn sie hatte sich schon lange
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