Im Bann der Liebe
glücklich.
»Was macht ihr in den Flitterwochen?«, sorgte sich Ethan. »Du stehst hier mit bandagiertem Brustkorb ...«
»Meine Rippen brauche ich nicht«, unterbrach ihn Aubrey. Er stieß Ethans Hände, die immer noch an seiner Krawatte herumfummelten, geduldig beiseite. »Was die Flitterwochen angeht - nicht dass dich das etwas anginge werden wir im Frühjahr eine Reise nach Europa unternehmen.«
Ethan pfiff beeindruckt durch die Zähne. »Weiß Susannah das schon?«
»Noch nicht.« Aubrey musterte sich im Spiegel. Er war noch unbeweglich, aber der Großteil der äußerlich sichtbaren Blessuren war verheilt, sodass er in seinem besten Anzug eine gute Figur machte. Mit Ethans Hilfe hatte er sich rasiert und das Haar mit Wasser geglättet, auch wenn es sich schon wieder vorwitzig lockte. Er runzelte die Stirn. »Hast du den Ring?«
»Zum fünften Mal«, seufzte Ethan fröhlich, »ja.« Er zog mit zwei Fingern einen breiten Goldreif mit einem Diamanten aus der Westentasche. »Siehst du?«
»Verlier das verdammte Ding nur nicht«, grollte Aubrey.
Ethan lachte. »Hör dich an! Wenn dir der Mut fehlt, Susannah zu heiraten, trete ich gerne für dich ein und heirate sie selbst. Sie ist eine warmherzige, gut aussehende Frau und auch noch klug dazu.«
»Zu klug, um sich mit jemandem wie dir einzulassen«, erwiderte Aubrey, musste aber lächeln. Sein Bruder hatte sich ihm bislang nicht anvertraut, aber Hawkins hatte die Nachricht gebracht, dass sich eine Roman ze zwischen Ethan und Ruby Hol lister anzubahnen schien, der kleinen Schwester seines Anwalts.
»Bist du bereit?«, fragte Ethan, als die Töne des Klaviers nach oben drangen.
Aubrey seufzte. »Ich bin bereit.« Er hoffte nur, dass das auch stimmte.
Susannah trug ein Kleid, das sie sich zusammen mit Maisie erst heute Morgen gekauft hatte. Obwohl es hastig gekauft und noch hastiger geändert worden war, war es ein Traumkleid mit Metern elfenbeinfarbener Seide, irischer Spitze und kleinen Perlen.
Außer der Braut, dem nervösen Bräutigam und dem Pfarrer waren Ethan, Maisie und Ellie, Zacharias, Hawkins und einige Geschäftsfreunde von Aubrey zugegen. Auch Hollister war mit seiner entzückenden Schwester gekommen. Zwei Damen des Wohltätigkeitskomitees waren zugegen und sahen aufmerksam zu, als erwarteten sie, dass Braut oder Bräutigam im letzten Moment noch einen Rückzieher machen könnten.
Susannah neigte den Kopf, um ihr Lächeln zu verbergen.
»Wenn Sie beide zu mir treten wollen«, begann der Reverend, der sich mit dem Rücken zu dem großen Steinkamin aufgebaut hatte.
Susannah und Aubrey sahen einander an, und Aubrey lockerte seinen Kragen, ehe er vortrat. Susannah stand mit heftig klopfendem Herzen neben ihm.
»Liebe Versammelte«, erhob der Pfarrer seine dröhnende Stimme.
Susannah merkte, dass ihre Knie nachgaben und stellte sich aufrechter hin. Aubrey hatte die Bewegung aus den Augenwinkeln bemerkt und ergriff fest ihren Ellbogen, als ob er Angst hätte, sie könnte ohnmächtig werden. Auch sie fürchtete das, bis das Gelübde abgelegt war und Reverend Johnstone sie zu Mann und Frau erklärt hatte.
Mann und Frau.
Susannah fühlte sich leicht im Kopf und war überrascht, als Aubrey sie zum Kuss an sich zog. Er dauerte so lange, bis Jubelrufe erklangen, und als er sie dann losließ, war Susannah bis an die Haarwurzeln errötet.
»Mr. und Mrs. Aubrey Fairgrieve«, verkündete der Reverend stolz.
Es folgten noch mehr Hurras, ein paar Pfiffe und Füßestampfen, und die Damen des Komitees sahen pikiert, aber beruhigt aus. Zweifelsohne würden sie die Nachricht verbreiten, dass Aubrey Fairgrieve die junge Frau, die unverheiratet unter seinem Dach gelebt hatte, geheiratet hatte, sodass Moral und Anstand gewahrt waren.
Maisie hatte einen weißen Kuchen mit Kokosguss gebacken und schnüffelte gerührt, als sie den Frischvermählten die ersten Stücke anbot. Ellie schenkte Tee und Kaffee ein. Draußen fiel Schnee und verwandelte den grauen Novembertag in einen weißen Traum.
Ethan gratulierte als Erster, schüttelte Aubrey die Hand und küsste Susannah auf die Stirn. Interessiert verfolgte sie, wie er Ruby Hollister vorstellte, die junge Frau, die ihn zum Fest begleitet hatte. Wenn ich mich nicht sehr irre, dachte Susannah, wird es bald eine zweite Hochzeit bei den Fairgrieves geben.
Nach dem Zeremoniell bestand Zacharias darauf, den Platz am Klavier einzunehmen, und zu zeigen, was er seit Beginn seines Unterrichts gelernt hatte. Er mühte
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