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Im Bann der Lilie (Complete Edition)

Im Bann der Lilie (Complete Edition)

Titel: Im Bann der Lilie (Complete Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Grayson
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Braut neben ihm stand, waren Juliens Gedanken bei dem Einzigen, den er als Gefährten gewollt hatte. Jetzt sah es so aus, als ob dies niemals geschehen sollte. Freiwillig würde sich der junge Saint-Jacques also nicht beugen. Ob er wohl versucht hatte, seinen kleinen Freund in Sicherheit zu bringen? Ein hämisches Lächeln glitt über das Gesicht des Marquis gerade in dem Augenblick, als der Priester sagte: „…bis, dass der Tod Euch scheidet …“
    Es folgte ein festliches Abendessen, bei dem sich Clement, der bereits seit einiger Zeit beim Marquis lebte, seltsam still verhielt. Die Blicke, die er seiner strahlenden Schwester an der Seite des Adeligen zuwarf, ähnelten Dolchspitzen, obwohl er genau wusste, dass es sich nur um eine Geldheirat handelte. Seine Schwester dagegen ahnte davon nichts. Für Marie Devereaux war die Hochzeitsnacht allerdings eine Enttäuschung. Nichts von der wilden Zärtlichkeit, die sie damals im Palais des Chevaliers beobachtet hatte, schien für sie bestimmt zu sein. Julien erfüllte seine ehelichen Pflichten wie eine lästige Abmachung, bevor er sich zurückzog. Niemand durfte bei einer Scheidung behaupten können, dass die Ehe nicht vollzogen worden war. In dieser Nacht ging er lieber auf die Jagd. Weniger, um seinen Blutdurst zu stillen, als vielmehr seinem Frust Luft zu machen, dass Marcel wohl glaubte, ihm entkommen zu können. Als er mitten in der Nacht zurückkehrte, wartete Clement auf ihn. Mit Erstaunen registrierte der Marquis seine Anwesenheit.
    Inzwischen wusste der junge Mann um die wahre Natur des Marquis, wunderte sich sogar insgeheim, warum dieser ihn nicht wandelte, sondern bei jedem Liebesakt nur sein Blut kostete. Dennoch wollte er nicht auf diese ekstatischen Erfahrungen verzichten, die er bislang mit dem faszinierenden Mann erlebt hatte. Daher rührte auch seine Eifersucht auf die eigene Schwester. Marie hatte an diesem Abend noch an seiner Türe geklopft und ihm als ihren Bruder ins Vertrauen gezogen. Dabei hatte er auch erfahren, dass der Marquis nicht im Hause weilte. Das machte ihm Hoffnung. Seine Schwester tröstete er mit den Worten, dass er mit ihrem frisch angetrautem Ehemann reden würde. Er hätte noch eine andere Sache mit ihrem Gatten zu klären. So beruhigt war die junge Frau zurück in ihr Zimmer gegangen und unter Tränen eingeschlafen.
    „Kann ich mit dir sprechen?“, fragte der junge Devereaux.
    Der Marquis legte Mantel und Hut ab. „Nach Vorwürfen steht mir nicht der Sinn, mein lieber Clement“, ließ er dabei beiläufig fallen.
    „Ich möchte nur einige Dinge besser verstehen“, bat Clement ihn und folgte ihm die Treppe hinauf.
    „Wenn es unbedingt sein muss“, seufzte der Adelige.
    Im Arbeitszimmer des Marquis setzten die beiden Männer ihre Unterredung fort.
    „Du weißt, dass nur um einen Handel geht bei der Hochzeit mit deiner Schwester. Also, wo liegt dein Problem?“
    „Dort“, Clement wies mit der Hand auf das Portrait des Chevalier über dem Kamin.
    „Ich verstehe“, meinte der Marquis und nahm in einem der bequemen Sessel Platz. Irgendwann wäre die Rede sowieso auf dieses Bildnis gekommen. Also warum nicht jetzt.
    „Wenn du es genau wissen willst. Ich habe noch eine Rechnung mit diesem jungen Mann offen, die er nicht bereit ist, zu bezahlen.“
    Clement verstand seinerseits kein Wort. „Spielschulden?“, hakte er nach.
    Julien lächelte. „Nichts in dieser Art.“ Und nach einer Weile: „Er glaubt, er könnte jemanden schützen, um der Begleichung dieser Rechnung zu entkommen.“
    In einem Anflug guter Laune stand der Marquis auf und ging zu dem Bücherregal hinter seinem Schreibtisch. Ein kleines, in Leder gebundenes Buch zog er daraus hervor. Seine braunen und leicht verwitterten Blätter waren mit roter Tinte von Hand beschrieben.
    „Das ist das Grimoire der Vampire. Das Buch der Lilie, von dem es auf der ganzen Welt nur drei Stück gibt. Es enthält uralte Mysterien unserer Rasse. Ebenso den Spruch, mit dem die Macht unserer Siegel geteilt wird.“ Dabei hob er die Hand mit dem schweren Goldring.
    „Die Herstellung selbst ist kein Problem, es genügt eine Kopie. Aber die Weihe muss zu einem bestimmten Zeitpunkt mit dem Blut des Erschaffers vollzogen werden: In der Nacht der Nächte. Der Nacht, in der die Türen zwischen den beiden Welten weit offen stehen“, erklärte er weiter. Napoleon hatte also mit seiner Vermutung, er würde die dunklen Künste beherrschen, gar nicht so unrecht gehabt.
    „Und der

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