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Im Bann der Lilie (Complete Edition)

Im Bann der Lilie (Complete Edition)

Titel: Im Bann der Lilie (Complete Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Grayson
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endlich wieder zusammen gefunden hatten. Doch das versagte er sich. Marcels Herz hing an einem Anderen! Julien wollte dieses Herz entweder frei für sich selbst, oder er würde es brechen!
    „Sag mir, hast du diesen dahergelaufenen Menschen mit den Segnungen unserer Rasse versehen?“
    Der Chevalier erwiderte nun den Blick des Marquis ohne Furcht. Dennoch stand eine Frage darin.
    „Ich habe ihn gewandelt, als er im Sterben lag. Hinterrücks niedergestreckt von einem Meuchelmörder. “
    „Hast du die Macht des Siegelringes geteilt?“
    Marcels erstaunter Gesichtsausdruck sagte dem Marquis genug. Er lächelte zynisch. „Also nicht“, gab er sich selbst die Antwort.
    „Ohne den Ring wird dein Freund niemals die ganze Macht unserer Rasse erfahren und für jeden von uns eine leichte Beute sein. Zumal er unser Kommen nicht einmal erspüren würde. Bis auf seine Unsterblichkeit, die Jagdinstinkte und die Waffen, die die Nacht ihm dafür gegeben hat, ist er so hilflos wie ein Sterblicher.“
    Der Chevalier spürte diese Worte wie Dolchstiche in seinem Herzen. Das hatte er nicht gewusst! Er musste dem Geheimnis der Siegelringe auf die Spur kommen! Aber wie? Der Marquis würde ihm sicher nicht dabei helfen.
    „Siehst du: Dein überstürzter Aufbruch nach dem Ableben meines treuen Dieners hat dir viele Nachteile eingebracht“, sagte der Adelige, wobei er das Wort „Ableben“ spöttisch in den Länge zu.
    Marcel hörte die unterschwellige Drohung des älteren Vampirs heraus. Er wusste, dass dies eine Art Kampfansage war. Silvio schwebte in Gefahr. Er musste ihn unbedingt schützen! Da half nur die Flucht nach vorn.
    „Was verlangst du dafür?“, fragte er deshalb.
    Der Marquis nahm einen großen Schluck des zähflüssigen, dunkelroten Getränkes aus seinem Glas und leckte sich genüsslich die Lippen. Dann erst ließ er sich zu einer Antwort herab: „Eigentlich nicht viel, mein lieber Marcel. Schenk mir die Nacht, die du mir schuldest, und ich werde dir verraten, wie du deinen kleinen Liebhaber, den du aus der Gosse gefischt hast, zu einem wahren Engel der Nacht mit allen Qualitäten machen kannst.“
    Mit einem solchen zweifelhaften Vorschlag hatte Marcel nicht gerechnet. Mit welcher Verachtung der Marquis von Silvio sprach! Die zarten Bande ihrer damals aufkommenden Freundschaft schienen sich in Feindschaft zu wandeln. Aber waren Erschaffer und Geschöpfe für immer aneinander gebunden? Änderte der Lauf der Jahrhunderte denn nicht auch Gefühle, Beziehungen und Existenzbedingungen für die Untoten? Wollte der Marquis in Gedanken für immer in der Vergangenheit leben und ihn niemals los lassen? Fast schien es ihm so. Die Zuneigung und Sympathie, die er für seinen Erschaffer bislang immer noch versteckt in seinem Herzen getragen hatte, erlosch nun gänzlich. Konnte Julien nicht spüren, was er da zerstörte? Offenbar nicht. Zumindest zum Schein musste er auf dieses Angebot eingehen.
    „Und danach?“, fragte er also.
    „Werden sich unsere Wege in Frieden und Freundschaft trennen. Wenn es dann immer noch dein Wunsch sein sollte …“
    Die feinen Zwischentöne ließen Marcel an dem Wahrheitsgehalt dieser Aussage zweifeln. Hegte Julien die Hoffnung, er – Marcel – würde freiwillig bei ihm bleiben? Oder wollte er ihn gar mit Gewalt zum Bleiben zwingen? Da musste doch irgendwo ein Haken sein, oder?
    „Das ist aber nicht alles.“
    Dachte ich's doch!
    „Für diese Nacht will ich eine Carte Blanche von dir!“
    Was immer der Marquis auch damit bezweckte, es schien Unheil zu verheißen, obwohl der Reiz, dieses Angebot anzunehmen, in Marcel unterschwellig durchaus vorhanden war. Aber der Preis für seine einmalige Hingabe würde garantiert höher ausfallen als erwartet. Es musste noch eine andere Lösung geben, um Silvio vor dem Marquis zu schützen. Verzweiflung machte sich in ihm breit.
    „Gib mir etwas Bedenkzeit, Julien“, forderte er leise. „Du weißt, dass ich vorschnelle Entscheidungen hasse.“
    Zunächst zögerte der Marquis. Aber Zeit bedeutete eigentlich nichts für einen Unsterblichen. Allerdings hatte er nicht vor, „seinen“ Marcel wieder aus den Augen zu verlieren. Zu wertvoll war ihm seine Beute.
    „Wie du wünschst. Solange werde ich mit dem jungen Devereaux Vorlieb nehmen. Anfang März soll die Hochzeit mit seiner Schwester sein. Bis dahin solltest du dich entschieden haben. Ich würde so ungern meiner armen Marie fremdgehen!“ Er lachte.
    Wieder dieser sarkastische Unterton, der Marcel

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