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Im Bann der Lilie (Complete Edition)

Im Bann der Lilie (Complete Edition)

Titel: Im Bann der Lilie (Complete Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Grayson
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zwischen den beiden Ländern, die seit Jahrzehnten einen erbitterten Kampf um die Vorherrschaft auf den Kolonien und den sieben Weltmeeren austrugen. Auch der jetzige Friede schien denkbar brüchig zu sein. Es kriselte immer wieder zwischen den Regierungsvertretern. In aufblühenden Hafen- und Handelsstadt an der Küste Frankreichs sollte es wohl einige britische Spione geben, die ihm vielleicht den Weg zu Townsend weisen konnten! Eventuell würde er Silvio überzeugen müssen, doch noch nach England überzusetzen.
    Im Bateau Perdu einer der zahlreichen Hafenkneipen wurde im Morgengrauen noch lautstark gefeiert. Ein Fiedler wurde von dem Grölen der betrunkenen Gäste übertönt, als Marcel von seinem Pferd stieg und die Spelunke betrat, während Silvio draußen wartete. Der Chevalier nahm den Wirt beiseite und fragte ihn geradeheraus, ob englische Matrosen hier verkehren würden. Der kleine Mann mit den schütteren Haaren verneinte. „Versucht es im Admiral Bleu schräg gegenüber, Herr. Dort steigen die englischen Tabakhändler gerne ab, um sich zu amüsieren.“
    Die beiden jungen Männer folgten dem Rat und verließen das schmutzige, kleine Lokal. Mit ihren Pferden am Zügel überquerten sie die Straße und hatten bald das etwas bessere Etablissement von Madame Vivienne LeBlanc – natürlich war das ein Künstlername – erreicht, die im Blauen Admiral ihre internationalen Gäste verwöhnte. Das bezog sich übrigens nicht nur auf das Essen. Wer es sich leisten konnte, der blieb auch gerne für eine Nacht oder länger – und zwar in der Gesellschaft einer der Damen, die sich in jeder Weise um das leibliche Wohl ihrer Besucher zu kümmern pflegten. Die wohlbeleibte und übertrieben geschminkte Wirtin war hocherfreut, so hochgestellte Herren begrüßen zu können und bot ihnen sogleich Kost und Logis an.
    „Das Logis nehmen wir gerne, Madame, allerdings benötigen wir nur ein Zimmer und keine zusätzliche Gesellschaft. Eventuell werden wir länger bleiben“, stellte Marcel von vornherein unmissverständlich klar.
    „Wenn Ihr Euch jedoch eine Silbermünze verdienen wollt, so sei Euch gesagt, dass wir einen englischen Herrn suchen. Sein Name ist William Townsend.“ Es folgte eine ausführliche Beschreibung des hageren Engländers mit den grauen Raubvogelaugen.
    Madame LeBlanc überlegte. Das Silber klang verlockend. „Ich werde mich unter meinen Gästen aus England umhören, Monsieur. Einer von ihnen wird Euch vielleicht weiter helfen können.“
    „Danke, Madame. Wir werden uns jetzt zurückziehen. Bitte keinerlei Störung vor dem Abend. Wir haben eine lange und anstrengende Reise hinter uns. Lasst unsere Pferde versorgen und die beste Pflege angedeihen.“
    Mit diesen Worten drückte der Chevalier einige Münzen in die ausgestreckte Hand der Wirtin. Diese nickte hocherfreut, und die beiden jungen Männer gingen die Holztreppe hinauf in die ihnen zugewiesene Kammer.
    Am kommenden Abend hatte die immer sehr aufreizend gekleidete Dame tatsächlich Nachrichten für ihre jungen und überaus attraktiven Gäste. „Ein gewisser Bill Townsend ist gestern mit einem Handelsschiff aus England angereist und befindet sich in der Stadt. Er würde Eurer Beschreibung entsprechen“, verkündete sie freudestrahlend in Erwartung der Belohnung. Bill war die Kurzform für William, das war dem Chevalier bekannt. Hatte sein Instinkt ihn doch nicht getrogen!
    „Wo hält er sich auf?“, fragte er darum. Endlich ein Lichtblick!
    „Mir wurde gesagt, er ist zu Gast bei Monsieur und Madame Giraud, einer wohlhabenden Familie von untadeligem Ruf, die viel Handel mit den Kolonien treibt.“
    Marcel musste schmunzeln, als er die Geldgier in den Augen der Frau entdeckte. Am liebsten hätte sie direkt die Hand ausgestreckt. Er nickte nur. „Gut, wenn es sich tatsächlich um unseren Freund handeln sollte, erhaltet ihr die versprochene Belohnung. Weist uns den Weg zu den Girauds. Wir werden heute Abend zurückkehren.“
    „Aber Monsieur …“ protestierte die Wirtin. Was, wenn ihre Gäste sich so einfach aus dem Staub machen wollten? Marcel blickte ihr tief in die Augen. Sie schloss den rot geschminkten Mund wieder, der seinen Protest fortsetzen wollte. „Wir kehren bestimmt zurück!“, betonte der Chevalier nochmals und verließ die Pension gemeinsam mit Silvio.

Die Gastfreundschaft der Girauds war stadtbekannt. Hier wurde gefeilscht und gehandelt um die Lieferungen, die die Schiffe aus Übersee und der neuen Welt anlieferten, vor

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