Im Bann der Ringe (German Edition)
Desinteresse vorgaukeln sollte, aber Ann durchschaute ihn sofort.
„Woher weißt du von Levian?“
„Nicht nur dir erzählt Cat so einiges“, pokerte er.
„Ach? Na toll! Dann weißt du jetzt also über mein Liebesleben Bescheid?“
„Über dein …?“ Er brach überrascht ab. „Ähm, nein. Cat hat nur gesagt, dass er wohl zu dir gehört und nicht zu ihr. Ich habe sie mit ihm zusammen gesehen, auf Chris´ Party und sie deshalb darauf angesprochen. Weil ich ihn halt noch nie gesehen habe“, schob er schnell hinterher. Er wollte nicht, dass Ann womöglich dachte, er sei eifersüchtig.
„Ach so … und du hast ihr natürlich nicht geglaubt?“
„Doch, natürlich, aber … ich dachte …“, stotterte er. Er wusste, sie hatte ihn ertappt.
Ann schmunzelte und zog die Augenbrauen in die Höhe. „Ric?“
„Hm?“
„Wie stehst du eigentlich zu Cat?“ Gespannt darauf, ob er ihr die Wahrheit sagen würde, wartete sie auf seine Antwort. Ric musste sich geschlagen geben. Ann hatte ihn längst durchschaut, was half es da also noch, seine Gefühle zu leugnen? „Wenn ich ganz ehrlich bin, Ann – ich weiß es selbst nicht so genau.“
Größenwahnsinn
„Du lebst?“
Levian hielt sich immer noch an dem Auto fest, um nicht umzufallen. Geschockt starrte er auf den Mann, der durch das große, offene Tor die Halle betrat.
„Ja, ich lebe. Und wie du siehst“, bestätigte er und drehte sich einmal um die eigene Achse, „geht es mir gut!“
Levian traute seinen Augen immer noch nicht. Versuchsweise ließ er das Auto los. Wackelig machte er einen Schritt auf den Mann zu. Dann noch einen und noch einen. Irgendwie erwartete er, dass die Gestalt sich wieder in Luft auflösen und als Hirngespinst erweisen würde. Aber das passierte nicht. Und als Levian das begriff, gab es kein Halten mehr für ihn. Er stürzte sich ohne nachzudenken in die geöffneten Arme seines Onkels.
Denn der Mann war sein Onkel Larmant, der Bruder seines Vaters.
Zu ihm hatte er schon immer ein besseres Verhältnis gehabt als zu seinem eigenen Vater, mit dem er immer um seinen Platz in der Familie hatte kämpfen müssen. Larmant aber hatte immer ein offenes Ohr für Levians Sorgen oder auch Freuden gehabt. Mit ihm konnte er reden, musste sich nicht verstecken, durfte ein Junge sein, durfte ein Mann sein, je nachdem, wie er sich gerade fühlte.
Als Levian damals, nach dem Tod seines Vaters, seine Familie verließ, hatte er Larmant schweren Herzens zurückgelassen. Seitdem hatte er ihn nie wieder gesehen. Natürlich war er davon ausgegangen, dass sein Onkel schon lange tot war. Nie hätte er daran geglaubt, ihn jemals wiederzusehen!
Aber da stand er nun plötzlich vor ihm. Nach über zweihundert Jahren …
Kurzerhand ließ Levian Minuten später das Rolltor hinunter und drehte das Schild um, sodass jeder Kunde lesen konnte, dass die Werkstatt geschlossen war. Es tat ihm leid um den Kunden, der kurz vorher angerufen hatte, aber besondere Vorkommnisse erforderten besondere Maßnahmen. Und dazu gehörte auch, dass er den Laden dicht machte, wenn sein tot geglaubter Onkel ihm einen Besuch abstattete.
„Komm mit, Onkel. Wir gehen nach oben. Dort habe ich meine Wohnung. Da ist es gemütlicher als hier unten.“ Larmant folgte seinem Neffen die steile Treppe herauf.
Levians Blick fiel als erstes auf das Sofa. Auf dem hatte Ann vor ein paar Stunden noch gesessen. Glücklich grinsend bot er seinem Onkel den Platz an. „Setz dich. Magst du einen Kaffee? Oder ein Wasser? Oder was anderes?“
„Bier?“
„Du bist mein Onkel!“, lachte Levian. Er griff in den großen Kühlschrank und holte zwei gekühlte Flaschen Bier heraus. Er öffnete sie und setzte sich damit zu Larmant. „Hier, bitte.“
Larmant prostete ihm zu und einträchtig tranken sie zusammen ihr Bier.
„Was ist passiert? Wieso bist du …?“ Levian brach ab. Wie sollte er die Frage stellen?
„Nicht tot?“, schmunzelte sein Onkel.
„Ja, das meinte ich“, gab Levian zu.
„Lange Geschichte. Aber kurz – aus dem gleichen Grund wie du, nehme ich an.“ Larmant zögerte.
„Ich weiß Bescheid, Larmant!“, sagte Levian schließlich, der die Unsicherheit seines Onkels richtig gedeutet hatte. „Zumindest bis zu dem Zeitpunkt, an dem ich gegangen bin.“
„Aber weißt du auch, warum du gegangen bist?“
„Ja. Mutter hat nach Chayas und Elrics Tod die Seite gewechselt, sich den dunklen Mächten verschrieben. Vater wurde des Verrats angeklagt und Chayas Mutter Leya
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