Im Bann der Ringe (German Edition)
gut, dass er mich zeichnen konnte.“ Bei der Erinnerung an den besagten Morgen überkam Cat eine Gänsehaut. „Und dann komme ich ins Klassenzimmer und du … du fällst einfach so vom Stuhl. Da sehe ich dann die nächste Zeichnung. Wieder von mir. Und die einzige Erklärung, die ich bekomme, ist die, dass du von mir geträumt hast.“
Cat öffnete den Mund und wollte etwas erwidern, aber die Ermahnung, ihn ausreden zu lassen, und ein Blick aus seinen dunklen Augen hielten sie davon ab. Sie wartete, wenn auch ungeduldig.
„So unwirklich sich das im ersten Moment auch anhören mochte, Catherine, ich glaube dir!“
„Was?“, fuhr sie ihn an. Sie hatte ihm doch klipp und klar gesagt, dass das nur wirres Zeug gewesen war, das sie an dem Morgen vor sich hin gestammelt hatte. „Wie kannst du behaupten, dass du mir glaubst? Du tickst ja nicht richtig!“
„Ich glaube dir nun mal“, wiederholte er noch einmal.
„Nein, das tust du nicht! Da gibt es nichts, was du mir glauben könntest! Das war doch nur … Mann, Elric, das war nur wirres Gerede. Nichts davon stimmt. Ich habe nicht von dir geträumt“, fauchte sie weiter. „Never ever! Das kannst du mir glauben.“
„Ist schon okay. Ich verstehe, wenn es dir unangenehm ist, aber vielleicht ändert sich das, wenn du hörst, was ich dir eigentlich erzählen will.“
„Gar nichts ist mir unangenehm! Ich. Habe. Nicht. Von. Dir. Geträumt!“, gab sie ihm noch einmal zu verstehen, diesmal noch eine Spur schärfer. „Bist du so begriffsstutzig oder tust du nur so, um mich auf die Palme zu bringen? Um mich zu ärgern? Nein, mein Lieber, ohne mich!“
„Verdammt, Catherine!“ Ric wirbelte herum und stand auf einmal so dicht vor ihr, dass sie unwillkürlich einen Schritt zurück machte. Erschrocken über seine böse Miene und noch erschrockener darüber, dass seine unmittelbare Nähe ihr noch stärkeres Herzklopfen verursachte, senkte sie den Blick.
„Hör endlich auf, mich anzuzicken!“, schrie er jetzt fast. „Vielleicht versuchst du nur mal ansatzweise dir vorzustellen, dass mir das hier nicht gerade leicht fällt!“ Ric hatte die Hände in den Taschen seiner Jeans vergraben, aber sie konnte sehen, wie er sie darin zu Fäusten ballte. Er schien wirklich wütend zu sein. Aber musste er sie deswegen gleich so anschreien?
„Wie soll ich mir das denn vorstellen? Ich weiß ja nicht mal, worum es geht“, warf sie patzig den Ball zurück. Glühend heiß lag ihr Ring auf der Haut, verborgen unter ihrem Pullover. Sie lugte heimlich in ihren Ausschnitt und erwartete fast, diesmal wirklich Qualm aufsteigen zu sehen und den Geruch von brennendem Fleisch in der Nase zu haben. Aber nichts davon geschah. Es war einfach nur heiß. Erst nachdem sie einen kleinen Sicherheitsabstand zwischen sich und Ric bringen konnte, wurde die Hitze wieder erträglich. Noch warm, aber erträglich.
„Ich hätte es dir ja schon längst erzählt, wenn du mich nicht unterbrochen hättest“, hielt Ric ihr vor.
„Dann mach endlich! Alles, was du bis jetzt gesagt hast, kenne ich schon“, wehrte sie sich. Es war nicht ihre Absicht, so aufzubrausen, aber sie schaffte es nicht, sich einfach normal zu verhalten. Nicht in seiner Gegenwart. Er brachte sie durcheinander.
„Ich weiß.“ Ric wandte den Blick ab, atmete noch einmal tief durch und sprach schnell weiter, bevor sie ihm wieder dazwischenfunken konnte: „Ich stamme aus einer ziemlich alten und damals, wie man sagt, auch einflussreichen Familie. Unser Stammbaum lässt sich bis ins achtzehnte Jahrhundert zurückverfolgen und genau im Jahre 1786 fing das ganze Dilemma an.“ Ric sah Cat aufmerksam an, doch ihre Miene war ausdruckslos. Er ließ sich ins trockene Gras sinken und sprach weiter: „Mein Vorfahr, mit dem die Geschichte anfing, hieß ebenfalls Elric und war damals siebzehn Jahre alt. So wie ich heute. Dieser Elric liebte ein Mädchen, aber diese Liebe stand offenbar unter einem schlechten Stern. Fast wie bei Romeo und Julia – zwei Familien waren verfeindet, was die Liebe ihrer Kinder unmöglich machte. Und eben wegen dieser Liebe gab es einen Fluch. Ja, du hast richtig gehört, einen Fluch“, warf er ein, als er sah, wie Cat ihn erst mit großen Augen erstaunt ansah und dann spöttisch die Mundwinkel verzog. Er stand wieder auf.
„Du spinnst ja!“ Sie wollte lachen, aber seine ernste Miene hielt sie davon ab. Kein Anzeichen dafür, dass er einen Witz machte oder sie einfach nur foppen wollte.
„Glaub, was du
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