Im Bann der Sinne
Auskünfte zu geben.
Jasmine hätte gerne darauf bestanden, doch sie befand sich auf unsicherem Boden.
„Ich habe studiert."
„Ah, ja, Betriebswirtschaft", erwiderte er und erinnerte sie damit an jene Augenblicke, in denen sie sich an seiner Schulter ausgeweint hatte, weil sie dieses Studium hasste.
„Nein." Ha, dachte sie. Jetzt soll er mal zappeln.
Plötzlich saß Tariq dicht neben ihr. Von „zappeln" konnte keine Rede sein. „Nein?", sagte er. „Deine Familie hat dir also erlaubt, das Fach zu wechseln?"
„Es blieb ihnen nichts anderes übrig."
Jasmine war dem Diktat ihrer Familie gefolgt und hatte sich von Tariq losgesagt. Das hatte sie fast umgebracht. Sogar ihre Eltern und Geschwister waren erschüttert gewesen, und niemand hatte auch nur ein Wort darüber verloren, als sie dann ihr Studienfach wechselte. Als sie später doch versuchten, sie umzustimmen, war sie innerlich zu hart geworden, um sich noch in ihre Angelegenheiten reinreden zu lassen. Nicht nur der Schmerz über den Verlust Tariqs hatte sie reifer werden lassen, sondern auch die Erkenntnis, wie unglaublich egoistisch die Menschen gehandelt hatten, denen sie immer am meisten vertraut hatte.
„Welches Fach hast du wohl gewählt, hm?" Tariq legte eine seiner großen starken Hände um ihren Nacken, eine unglaublich besitzergreifende Geste. Seine Wärme umfing sie wie eine heiße Wolke.
„Musst du so nah bei mir sitzen?", platzte sie heraus.
Zum ersten Mal lächelte Tariq. Er bleckte dabei seine makellosen Zähne wie ein Raubtier, das sein Opfer dazu verlocken will, die Flucht zu versuchen. „Stör ich dich, Mina?"
Er hatte sie damals oft Mina genannt, wenn er sie dazu bringen wollte etwas zu tun, wie zum Beispiel, ihn zu küssen. Er hatte nie viele Überredungskünste gebraucht. Ein Blick hatte genügt. Schon sein heiseres Flüstern ihres Namens hatte genügt, um sie schwach werden zu lassen.
Als sie nicht antwortete, beugte er sich über sie und strich mit seinen Lippen über ihren Hals. Es war, als durchdränge seine Wärme ihren Körper. Er hatte sie immer gern berührt. Und sie hatte es geliebt, von ihm berührt zu werden, aber jetzt drohte seine Zärtlichkeit sie völlig aus der Fassung zu bringen.
„Tariq, bitte ..."
„Was möchtest du, Mina?" Tariq strich mit seiner Daumenspitze von ihrem Kinn bis hinab zu ihrem Dekollete.
Jasmine schluckte schwer. „Abstand."
Er hob den Kopf. „Nein. Du hattest vier Jahre lang Abstand. Jetzt gehörst du mir."
Die Intensität seines Blickes war fast beängstigend. Als Achtzehnjährige hatte sie seiner charismatischen Persönlichkeit wenig entgegenzusetzen gehabt. Obwohl Tariq nur fünf Jahre älter war als sie, hatte er schon damals die nötige Ausstrahlung gehabt, um von seinem Volk respektiert zu werden. Jetzt, vier Jahre später, war es offensichtlich, dass er noch mehr innere Stärke und Charisma entwickelt hatte. Sie war jedoch auch nicht mehr das behütete kleine Mädchen von damals, und sie würde lernen müssen, ihm gegenüber ihren Standpunkt zu vertreten, wenn sie eine Zukunft mit ihm haben wollte.
Ohne seinem Blick auszuweichen, hob sie ihre Hand und legte sie auf seine. Er gab sie frei. Spöttisch hob er eine Braue und sah sie fragend an. Jasmine nahm seine Hand, legte sie an ihre Wange und drückte einen Kuss auf die Innenfläche. Tariq atmete hörbar aus.
„Ich habe Modedesign studiert." Wie warm sich seine Haut an ihren Lippen anfühlte.
Sein männlicher Duft wirkte auf Jasmine wie ein Aphrodisiakum.
„Du hast dich verändert."
„Zum Besseren."
„Das wird sich zeigen." Seine Augen wurden zu schmalen Schlitzen. „Wer hat dir das beigebracht?"
„Was?" Jasmine erschauerte, so dunkel und fordernd klang seine Stimme.
„Dieses Spiel mit meiner Hand und deinen Lippen." Tariqs Gesicht wirkte wie in Stein gemeißelt.
„Das warst du." Es stimmte. „Erinnerst du dich daran, wie wir die Höhlen von Waitomo besichtigt haben? Als das Kanu durch die Grotte glitt, hast du meine Hand genommen und mich genau so geküsst." Sie beugte sich vor, und er ließ es zu, dass sie die zärtliche Geste wiederholte. Als sie ihn wieder ansah, wusste Jasmine, dass er sich erinnerte, doch seine Züge blieben hart. In seinen Augen, die zu glühen schienen, spiegelten sich Gefühle, die sie nicht einordnen konnte.
„Hat es andere gegeben?"
„Was?"
„Haben dich andere Männer berührt?"
„Nein. Nur du."
Tariq legte einen Arm um ihre Schultern und hielt sie mit festem Griff.
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