Im Bann der Sinne
Modedesign."
Ja."
„Möchtest du eine berühmte Modeschöpferin werden?" Sein Ausdruck zeigte die typisch männliche Belustigung.
Jasmine straffte die Schultern. „Was ist daran so lustig?"
Er schmunzelte. „Kein Grund, deine Krallen auszufahren, Mina. Ich kann mir nur einfach nicht vorstellen, dass du solche lächerlichen Fetzen entwerfen willst, wie man sie auf den Laufstegen sieht. Deine Kleider würden doch wohl nicht durchsichtig sein und aller Welt preisgeben, was anzuschauen doch eigentlich nur einem bestimmten Manne zusteht?"
Sie wurde rot unter seinem Blick und fühlte sich lächerlich erleichtert, weil er nicht über sie geschmunzelt hatte.
„Antworte."
„Ich möchte einfach feminine Mode kreieren." Für sie hatte dieser Traum eine sehr reale Bedeutung, ganz gleich, was der Rest der Welt davon hielt, zumindest bis zu diesem Augenblick. „Die männlichen Modeschöpfer scheinen derzeit eine ziemlich makabre Vorstellung vom weiblichen Körper zu haben. Die Models sind alle flach wie Waschbretter, ohne einen Anflug von weiblichen Rundungen."
„Ah." Ein typisch männlicher Ausruf.
Jasmine blickte auf. „Ah, was?"
Tariq legte besitzergreifend eine Hand auf ihren Bauch. Ihr blieb fast der Atem stehen. „Du bist voller weiblicher Rundungen, Mina."
„Ich habe nie behauptet, den Körper einer Nymphe zu haben."
Im nächsten Moment spürte sie Tariqs heißen Atem an ihrem Ohr. „Du verstehst mich falsch. Ich finde deine Rundungen wundervoll. Sie werden mir ein perfektes Polster sein."
Erst war sie verletzt, dann verlegen, dann erfüllt von schockierend heißem Verlangen. „Ich möchte schöne Mode für richtige Frauen machen."
Tariq betrachtete sie mit nachdenklicher Miene. „Ich werde dir erlauben, dieser Tätigkeit weiter nachzugehen."
„Erlauben? Du wirst mir erlauben zu arbeiten?"
„Du wirst schließlich eine Beschäftigung brauchen für die Zeiten, in denen ich nicht da bin."
Jasmine gab einen entnervten Laut von sich und rutschte ein Stück weiter von ihm ab, sodass sie mit dem Rücken zur Tür saß und erbost zu ihm aufblicken konnte. „Du hast kein Recht, mir irgendetwas zu erlauben!" Sie stach ihm mit dem Zeigefinger in die Brust.
Tariq packte ihre Hand. „Im Gegenteil. Ich habe jedes Recht."
Jasmine stockte der Atem angesichts der plötzlichen Kälte in seiner Stimme.
„Du bist jetzt mein Besitz. Du gehörst mir. Das bedeutet, ich habe das Recht, mit dir zu tun, was mir beliebt." Diesmal war kein Funken von Humor in seinem Blick zu erkennen. Dieser Tariq hatte nicht die leiseste Ähnlichkeit mit dem Mann, den Jasmine einst gekannt hatte. „Du provozierst mich besser nicht. Ich habe nicht die Absicht, grausam zu dir zu sein, aber ich werde mich auch kein zweites Mal zum Narren machen und mich von deinem Charme einwickeln lassen."
Als er sie endlich freigab und sich auf die entgegengesetzte Seite des Wagens setzte, starrte Jasmine aus dem Fenster und bemühte sich, sich auf die kläglichen Überreste ihres Selbstverstrauens zu besinnen. Hatte sie das angerichtet? Hatte sie mit ihrer Feigheit all das Schöne, das einmal zwischen ihnen war, völlig zerstört? Am liebsten hätte sie geweint, doch eine unbekannte Kraft in ihr - die gleiche Kraft, die sie dazu bewogen hatte, zu ihm zu fliegen, als sie vom Tod seiner Eltern gehörte hatte -
weigerte sich, so schnell aufzugeben.
Ohne dass sie es wollte, kehrten die Erinnerungen an ihre gemeinsame Zeit zurück.
Früher hatte er sie beschützend in die Arme genommen, wenn sie wieder einmal vor der Enge ihres Zuhauses geflohen war.
„Komm nach Hause mit mir, meine Jasmine. Komm mit nach Zulheil." So hatte er sie oft beschworen.
„Ich kann nicht! Meine Eltern ..."
„Sie wollen dich festhalten, Mina. Ich würde dich befreien."
Welch bittere Ironie, dass der Mann, der ihr einst Freiheit versprochen hatte, sie jetzt offenbar einsperren wollte.
„Ich war erst achtzehn!", rief Jasmine abrupt.
„Jetzt bist du keine achtzehn mehr." Er klang gefährlich.
„Kannst du nicht verstehen, was das damals für mich bedeutet hat?", rief sie flehend. „Es waren schließlich meine Eltern, und dich kannte ich erst sechs Monate."
„Warum hast du mich dann - wie nennt ihr das?" Er hielt inne. „Ja ... warum hast mich dann so zum Narren gehalten? Hat es dich amüsiert, einen echten Araber um den kleinen Finger wickeln zu können?
So war das nicht gewesen. Damals, mit achtzehn, war ihr Selbstvertrauen kaum entwickelt gewesen. Er
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