Im Bann der Sinne
hatte, jemals sein Land zu betreten, da war sein Zorn so groß gewesen, dass er ihr Angst gemacht hatte. Aber nun war Tariq ein anderer geworden. Sie hatte ihn mehrmals im Fernsehen gesehen, weil er zwischen verfeindeten arabischen Staaten vermittelt hatte. Jetzt war ihr Tariq ein sehr beherrschter Mann, eine Autorität. Er war Tariq al-Huzzein Donovan Zamanat, der Scheich von Zulheil, der Führer seines Volkes.
„Danke", sagte sie. Der hellblaue Stoff ihres knöchellangen Gewandes raschelte, als sie weiterging.
„Bitte sehr. Ich werde Sie begleiten."
„Das ist sehr nett. Aber was ist mit den anderen Reisenden?"
„Aber, Madam, Sie waren die einzige Ausländerin in dem Flugzeug."
„Das war mir gar nicht aufgefallen."
„Die Grenzen von Zulheil waren eine Zeit lang für Besucher geschlossen."
„Aber ich bin doch auch eine Besucherin." Sie blieb stehen und fragte sich, ob es wohl zu viel war, zu hoffen, dass Tariq sie tatsächlich kidnappen würde. Keine Frau, die auch nur einen Funken Verstand
hatte, würde sich wünschen, von einem Wüstenscheich entführt zu werden, der sie verachtete. Aber für Jasmine hatte diese Logik keine Bedeutung.
Ihr Führer zögerte. Jasmine glaubte einen Hauch von Verlegenheitsröte unter seinem goldbraunen Teint zu bemerken. „Erst letzte Woche wurden die Grenzen erstmals wieder geöffnet."
Er bedeutete ihr weiterzugehen, und sie setzte ihren Gepäckwagen wieder in Bewegung. „War es wegen der Staatstrauer?", fragte sie ruhig.
„Ja. Der Verlust unseres geliebten Scheichs und seiner Frau war ein schwerer Schlag für unser Volk." Sein Blick verdüsterte sich. „Aber wir haben einen würdigen Nachfolger in ihrem Sohn, Scheich Tariq."
Jasmine blieb fast das Herz stehen, als Tariqs Name ausgesprochen wurde. Dennoch musste sie die Kraft aufbringen, eine äußerst wichtige Frage zu stellen: „Und er regiert allein, der neue Scheich?"
Wenn der Mann ihr jetzt sagen würde, dass Tariq sich in der Phase der totalen Medienblockade unmittelbar nach dem Tod seiner Eltern eine Frau genommen hatte, dann würde sie auf dem Absatz kehrtmachen und mit der nächsten Maschine zurückfliegen. Angespannt bemühte sie sich, ruhig zu atmen.
Ihr Begleiter warf ihr einen abschätzenden Blick zu und nickte kurz. Sie verließen das Gebäude, und die heiße Wüstenluft traf Jasmine wie ein scharfer Hieb ins Gesicht, doch sie ließ sich nichts anmerken.
Am Straßenrand parkte eine schwarze Limousine. Jasmine wollte an ihr vorbeigehen, ihr Begleiter hielt sie jedoch auf.
„Das ist Ihr Taxi."
„Aber das ist doch eindeutig kein Taxi."
„Zulheil ist ein reiches Land, Madam. So sehen bei uns die Taxis aus."
Jasmine fragte sich, ob er ernsthaft erwartete, dass sie ihm glaubte. Sie biss sich auf die Lippen, um nicht hysterisch loszukichern und sah zu, wie ihr Gepäck im Kofferraum verstaut wurde. Mit pochendem Herzen wartete sie darauf, dass ihr Begleiter ihr die hintere Wagentür öffnete.
„Madam?" Ja?"
„Sie haben gefragt, ob unser Scheich allein regiert. Ja, das tut er. Es heißt, sein Herz sei gebrochen." Seine Stimme war nur noch ein Flüstern.
Bevor Jasmine etwas erwidern konnte, öffnete er die Wagentür. Ihre Gedanken überschlugen sich, als sie in den luxuriösen, klimatisierten Wagen einstieg.
Die Tür schloss sich hinter ihr.
„Du hast es tatsächlich getan", flüsterte sie und starrte den Mann an, der ihr gegenübersaß.
Tariq beugte sich vor. Im Halbdunkel wirkten seine Gesichtszüge wie gemeißelt.
Nichts an diesem Fremden erinnerte an die Feinfühligkeit des jungen Mannes, den sie damals gekannt hatte.
„Hast du daran gezweifelt, meine Jasmine?"
Der Klang seiner Stimme ließ sie erschauern. Sie war tief und sexy, schön und gefährlich. Vertraut und doch anders. „Nein."
Tariq hob die Brauen. „Und doch bist du hier?"
Mit zitternden Lippen holte Jasmine Luft. Der Blick aus seinen dunklen Augen ruhte auf ihr wie der eines Raubtiers kurz vor dem tödlichen Angriff.
„Ja, ich bin hier."
In dem Moment setzte sich der Wagen in Bewegung. Jasmine schaffte es gerade noch, sich an der Kante der Sitzbank festzuhalten, doch Tariq legte die Arme um sie und hob sie auf seinen Schoß.
Sie hielt sich an seinen breiten Schultern fest. Der Stoff seines weißen Gewandes verzog sich unter ihren Fingern. Sie wehrte sich nicht. Auch nicht, als er ihr Kinn umfasste und ihren Kopf so drehte, dass sie ihn ansehen musste. Seine grünen Augen schienen Funken zu sprühen - Funken des
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