Im Bann der Sinne
schläfst." Sanft küsste er sie auf die Lippen, obwohl ihm das sehr schwerfiel, denn ein Teil von ihm - der Teil, der seit Jahren zu kurz gekommen war - flüsterte ihm zu, dass er die Gelegenheit ergreifen sollte, die vielleicht nie wieder kam. Die anschmiegsame Frau in seinen Armen würde sich am Morgen wieder in die kühle, elegante Dame verwandeln, die er kaum zu berühren wagte.
Beunruhigt sah sie ihn an. „Caleb, ich kann ..."
„Pscht." Er legte sich auf den Rücken und bettete ihren Kopf auf seine Brust. „Schlaf einfach. Das reicht für heute Nacht." Seine Frau war es gewohnt, ihre Gefühle gut unter Kontrolle zu halten. Trotzdem war sie heute zu ihm gekommen.
Endlich.
5. KAPITEL
Vicki wachte auf, als sie Caleb duschen hörte. Wie immer stellte sie sich vor, sie würde ins Badezimmer gehen, sich nackt ausziehen und zu ihm in die Duschkabine steigen. Was würde sie dafür geben, seine Haut einzuseifen und seinen wunderschönen nassen Körper zu erforschen! Aber wie immer stand sie auf, ging in die Küche und setzte Kaffee auf.
„Eines Tages tue ich es", versprach sie sich leise selbst, als sie die Kaffeemaschine einschaltete. Sie hätte Caleb gern damit überrascht, dass sie mit ihm duschte. Das würde er niemals erwarten. Wahrscheinlich hatte er damit sogar recht - sie besaß nicht das Selbstvertrauen, das nötig gewesen wäre, um sich ohne Angst vor Zurückweisung einem Mann zu nähern.
Als sie Brot aus der Vorratskammer holte, fiel ihr Blick auf ihre Hände. Ihre perfekt geformten Nägel waren in einem hellen Farbton lackiert. Außer einem geschmackvollen Ehering trug sie keinen Schmuck. Vicki kam es so vor, als wäre sie genau so wie ihre Hände: Sehr gepflegt, langweilig und ohne jeden Charakter. Sie war keine Frau, die aufregende Dinge tat, wie zum Beispiel ihren Ehemann in der Dusche zu überraschen.
Sie nahm den Duft von Calebs Aftershave wahr, als er die Küche betrat. Ohne nachzudenken, drehte sie sich um und fragte: „Bin ich langweilig, Caleb?"
Erstaunt musterte er sie. „Wie kommst du denn darauf, Liebling?"
„Sag mir eine Sache, die ich getan habe und die außergewöhnlich war." Sie legte das Brot auf die Anrichte. „Etwas, das ich getan habe und das du nie von mir erwartet hättest."
„Du hast mich um die Scheidung gebeten." Er nahm zwei Scheiben Brot und steckte sie in den Toaster. „Dann hast du mir gesagt, ich solle im Gästezimmer schlafen.
Damit hast du mich ziemlich überrascht, aber nicht positiv."
Am liebsten hätte sie ihn jetzt bei der seriösen blauen Krawatte gepackt, ihn zu sich gezogen und ihn leidenschaftlich geküsst. Caleb sah auch im Anzug verflixt gut aus.
„Hm", sagte sie, während sie beobachtete, wie er zwei Kaffeebecher aus dem oberen Regal holte. „Caleb?"
Er stellte die beiden Becher auf die Anrichte. „Ja?"
„Werden wir so tun, als hätte es die vergangene Nacht nicht gegeben?"
Er betrachtete sie eine Weile lang. Als sie dachte, er würde etwas sagen, umrahmte er stattdessen ihr Gesicht mit den Händen und küsste sie. Vicki schmiegte sich an ihn und schlang die Arme um seine Taille. Normalerweise überließ Caleb die Kontrolle über ihre Küsse ihr. Doch heute küsste er sie, dass sie keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte.
Als sie beide nach Luft schnappten, sah er sie liebevoll an. „Was denkst du?"
Atemlos deutete sie auf den Toaster. „Dein Toast ist fertig."
Aus irgendeinem Grund brachte ihn das zum Lächeln. „Ich habe für dich auch eine Scheibe getoastet." Er strich Butter darauf und hielt sie ihr an die Lippen. „Du isst jetzt für zwei, Mrs. Callaghan."
Über seine Sorge um sie musste sie nun selbst lächeln, und in dieser Stimmung schickte sie ihren Mann an diesem Tag zur Arbeit.
Zum ersten Mal seit langer Zeit lächelten sie, als sie sich zum Abschied küssten, und freuten sich auf den Abend.
Zu Vickis Freude kam Caleb rechtzeitig zum Abendessen nach Hause. Sie saßen gerade am Küchentisch, als das Telefon läutete. Caleb stand auf und nahm den Hörer ab.
„Ja, ich höre."
Sein Ton ließ Vicki aufhorchen. Verflogen war die gute Laune. Caleb straffte die Schultern und klang mit einem Mal steif, fast gefühllos. Nur wenige Menschen schafften es, ihn in diese Stimmung zu bringen. „Deine Familie? Lara?", formte sie lautlos mit den Lippen.
Er nickte kurz. „Wie viel?"
Sofort wusste Vicki Bescheid. Lara rief aus demselben Grund an wie immer. Jedes Mitglied von Calebs Familie meldete sich bei ihnen nur aus
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