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Im Bann der Träume

Im Bann der Träume

Titel: Im Bann der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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Antwort erwarten.
    Als Charis schon fast davon überzeugt war, jede Hoffnung aufgeben zu müssen, kam eine Antwort, aber so schwach, daß die Entfernung ungeheuer groß sein mußte. Aber sie hatte einen direkten Strahl dorthin, und sie konnte auf größere Empfangsstärke gehen. Irgendwo im Nordosten dieses Planeten sandte ein anderes Funkgerät ebenfalls einen Suchstrahl aus.
    Mit fliegenden Fingern stellte sie das Gerät auf die Richtung dieses Strahls ein, um ihn lauter zu bekommen. Der Sichtschirm vor ihr wurde wolkig, dann langsam wieder klar. Sie bekam Antwort! Viel geschickter, als sie es je für möglich gehalten hatte, antwortete sie, versetzte ihren Hilferuf seitlich, weg von der direkten Linie des Sichtschirms und so außer Sicht – oder wenigstens außerhalb des Brennpunkts, um den Weg für die Antwort frei zu machen.
    Die Gestalt, die aus dem dünnen Nebel heraustrat, war nicht die eines Regierungsbeamten; aber sie war tatsächlich ein Mann, oder wenigstens ein humanoides Wesen. Er trug dieselben Coveralls wie die Handelsleute; an einem Gürtel an der umfangreichen Taille hing aber nicht die übliche, legale Handwaffe, sondern eine recht ungesetzliche Strahlenpistole. Mit fieberhafter Schnelligkeit unterbrach Charis den Kontakt, gerade in dem Augenblick, als die Miene offenen Staunens der einer mißtrauischen Frage Platz machte.
    Mit klopfendem Herzen und fliegendem Atem huschte das Mädchen zum Sichtschirm zurück. Also noch ein Posten – irgendwo im Norden? Aber weshalb dann die Strahlenpistole?
    Solche Waffen waren strengstens verboten und nur den Patrouillen- oder Verteidigungskräften vorbehalten. Sie zögerte. Durfte sie den Suchstrahl wieder einschalten? Konnte sie vielleicht den Süden absuchen? Den Mann auf dem Schirm hatte sie nicht erkannt; der Schiffsmannschaft gehörte er wahrscheinlich nicht an, wohl aber wahrscheinlich zu Jagans Leuten. Also lag vermutlich das, was der Kapitän hier tat, weiter jenseits aller Gesetze, als sie geglaubt hatte.
    Sie stand seitlich vor dem Schirm und schaltete erneut den Suchstrahl ein. Einen Augenblick später »biepte« er nach Süden. Was aber nun auf dem Schirm erschien, war kein bewaffneter Raumfahrer, sondern das vertraute Emblem der Überwachungsbehörde mit einem kleinen Gesandtschaftssiegel darüber und bedeutete, daß eine fremde Kontaktmission mit Überwachungspersonal bemannt war. Es war aber niemand im Dienst, denn das Emblem war das Erkennungszeichen für einen unbemannten Posten. Selbstverständlich wurde der Ruf aber auf Band aufgezeichnet, so daß sie eine Botschaft aussenden konnte und die Gewißheit hatte, daß die richtigen Leute sie in wenigen Stunden zu lesen bekamen. Charis begann die Kodeworte zu tippen.

 
5
     
    Ein weicher Laut, eine sanfte Berührung ihres Körpers. Charis sah sich um mit einer Bereitwilligkeit, die Teil der Fremdartigkeit dieses Empfindens wurde. Erst hatte sie noch vor dem Funkgerät gehockt und hatte ihren Hilferuf hinausgetickt, und dann, im nächsten Augenblick, war sie wieder zurück in ihrem Traum.
    Aber kaum eine Sekunde später wußte sie, daß es nicht der gleiche Traum war wie vorher. Sie trug den Coverall, den sie angezogen hatte, bevor sie auf ihre Entdeckungsreise in der Kuppel gegangen war. An ihren bloßen Füßen schien jeder einzelne Nerv eine schmerzhafte Botschaft in ihr Gehirn zu signalisieren, und sie sah darauf hinunter. Sie hatten Blasen, und zwischen den Zehen begann ein langer Kratzer, der bis über den Fußknöchel hinaufreichte; kleine Blutstropfen hingen an dessen Rändern. Statt des zufriedenen Gefühls des Einsseins mit sich selbst beherrschte sie nun das der Müdigkeit und einer unerklärlichen Verwirrung.
    Aber wie vorher rollte unter ihr im Morgenlicht die See an die Küste. Um sie waren felsige Klippen, und ihre müden Füße sanken in lockeren, pulvrigen Sand. Sie befand sich wieder an der Küste; daran war nicht zu zweifeln, aber diesmal konnte es doch kein Traum sein!
    Charis drehte sich um und hielt Ausschau nach der Handelsniederlassung am Ende des Wasserlaufes, aber hinter ihr lag eine Klippenwand. Im Sand zeichnete sich die Spur ihrer Füße ab, und sie verlor sich irgendwo in der Ferne. Sie ahnte nicht, wo sie sich befand, oder wie sie hierher gelangt war.
    Ihr Herz klopfte wie rasend vor Angst, und ihr Atem kam in flachen, schnellen, keuchenden Stößen. Sie konnte sich an nichts erinnern, so sehr sie sich auch bemühte.
    Vielleicht könnte sie doch ihre Spuren nach

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