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Im Bann der Träume

Im Bann der Träume

Titel: Im Bann der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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eine Beute, mit der es zwischen einem Busch und den Klippen verschwand.
    Dann hörte sie direkt über ihrem Kopf ein Geräusch, als habe jemand zwei Knochenstücke aneinandergeschlagen. Ein anderes, diesmal ziemlich großes, kräftiges Flugwesen, schoß aus einem Loch in den Klippen und flog über ihrem Kopf herum. Das Tier hatte lederige Hautschwingen; sein Körper war völlig nackt, und die Haut erschien faltig. Im Verhältnis zum Körper war der Kopf ungeheuer groß. Das schnabelförmige Maul spaltete den Kopf bis zur Hälfte und erzeugte scharfe Klackklack-Geräusche.
    Ein zweiter und dritter Vogel gesellten sich zum ersten, und deren Schreie waren betäubend. Sie flogen immer niedriger, und Charis bekam allmählich Angst. Einen allein hätte sie nicht gefürchtet, aber ein ganzer Schwarm konnte gefährlich werden. Sie hielt nach einer Deckung Ausschau und ließ sich unter die tiefhängenden Zweige eines abgebrochenen Baumes fallen.
    Doch die Vögel hatten sie bald entdeckt, konnten sie aber nicht erreichen. Ihre klappernden Schreie folgten ihr, als sie sich dem Meer zu bewegte. Dann sprang etwas unmittelbar vor ihr in die Höhe und verschwand quiekend in tiefere Schatten.
    Sie zögerte und wartete, denn sie konnte nicht einmal ahnen, was in den Wäldern ihrer harrte. Ihr Fuß trat auf etwas Weiches, das aufplatzte, bevor sie ihr Gewicht verlagern konnte. Es war eine Frucht, und viele hingen an den Zweigen des Baumes, unter dem sie stand und lagen dort, wo das quiekende Tierchen gefressen hatte.
    Charis bückte sich, hob eine davon auf und hielt sie an die Nase. Sie roch ungewohnt, aber sie war sich nicht recht klar darüber, ob ihr der Geruch gefiel oder nicht. Es war jedenfalls Nahrung. Ob sie diese Frucht auch essen konnte, war eine andere Frage. Aber sie behielt die Frucht und ging der See entgegen.
    Die Schreie der Vögel folgten ihr. Aber dann stand sie am Wasser und ließ es um ihre Füße spielen. Es war wie ein Versprechen der Sicherheit. Und dort endete auch die Vegetation mit einem letzten Busch in einem Wirbel grauen Sandes.
    Am Horizont erschien ein Streifen, der, wie Charis glaubte, mehr war als eine tiefliegende Wolkenbank. Eine Insel? Sie überlegte so konzentriert, daß sie gar nicht mehr auf die Klappervögel achtete.
    Die Vögel umkreisten sie nun nicht mehr, sondern zogen hinaus auf die See, wo sie seltsame Figuren unter den Wolken flogen. Und im Wasser unmittelbar unter ihnen war eine Bewegung, die darauf schließen ließ, daß unmittelbar unter der Oberfläche etwas vor sich ging. Dieses Etwas näherte sich der Küste, kam direkt auf sie zu.
    Unbewußt quetschte Charis die Frucht zusammen, bis ihr der Saft durch die Finger rann. Aus den Bewegungen des Wassers konnte sie schließen, daß das, was unter der Oberfläche schwamm, groß sein mußte.
    Aber sie rechnete nicht damit, daß ein Nachtmahr aus der sanften Brandung tauchte und ihr auf dem schmalen Sandstreifen gegenübertrat. Ein Schuppenpanzer, über dessen braune Schmucklinien die grünen Strähnen von Wasserpflanzen hingen, ein Kopf mit hornähnlichen Auswüchsen über jedem der riesigen Augen, eine Rüsselschnauze mit einem Mund voller Reißzähne …
    Das Wesen stieg aus den Wellen; seine Beine endeten in flossenähnlichen Füßen. Dann peitschte ein Schwanz aufwärts, gabelte sich in zwei scharf auslaufende Spitzen, aus denen Wasser nach vorne und oben sprühte. Die Klappervögel stoben auf und schnatterten, flogen aber nicht davon. Das Wesen gab nicht auf diese Tiere acht.
    Zuerst fürchtete Charis, die Kreatur habe sie gesehen, war aber erleichtert, als das Wesen platschend und mit watschelnden Schritten das Wasser verließ und sich mit einem kaum vernehmlichen Grunzen in den Sand legte.
    Der Kopf schwang vor- und rückwärts, und die Rüsselschnauze ruhte auf den ausgestreckten Beinen. Das Wesen machte den Eindruck, als wolle es ein Schläfchen in der warmen Sonne machen. Charis zögerte. Vielleicht hatten die Klappervögel sie vergessen und folgten ihr nicht. Es war höchste Zeit, daß sie sich zurückzog.
    Am liebsten wäre sie gerannt, im Busch untergetaucht und zu dem kleinen Tal gelaufen, das ihr inzwischen auch wie eine Falle vorkam. Aber die Klugheit gebot ihr, lieber zu kriechen, statt zu rennen. Langsam zog sie sich zurück, ließ dabei aber das Wesen nicht aus den Augen. Schon hatte sie Hoffnung, daß sie endlich untertauchen konnte. Und dann …
    Das Kreischen über ihr wurde lauter. Ein Klappervogel hatte sie

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