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Im Bann der Träume

Im Bann der Träume

Titel: Im Bann der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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erspäht, und seine Gefährten folgten ihm. Dann vernahm Charis einen anderen Laut. Sie brauchte sich gar nicht umzusehen; sie wußte auch so, daß diese großen Füße über Sand und zerbrechende Zweige tappten, daß das gabelschwänzige Wesen sich ihr näherte.
    Ihre einzige Chance war die, das obere Ende des Tales zu erreichen, wo die Klippe vielleicht müheloser zu erklettern und niedriger war. Äste griffen nach ihr, zerrten an ihrer Kleidung und zerschrammten ihr die Haut, als sie sich durch das Dickicht zwängte. Dann taumelte sie an einer Quelle vorbei zu einem Talgrund, wo sich dichtes, hartes Lavendelgras um ihre Füße schlang und mit seinen messerscharfen Halmen in das Fleisch schnitt.
    Die Klappervögel umstoben sie, stießen auf sie herunter und wagten sich immer tiefer, bis sie fast ihren Kopf berühren und sie sich ducken mußte, um ihren Schwingenschlägen zu entgehen. Sie spürte, wie sie ermüdete und nahm ihre letzte Kraft zusammen, um die andere Seite des offenen Geländes zu erreichen. Schützend legte sie ihre Arme um ihren Kopf, um ihr Gesicht vor diesen Tieren zu schützen.
    Dann war sie endlich an ihrem Ziel, an jener Felswand, die das kleine Tal säumte. Ob aber die Vögel ihr Zeit ließen, dort hinaufzuklettern? Charis preßte sich flach an den Felsen und spähte im Schutz ihres gebeugten Armes hinauf zu dem Schwarm der Lederschwingen, und dann sah sie zurück; dorthin, wo die Bewegung der Büsche ihr verriet, das jenes Ungeheuer aus der See ihr folgte.
    Charis schrie und schlug mit den Armen um sich. Dann erst bemerkte sie, was geschah. Der Schwarm der Klappervögel hatte sich zu einer Reihe geformt, die sich quer über den Pfad des Gabelschwanzwesens legte. Das war ihr Pech, denn wie ein Blitz zischte der Gabelschwanz durch die Luft in die Reihe der Klappervögel und schmetterte sie an die Felsen. Zweimal schlug der Schwanz zu und traf so die erste Welle der Angreifer, dann noch jene, die nicht schnell genug hatten abschwenken können oder zu intensiv mit ihrer vermeintlichen Beute beschäftigt gewesen waren. Der Rest von vielleicht noch fünf Tieren stieg hoch in die Luft und zog Kreise, wagte aber keinen neuen Angriff mehr.
    Charis kletterte eilends den Felsen hinauf. Das Gabelschwanzwesen befand sich nun zwischen ihr und den Klappervögeln. Einen zweiten Angriff brauchte sie nicht zu fürchten, bevor sie den Grat der Klippe erreicht hatte. Sie nahm ihre ganze Kraft zusammen, um ein Felsband zu erreichen, an dem einige kräftige Ranken herabhingen.
    An diesen Ranken zog sie sich hinauf und drückte sich unter den dichten Busch, dessen kleine, saftige Früchte sie mit ihrem Gewicht zerquetschte. Vorsichtig rollte sie sich herum, um nach ihren Feinden Ausschau zu halten. Die Vögel schossen kreischend über sie weg, stiegen in die Höhe, als wollten sie angreifen, aber Charis duckte sich eilends tiefer unter den Busch.
    Das Gabelschwanzwesen stand nun am Fuß der Klippe, und die Flossenhände klammerten sich an den Fels. Zweimal gelang es ihm, ein Stückchen hinaufzuklettern, fiel aber jedesmal mit einem Plumps wieder zurück. Entweder waren die Griffe nicht groß genug für die Flossenhände, oder die Kreatur war in ihrer Plumpheit nicht zum Klettern geschaffen. Sie bewegte sich so ungeschickt, als sei sie nicht auf dem Land heimisch.
    Aber das Wesen war zur Verfolgung entschlossen. Charis rutschte vorsichtig das Band entlang, bis ihr eine der Ranken den Weg versperrte. Diese Ranke riß sie ab und benützte sie dazu, den frechsten der Vögel mit kräftigen Schlägen abzuwehren. Sie traf den Vogel zwar nicht, der zischende Laut verscheuchte ihn aber.
    Solange sie dem Band folgte, konnte sie die Ranke gut als Abwehrwaffe benützen, aber dann erreichte sie eine Stelle, wo es zu schmal wurde. Das Gabelschwanzwesen klammerte sich noch immer mit wunderlicher Sturheit an die Felswand. Tat sie einen Fehltritt, so war sie dieser Kreatur ausgeliefert. Und nun wurden auch die Vögel wieder frecher. Da sie einen ziemlich unsicheren Stand hatte, konnte sie ihre improvisierte Peitsche nicht mit voller Kraft schwingen.
    Charis lehnte sich an den Fels. Die Kreatur da unten schien doch nicht heraufklettern zu können, aber die Vögel stoben noch immer über ihrem Kopf herum. Sie war müde; so müde, daß sie es wahrscheinlich nicht mehr schaffen würde, den Grat der Klippe zu überklettern.
    Sie versuchte zu denken. Das Gekreisch der Vögel riß an ihren Nerven. Dann hörte es plötzlich auf. Ebenso

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