Im Bann der Versuchung
viele Männer, die sich in Sie verliebt haben, und einige legen es sicherlich auch darauf an, Sie zu heiraten.” Hamilton lächelte verschmitzt. „Nicht ich, meine Liebe. Natürlich verehre ich Sie, aber ich habe Sie hoch auf das Podest gesetzt, wo Sie hingehören."
„Von dem ich nur herunterfallen kann", antwortete Margaret lachend. „Wenn ich noch weitere Verehrer haben sollte, dann sind sie auf jeden Fall zurückhaltender als Sir Frederick. Bislang hat nämlich sonst niemand um meine Hand angehalten, geschweige denn seine Hand aufgehalten."
Hamilton schlug mit der geballten Faust auf die Armlehne seines Stuhls. „Sollte irgendein Kerl lästige Annäherungsversuche machen, lassen Sie es mich wissen." Der besorgte Glanz in seinen Augen zeigte Margaret, dass sie sich auf ihn verlassen konnte. „Soll ich mit Matheson reden?"
„Nein, danke. Ich spreche lieber selbst mit ihm - aber erst nach meiner Rückkehr von der Insel."
Hamilton nickte und zeigte dann auf das Silbertablett. „Eine Menge Post heute Morgen, nicht wahr?"
„Auf dem andern Tisch dort drüben steht noch ein Korb voller Briefe. Die meisten sind wohl Zusagen für die Soiree zu Ehren von Miss Jenny Lind Anfang September."
„Ich nehme an, wir werden nur wenige Absagen bekommen."
„Oje, da gibt es noch so viel zu tun." Einen Moment lang fühlte sie, wie Panik in ihr aufstieg. Obwohl sie wusste, dass es eine liebenswürdige und aufmerksame Geste war, für die gefeierte schwedische Sängerin eine Soiree zu arrangieren, fragte Margaret sich, wieso sie sich von Angela Shaw dazu hatte überreden lassen. „Ach, da fällt mir ein, haben Sie eigentlich Mr. Dougal Robertson Stewart auch eine Einladung geschickt?"
„Diesem Ingenieur? Ja, letzte Woche hat ein Bote ihm die Einladung in sein Apartment gebracht. Sie konnte nicht mit der regulären Post zugestellt werden, denn es war nicht ganz so leicht, den Mann aufzuspüren. Die meiste Zeit befindet er sich wohl an irgendwelchen einsamen, unzugänglichen Orten, wo er Leuchtturme bauen lässt. Sein Wohnsitz ist draußen in Strathclyde, aber zum Glück hat er ein Apartment bei Verwandten am Carlton Hill." Er schwieg eine Weile nachdenklich. ,,Ich glaube, es ist eine gute Idee, diesen Mr. Stewart einzuladen. Eine Geste, sozusagen ein Friedensangebot."
„Der Mann ist derart arrogant, dass er es eher als Kapitulation betrachtet."
„Na, hoffentlich kommt es nicht zu einer Prügelei, wenn Sie sich endlich einmal mit ihm treffen", scherzte Hamilton.
„Wenn er sich benimmt, werde ich mich zurückhalten", erklärte sie bissig. „Das, was er uns die letzten Monate geschrieben hat, klang halsstarrig und rechthaberisch, ja fast rüde. Und seine letzte Aktion ist in meinen Augen bereits eine kleine Kriegserklärung. Einen Parlamentsbeschluss zu erwirken, obwohl wir ihm das Recht, auf meiner Insel ein Lager zu errichten, wiederholt verweigert haben, das war einfach ... abscheulich."
„Es scheint so, als handele Mr. Stewart nach seinen eigenen Gesetzen. "
„Außerdem ist er ungeduldig, arrogant und anstrengend.” Sie dachte einen Moment nach. „Allerdings bewundere ich, dass ihm das Wohl seiner Arbeiter am Herzen liegt. Wenn er sich nur nicht so rechthaberisch bei seinen Verhandlungen mit meinen Anwälten benommen hätte."
„Ich habe gehört, dass er äußerst charmant sein soll."
„Seine Briefe zeigen aber kein Fünkchen Charme."
„Meine Schwägerin kennt ihn. Sie sagt, dass Mr. Stewart selten auf gesellschaftlichen Zusammenkünften anzutreffen ist." Hamilton grinste: „Fast wie seine Rachegöttin, Lady Strathlin. Und wenn er irgendwo auftaucht, fallen die jungen Damen vor Schreck in Ohnmacht."
„Na, so Furcht einflößend wird er sicherlich nicht sein."
„Meine Schwägerin meinte seine Anziehungskraft, Madam. Die Angelegenheit scheint Sie so zu belasten, dass sie Ihren Humor verlieren", neckte Hamilton sie. „Er soll zwar ein recht stattlicher Kerl sein, aber seine waghalsigen Heldentaten verleihen ihm wohl eher diese romantische Aura. Die Rettung der Arbeiter aus dem Fife nach dem Brückenunglück im letzen Jahr war schon eine bewundernswerte Leistung."
Margaret nickte zustimmend. „Der Edinburgh Review berichtete, dass Stewart in die eiskalte See getaucht ist und selbst jeden Mann einzeln herausgezogen hat, noch bevor professionelle Hilfe eingetroffen war. Es muss schon ein bemerkenswerter Mann sein, der so etwas tut."
„Ihre Hilfsbereitschaft war aber auch nicht unbedeutend. Sie
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