Im Bann der Versuchung
weiche, seidige Flor erinnerte sie an den Strand von Caransay. Sie seufzte selig, als Dougals Zunge ihre Ohrmuschel liebkoste. Schnell und geschickt knöpfte sie sein Hemd auf, streichelte seine behaarte Brust. Er beugte sich über sie, küsste sacht die warme Haut, legte mit zärtlichen kleinen Küssen eine sanfte Spur von ihrem Kinn, die Kehle hinunter bis zum Brustansatz. Stöhnend fuhr sie mit den Fingern durch sein dichtes Haar, wand sich vor Wonne unter seinen Küssen und zärtlichen Berührungen, wobei das dünne Goldkettchen, das sie um den Hals trug, ein wenig verrutschte. Plötzlich fühlte sie das Goldmedaillon - wie eine Mahnung.
Ihr Unterbewusstsein befahl ihr aufzuhören und sich zu versagen, was sie sich so sehr wünschte. Was unausgesprochen geblieben war, brannte in ihr. Wie hatte er sie einst genannt? Ehrlich! Ehrlich und rein!
Sie musste es ihm sagen! Doch seine Lippen, seine Hände überredeten sie zu warten. Nur ein Kuss noch, nur einmal noch ihn ungeniert streicheln. Liebkosend strichen ihre Finger über seinen Körper. Leise stöhnend rang er nach Luft.
Nein, sie konnte nicht aufhören, nicht jetzt. Sie zerrte an seinen Kleidern, eng umschlungen wälzten sie sich über den seidenen Teppich, bewegten sich im gleichen Rhythmus, verschmolzen miteinander, bis sie der Zauber zum Höhepunkt trug, sie in ihm aufging und er sich in ihr verströmte.
„Komm", flüsterte sie und zog ihn an der Hand hinter sich her. Rock und Krinoline - wieder an ihrem Platz - raschelten und schwangen leicht gegen seine Hosenbeine.
Sie führte ihn in ein kleines Arbeitszimmer, einen gemütlichen Raum mit warmer Holzvertäfelung, einem Mahagonischreibtisch, roten, ledernen Armstühlen, Teppichen in Rot und Gold, auch hier die Wände bis unter die Decke voller Bücher. Im Kamin brannte kein Feuer, aber die maskuline Eleganz des Raumes strahlte mehr als genug Geist und Feuer aus.
„Das war das Arbeitszimmer meines Großvaters. Diesen kleinen Raum liebte er am meisten."
Sie ging zu einem schwarz-goldenen Lackschränkchen, öffnete eine Tür und holte ein Holzkästchen heraus. Ein exotischer Sandelholzduft hing in der Luft, als sie das Kistchen auf den Tisch stellte, den mit Intarsien geschmückten Deckel aufklappte und ein dickes mit einem weißen Band zusammengehaltenes Bündel Briefe herausnahm.
„Nachdem ich das Erbe angetreten hatte, haben Mr. Hamilton und ich in diesem Arbeitszimmer nach interessanten Dokumenten gesucht. Ich fand dies."
„Was hier aufbewahrt wird, muss von jemand ganz Besonderem sein", meinte Dougal.
„Sie sind alle von mir - an ihn. Über Jahre habe ich meinem Großvater geschrieben. Jeden Winter habe ich ihn einige Wochen besucht und die meiste Zeit mit den Lehrern verbracht. Er war damals bereits Witwer, seine Söhne erwachsen. Meine Mutter brachte mich her."
„Ich dachte, Lord Strathlin wäre nicht damit einverstanden gewesen, dass sie einen Fischer von den Hebriden geheiratet hat."
„War er auch nicht. Aber sie blieb eine pflichtgetreue Tochter, besuchte ihn und nahm mich immer mit. Nach ihrem Tod bin ich weiter jeden Winter nach Strathlin Castle gefahren, bis auch mein Großvater starb. In der Zwischenzeit habe ich ihm sehr oft geschrieben."
Wie zum Beweis nahm sie das Päckchen Briefe in die Hand. „Ich habe ihm vom Leben auf Caransay erzählt, die Insel beschrieben, die Blumen auf der Machair, die Vögel und die Seehunde auf Sgeir Caran, ich habe ihm vom Segeln und Fischen mit Großvater Norrie berichtet, wie ich im Meer geschwommen, auf die Hügel und die Berge geklettert bin. Und ich habe Zeichnungen für ihn angefertigt, viele, viele Zeichnungen." Sie schlug auf das Bündel. „Sie sind alle hier drin."
Dougal spürte, wie bedeutend das für sie war. „Deine Journale begannen also mit diesen Briefen - als du ein Kind warst?"
Sie nickte. „Er hat mir nie geantwortet. Außer der jährlichen Einladung, nach Strathlin Castle zu kommen, zum Unterricht und für eine neue Garderobe, hat er mir nie geschrieben, nicht einmal meine Briefe erwähnt."
„Er muss deine Treue geschätzt haben. Er war sicher froh, dass du ihn gern gehabt hast."
Sie nickte wieder. „Er war schroff und mürrisch, aber ich liebte ihn. Irgendwie tat er mir Leid. Ich glaubte, er sei einsam. Ich hatte keine Ahnung, wie sehr er damit beschäftigt war, ein Schifffahrts-und Bankenimperium aufzubauen. Ich war ein Kind, wusste damals nicht viel von der Matheson-Bank."
Liebevoll strich sie über den
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