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Im Bann der Wasserfee

Im Bann der Wasserfee

Titel: Im Bann der Wasserfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Morgan
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sackte in sich zusammen.
    Ragnar grinste. »So hässlich bin ich nun auch wieder nicht.«
    Dahut erstarrte. »Zwei Wachmänner kommen in unsere Richtung. Wir sind verloren«, sagte sie mit gesenkter Stimme.
    Ragnar wirkte unbeeindruckt. »Lauf einfach weiter und verhalte dich unauffällig. Denk daran: Wir sind in der Überzahl.«
    »Ha ha, sehr witzig.« Missmutig trabte Dahut weiter.
    Ragnar stimmte derweil ein Lied an mit einem höchst unanständigen Text, der vermutlich selbst seinen barbarischen Landsmännern die Schamesröte ins Gesicht getrieben hätte.
    »Unauffällig nennst du das?«, fragte sie.
    Er grinste und sang noch lauter.
    Die Wachmänner kamen näher. Sie liefen an ihnen vorbei und schienen sie dabei bewusst zu ignorieren.
    Als sie sich außerhalb von ihrer Hörweite befanden, fragte Dahut: »Woher hast du gewusst, dass sie uns nicht durchsuchen?«
    Er hob die Achseln. »Intuition. Die beiden wollten keinen Ärger. Solange wir niemanden zusammenschlagen, lassen uns die Wachen in Ruhe. Die Leute in Ys scheinen dem Wein ohnehin recht zuzusagen. In der nächsten Straße halten wir uns besser im Schatten.«
    »Ist es noch weit?«
    »Wir sind gleich da.« Sie erreichten die nachfolgende Straße. Ragnar geleitete sie zu einem der Gebäude. Dort blieb er stehen.
    Dahut starrte das Vespasianae an. »Hier?«
    Ragnar hob die Achseln. »Hast du einen besseren Vorschlag?«
    Glücklicherweise war die öffentliche Latrine menschenleer. Sie betraten das Gebäude und setzten die Tote ohne den Mantel auf eine der Plätze, was aufgrund der Leichenstarre nicht so einfach war.
    Ragnar sah Dahut an. »Gehen wir! Ich bringe dich zurück zum Palast.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich gehe allein.«
    »Keine Widerrede. Hier treibt sich ein irrer Mörder herum.«
    Dahut hob eine Augenbraue. »Ach was? Darauf wäre ich nicht gekommen.« Sie widersprach jedoch nicht mehr. Ragnar hatte Recht. Es war gefährlich, als Frau allein auf den Straßen herumzulaufen, was man an Aouregwenn sah.
    »Schnell, bevor uns jemand sieht.«
    Dahut nickte. Sie hatten ohnehin Glück, dass bis jetzt niemand diese Straße entlanggegangen war. Sie schlugen die Richtung des Palastes ein und hielten sich dabei im Schatten, auch wenn es dort kühler war und eine Art von Dunkelheit herrschte, die Dahut den Angstschweiß über den Rücken jagte. Nur Ragnars Gegenwart bewahrte sie davor, in Panik auszubrechen und etwas Unüberlegtes zu tun, wie etwa einfach zu schreien. Offenbar hatte sie den Leichenfund noch nicht ganz verkraftet.
    »Was machen die Bewohner von Ys mit ihren Toten«, fragte Ragnar.
    »Sie schmeißen sie nicht brennend von der Stadtmauer und sie setzen sie auch nicht auf die Latrine, falls es das ist, was du wissen möchtest.«
    »Nein, ich möchte wissen, wo diese bestattet werden.«
    »Hast du den Friedhof und den von Zypressen umgebenen Altar südlich des Stadttores denn nicht gesehen?«, fragte sie.
    Ragnar sah sie an. »Darüber habe ich mich schon gewundert.«
    Dahut warf ihm einen Seitenblick zu. »Gewundert? Was macht ihr denn mit euren Toten?«
    »Verbrennen.«
    Dahut nickte. »Das hat man bei uns früher auch getan, doch das war vor meiner Zeit. Auf dem Podest vor dem Altar werden die Toten aufgebahrt. Freunde und Bekannte des Verstorbenen werfen Schmuck, Waffen, Kleidung, Lebensmittel oder sonst was auf die Bahre. Dann öffnet man dem Toten die Augen, schließt sie wieder und gibt ihm einen letzten Kuss.
    Früher hat man die Leute anschließend angezündet, doch jetzt begräbt man sie in Sarkophagen. Das ist ein christlicher Brauch. Man darf sie nicht mehr verbrennen wegen der Auferstehung der Toten. Ich möchte nicht hier sein, wenn all die verwesenden Leichen wieder aus der Erde kommen. Mir hat schon die von Aouregwenn gereicht.« Sie erschauerte. »Ich werde mich auf jeden Fall verbrennen lassen.«
    »Bist du dir sicher, dass die Bestattung außerhalb der Stadtmauern stattfinden wird?«
    »Das steht im Zwölftafelgesetz. Wer gegen die Gesetze verstößt, macht früher Bekanntschaft mit dem Grab. Du denkst doch nicht etwa ...«
    Ragnar nickte. »Ja, das könnte die Gelegenheit sein. Du findest heraus, wann die Beerdigung ist. Werden die Tore für den Trauerzug offen gelassen?«
    Dahut erschien nachdenklich. »Ich glaube schon. Meistens zumindest.«
    Ragnar runzelte die Stirn. »Das heißt, du bist dir nicht sicher?«
    »Sicher ist allein der Tod.«
    Er nickte. »Nun gut. Du gehst auf die Beerdigung. In der Zwischenzeit befreie

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