Im Bann der Wasserfee
alles. Sie waren die Augen und Ohren der dunklen Königin.
Die Schatten glitten näher. Selbst jetzt erinnerten sie noch an Schlangen, die länger waren als ein Mann groß. Drei befanden sich in diesem Raum, doch Niamh wusste, dass es noch viel mehr davon gab. Sie besaßen eine telepathische Verbindung zu ihrer Königin.
Noch war es niemanden gelungen, Malgvens Zauber zu brechen, sodass die dunkle Königin an diesem Ort machtlos war. Die Königin selbst konnte Ys nicht betreten, da der Schutzzauber auf die Abwehr ihrer Magie ausgerichtet war. Doch dies konnte sich bald ändern. Von Nacht zu Nacht wurde der alte Schutzzauber schwächer.
»Sieben Nächte und sieben Tage hast du, dann ruft die Königin dich zurück.« Das Zischen schien aus allen Ecken des Raumes zu ihr zu dringen.
Niamh biss sich auf die Lippen. Sie hatte Angst und ihr war kalt. Eiskalt. »Sieben Tage.« Sie wusste, was das bedeutete. Ihr Versagen würde eine grausame Strafe nach sich ziehen.
Mit bebenden Fingern tastete sie nach dem magischen Artefakt unter ihrem Gewand. Dabei spürte sie die Wunde an ihrer Hand, die sie sich mit dem magischen Dolch zugefügt hatte, als sie ihn so verzweifelt umklammerte. Sie heilte zwar noch immer schneller als bei einem Menschen, doch eine Verletzung durch eine gewöhnliche Waffe hätte sich schon längst geschlossen. Es wunderte sie, dass die Königin ihr den magischen Dolch überlassen hatte. Entweder vertraute sie ihr oder es war eine Prüfung. Vermutlich hatte sie nur niemand anderen mit einer Macht von der Stärke Niamhs, der sich die Hände schmutzig machen würde. Was auch immer kommen sollte: Die Schergen der Königin waren bereit, jederzeit zuzuschlagen.
Fast erschien es Niamh, als könnten die Schatten ihre Gedanken lesen, denn in diesem Moment erklang ein Lachen in der Zimmerecke. Niamh sah die glühenden Augen der Kreatur, die mit ihr gesprochen hatte, dann wurde sie durchsichtiger. Sie und ihre Unheilsschwestern verschwanden durch den Kamin.
Niamh verarbeitete am Vormittag einige der von Dahut gesammelten Kräuter zu einer Wundsalbe. Dahut war noch bei ihr. Sie arbeitete gerade an verschiedenen Tinkturen.
»Woran merkt man, dass man verliebt ist?«, fragte Dahut.
Niamh erstarrte mitten in ihrer Tätigkeit. »Warum möchtest du das wissen?«
»Nur so.«
»Wer ist der Glückliche?« Es würde doch hoffentlich nicht Dylan sein. Sie hatte öfters an ihn gedacht, seit sie ihm zwei Abende zuvor am Meer begegnet war. Seit sie ihn das erste Mal erblickte, hatte sie ihn, trotz all ihrer Schwierigkeiten, nicht mehr aus ihren Gedanken gebracht.
Es musste der Reiz des Verbotenen sein. Bei Brigantias Hintern, er konnte ihr Tod sein! Sie hoffte, dass er den Dolch nicht als das erkannt hatte, was er war. Sie hingegen wusste, wer Dylan war. Ein weiterer Grund, sich vor ihm fernzuhalten.
Wehmut, aber auch Entschlossenheit lagen in Dahuts Blick. »Ich bin mir noch nicht sicher. Er weiß nichts davon und er soll es auch nicht erfahren. – noch nicht.«
Niamh schöpfte den Schaum aus der vor sich hinköchelnden Masse. »Von wem sprichst du überhaupt?«
»Rhain. Er ist nachts in mein Zimmer geschlichen, um mich zu ermorden.«
»Der Göttin sei Dank!«, rief Niamh. »Ich befürchtete schon, du hättest wieder etwas mit Jacut angefangen.«
»Denkst du, ich sei verrückt?«
Nachdenklich starrte Niamh in den Kochtopf. Es hatte lange gedauert, bis Dahut ihre Liebe zu Jacut überwunden hatte. »Warum wollte er dich ermorden?«
»Er hat mich mit meiner Mutter verwechselt.«
Niamh erstarrte. Das bestätigte ihren Verdacht: Sie hatten ihn geschickt! »Wer waren seine Auftraggeber?« Die Worte waren heraus. Sie konnte sie nicht mehr zurücknehmen.
»Er sagte nur, meine Mutter hätte Unheil über seine Familie und sein Volk gebracht. Er wollte sie aus Rache töten.«
Niamh verspürte Erleichterung. Rhain war eindeutig ein Mensch.
»Wer sollte ihn beauftragt haben?«, fragte Dahut.
»Ach, niemand. Warum soll Rhain nichts davon erfahren, dass du in ihn verliebt bist? Hast du Angst davor, dass er dich genauso verletzen wird wie Jacut?«
»Rhain ist nicht Jacut. Dennoch wäre es mir lieber, wenn ich ihn näher kennenlernen könnte, bevor ich mich auf ihn einlasse. Verliebtheit reicht nicht aus, um das Leben gemeinsam zu verbringen. Sie muss erst wachsen zu Liebe. Wenn Vater mein Interesse an Rhain bemerkt, wird er mich zwingen, ihn zu heiraten.«
Niamh wandte sich zu ihr um. Sie hob die Augenbrauen. »Was
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