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Im Bann der Wasserfee

Im Bann der Wasserfee

Titel: Im Bann der Wasserfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Morgan
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fiel sein Blick auf ihre linke Hand. Nur zwei Nächte zuvor hatte sie dort einen tiefen Schnitt gehabt. Dieser war nicht nur verheilt, sondern er war fast völlig verschwunden!
    Dylan verabschiedete sich und ging davon. Er wusste nicht, was er von Niamh halten sollte. Er fühlte sich sehr zu ihr hingezogen, doch war er sich ziemlich sicher, dass sie zum Volk seiner Feinde gehörte. Sie war kein Mensch, so viel stand fest.
    Doch was führte sie nach Ys? Welche Absicht verfolgte sie? Irrte er sich oder empfand sie mehr für ihn? Immerhin hatte sie ihn geküsst. Er wollte mehr von ihr, einen intensiveren Kuss, doch musste er wachsam sein, denn es konnte sie beide in größte Gefahr bringen.
     
    Niamh stand zitternd in ihrem Empfangsraum. Verdammt, sie hatte vergessen, sich die Hand zu verbinden, damit Dylan nicht die ungewöhnlich schnelle Heilung bemerkte. Der Schnitt war langsamer verheilt als gewöhnlich, doch immer noch deutlich schneller als bei einem Menschen. Dylan war es aufgefallen. Er ahnte, wer sie war. Womöglich würde er sie verraten und ihre Mission damit zerstören. Andererseits waren auch seine Wunden viel zu schnell verheilt. Auch er konnte nicht leugnen, was er war … Leider.
    Jahrelang hatte sie Aufträge für die Königin ausgeführt und niemals versagt, doch jetzt schien es so weit zu sein: Niamh verspürte zum ersten Mal in ihrem Leben ein Gewissen.
    Bisher hatten sie die Aufgaben auch nicht in einen Zwiespalt gebracht. Ihre eigenen Interessen standen auf dem Spiel und das betraf nicht allein ihre Gefühle für Dylan. Es ging um ihre Zukunft als künftige Herrscherin. Keineswegs durfte sie ihre Mutter enttäuschen.
    Normalerweise müsste sie Dylan töten, da er wusste oder zumindest ahnte, was sie war. Doch sie konnte und wollte es nicht.
    Zudem glaubte sie, tiefe Zuneigung in seinem Blick erkannt zu haben. Natürlich war dieser Eindruck trügerisch und die Gefahr der Täuschung sehr hoch. Doch wenn er sie liebte, würde er sie nicht verraten. Doch konnte es Liebe geben zwischen zwei Angehörigen verfeindeter Völker?
    Noch immer bebte ihr Leib, was nicht allein daran lag, dass Dylan ihre Herkunft erraten haben könnte. Nie zuvor hatte sie sich derart zu einem Mann hingezogen gefühlt. Gewiss, sie war nicht unberührt, doch Gefühle von einem derartigen Ausmaß hatte sie niemals zuvor empfunden. Allein seine Anwesenheit ließ ihr Herz schneller schlagen und ihre Knie weich werden.
    Dylan hätte ihre Liebe verdient. Er war ein liebevoller, zuvorkommender Mann, der zudem noch intelligent war und gut aussah.
    Warum musste ausgerechnet er zu den Feinden gehören? Warum konnte es nicht wie früher sein, zu einer Zeit, in der sie noch nicht geboren gewesen war. Damals lebten ihre Völker in Eintracht miteinander.
    Doch das Grübeln brachte sie nicht weiter. Die Zeit lief ihr davon. Die Zukunft versprach noch düsterer zu werden als die Gegenwart.
     
     
     
     

Kapitel 5

     
     
    Es dämmerte bereits, als Ragnar durch die Straßen von Ys lief. Er hatte lange nachgedacht, mehrere Pläne geschmiedet und selbige verworfen. Wie er es auch drehte und wendete: Er kam an Gradlon nicht heran, da dieser ständig von einem Heer von Leibwächtern umgeben war. Vermutlich umringten diese auch in der Nacht sein Bett, was ihn nicht verwundern würde.
    Tief sog er den Fliederduft ein, der die Luft erfüllte. Es war still in der Stadt. Nur die Karren der Straßenhändler und die Stimmen einiger Frauen, die sich vor ihren Häusern zusammengefunden hatten, drangen an sein Ohr.
    Anfangs waren die Menschen zurückhaltend gegenüber ihm, dem Fremden, gewesen, aber einem Verwandten Cuneddas wagte man nicht völlig auszuschließen. Besonders beliebt schien der kymrische Anführer hier nicht zu sein, doch wurde ihm großer Respekt gezollt, was Ragnar für seine Pläne zu verwenden verstand.
    Von einigen Stadtbewohnern hatte er in Erfahrung bringen können, dass Gradlon mindestens einmal im Jahr nach Huelgoat reiste, wo seine Familie lebte. Der König hatte nach Malgvens Tod Kaira geheiratet und einen Sohn namens Salomon von ihr bekommen, der etwa zwei Jahre jünger sein mochte als Dahut. Diese lebten in Huelgoat, weil Kaira als Kind eine schwere Sturmflut erlebt hatte, bei der sie beinahe ertrunken wäre und daher das Meer und somit Ys mied.
    Gradlons Tochter Dahut wiederum konnte ohne das Meer nicht leben. Vor Jahren soll sie mit ihrem Vater in Huelgoat gewesen sein, war aber überstürzt abgereist. Manche schrieben es

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