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Im Bann der Wasserfee

Im Bann der Wasserfee

Titel: Im Bann der Wasserfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Morgan
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unweit des Palastes gelegen war. Außer ein paar Kindern und Hunden kreuzte niemand ihren Weg.
    Die Rosenbüsche vor Niamhs Haus standen in purpurner Blütenpracht. Ihr Duft wurde vom Wind zu ihnen getragen. Niamh öffnete die Tür und ließ Dylan voranschreiten. Es war etwas düsterer als draußen. Der vertraute Kräutergeruch umfing ihn.
    Niamh deutete auf die mit Fellen bedeckten Liegen aus Weidenruten und die Stühle. »Möchtet Ihr Euch hinlegen oder setzen?«
    »Stehen. Ihr kommt doch überall dran?«
    Sie nickte. »Natürlich.« Niamh trat hinter ihn, um ihm beim Auskleiden zu helfen. Dies gelang ihm, ohne einen Schmerzenslaut von sich zu geben.
    »Eure Selbstheilungskräfte sind erstaunlich«, sagte sie.
    Daran hatte er gar nicht gedacht! Sicher würde sie jetzt Verdacht schöpfen. Er drehte den Kopf zu ihr, doch in ihrem Blick las er keinen Argwohn. Sie strich mit den Fingerspitzen über die Haut seines Rückens. Dylan erschauerte vor Genuss.
    Er schloss die Augen, dennoch bekam er ihr Bild nicht aus seinem Kopf. Die Erinnerung, wie sie an jenem Abend am Meer vor ihm gesessen hatte, verfolgte ihn. Sie hatte so wunderschön und verletzlich ausgesehen. Wie gerne hätte er sie in seine Arme gezogen und getröstet, doch er wusste allzu gut, wohin das geführt hätte. Es war nicht das, was er wollte. Er wollte mehr, viel mehr.
    Dylan konnte nicht länger die Wahrheit verleugnen: Er hatte sich in Niamh verliebt. In die Todfeindin seines Volkes! Würde sie ihn töten, wenn sie wüsste, was er war? Gewiss würde sie ihn nicht so liebevoll berühren, wie sie es jetzt tat.
    Sie war eine Heilerin. Ihre Berührungen waren unverbindlich, doch sie fühlten sich so gut an. Niamh nahm von der Salbe auf und verteilte sie sorgfältig auf die heilenden Wunden. Sie brauchte länger als sonst. Wieder gab sie etwas Salbe auf ihre Fingerspitzen und verrieb sie auf seiner Haut.
    »Wer hat dich so verletzt?«
    Die Frage traf Dylan unvorbereitet, sodass ihm die Wahrheit auf der Zunge lag. »Drei Männer. Ich hatte mich in eine Frau verliebt. Ihr Vater und ihre Brüder hatten etwas gegen mich.«
    »Warum?«
    »Weil ich nicht so war, wie sie mich gerne hätten. Oder besser gesagt wollten sie lieber einen anderen Mann für sie.«
    Niamh hielt inne. Ihre Handflächen ruhten auf seinen Schulterblättern. »Ihr habt sie sehr geliebt?«
    Er nickte. »So sehr ich es konnte in den Monaten, die wir zusammen waren.« Mit Enttäuschungen konnte er umgehen. Er kannte es nicht anders.
    »Doch sie liebte Euch nicht?«
    »Ich weiß es nicht. Zumindest liebte sie mich nicht so, wie ich war.«
    »Dann war sie nicht die Richtige für Euch. Hätte sie Euch geliebt, so hätte sie Euch genommen, wie Ihr seid.«
    »Würdet Ihr mich nehmen, wie ich bin?«
    Ihre Hände verharrten auf seinem Rücken. »Ich nehme Euch bereits, wie Ihr seid.« Sein Herz schlug schneller bei ihren Worten.
    »Ihr wisst nicht viel über mich und ich nicht über Euch.« Dylan wandte sich zu ihr um. »Warum habt Ihr geweint in jener Nacht am Meer?«
    Sie senkte den Blick. »Ich wünschte, ich könnte es Euch sagen.«
    Er legte zwei Finger unter ihr Kinn und hob es an. »Eines Tages werdet Ihr es mir sagen.« Dylan rang mit sich selbst, mit seinen Ängsten und seinem Schmerz. »Eines Tages wird mir eine Frau vielleicht vertrauen.«
    Niamh fuhr sich mit der Zungenspitze über ihre vollen Lippen. »Ich will dich nicht enttäuschen. Ich ...« Ihm entging nicht, dass sie in die vertraute Anrede verfiel.
    »Sag jetzt nichts.« Dylan sah sie lange und eindringlich an. »Sag nichts.« Zerstöre nicht die Illusion. »Diolch am eich cymorth, harddwch.«
    Niamh sah ihn verständnislos an. »Wie bitte?«
    »Ich sagte: Danke für deine Hilfe, Schönheit. Hwyl . Auf Wiedersehen. Roedd hi’n ºdda cwrdd â chi . Es war schön, dich zu treffen.« Dylan hatte mehr als einen Grund, seine Heimatsprache zu verwenden, um seine Landeszugehörigkeit zu demonstrieren. Er hatte das Gefühl, dass Gradlon und auch andere des hiesigen Volkes Ragnar und ihm misstrauten.
    Niamh lächelte. »Das klingt ganz ungewohnt, doch so, wie du es aussprichst auch schön.«
    Dylan erwiderte ihr Lächeln. »Wir werden uns wiedersehen, Niamh.«
    Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen. Verwundert betrachtete er sie, doch sie machte keine Anstalten, ihn erneut zu küssen. Es war eine feine Röte auf ihr Gesicht getreten.
    »Vergiss deine Salbe nicht.« Als sie ihm die Tiegel reichte,

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