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Im Bann der Wasserfee

Im Bann der Wasserfee

Titel: Im Bann der Wasserfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Morgan
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ihrer Sehnsucht nach dem Meer zu, andere an der Abneigung, die sie Kaira entgegenbrachte, und die mindestens ebenso eifrig erwidert wurde.
    Auf jeden Fall hatte Gradlon ein großes Problem, beide Teile seiner Familie zusammenzubringen. Es gab Gerüchte, dass er nach Huelgoat ziehen wolle. Manche führten seine Pläne darauf zurück, dass seine Beliebtheit in Ys seit den letzten beiden Steuererhöhungen rapide gesunken war.
    Ragnar vernahm Schritte hinter sich. Wer verfolgte ihn durch die Allee von Fliederbäumen?
    »Gefällt es Euch in Ys?«, vernahm er eine ihm unbekannte Frauenstimme.
    Ragnar wandte sich um. Zuerst dachte er, Dahut stünde vor ihm, doch es war eine andere Frau mit langem blonden Haar. Sie war schön, wenn auch nicht so atemberaubend wie Dahut und sie brachte sein Herz auch nicht dazu, schneller zu schlagen, wie es der Prinzessin gelang. Er hatte diese Fremde schon einmal gesehen, als er in Ys eingeritten war.
    »Wem könnte Ys nicht gefallen?«, fragte er unverbindlich.
    Sie lächelte. »Mein gesamtes Leben habe ich hier verbracht. Ich könnte Euch Dinge zeigen, die Ihr zuvor nicht gesehen habt.«
    Ragnar runzelte die Stirn. Waren ihre Worte zweideutig zu verstehen? »Habt Dank, doch ich erkunde die Stadt lieber allein.«
    Sie trat näher. »Nicht alle Orte sind Fremden zugänglich.«
    »Man muss nicht alles gesehen haben.«
    »Ihr seid Rhain Bedwyn. Ich habe von Euch gehört.«
    Ragnar lächelte. »Tatsächlich?«
    »Man muss nur zur Frau des Krämers gehen. Sie sieht alles, hört alles und weiß alles.«
    »Das klingt beängstigend. Kann sie auch in die Zukunft sehen?«
    Sie lachte. »Nein, natürlich nicht. Meine Mutter stammte übrigens auch aus Gwynedd.«
    Er versuchte sich seine Nervosität nicht anmerken zu lassen. Hoffentlich bemerkte sie die Unterschiede in der Aussprache nicht. »Welch Zufall.«
    Wie selbstverständlich hakte sie sich bei ihm ein. »Nicht wahr? Sie hat ihr Land verlassen, um der Liebe zu folgen, doch hat sie mir ein wenig kymrisch beigebracht. Ich wohne gleich hier in der Nähe. Wir könnten meine Sprachkenntnisse vertiefen.« Sie lächelte zu ihm auf.
    Wenn das kein plumper Annäherungsversuch war.
    Er machte sich von ihr los. »Zieh dich aus!«, sagte er.
     
    Dahut fühlte sich bereits niedergeschlagen, bevor ihr Bräutigam nebst Gefolge in Ys eingeritten war, hatte sie doch auf ein späteres Eintreffen gehofft, doch wurde sie enttäuscht. Das Gefolge des Mannes war angemessen. Etwa vierzig Leute brachte er mit sich. Sie beobachtete ihn, wie er vom Pferd stieg und auf ihren Vater zukam.
    »Seid gegrüßt, König Urban.« Ihr zukünftiger Verlobter Brioc Jaouen verwendete den Titel, unter dem ihr Vater dem Rest der Welt bekannt war. Nur in der Cornouaille nannte man ihn Gradlon.
    »Brioc, alter Freund. Ich heiße dich im Kreis der Familie willkommen.«
    Welch Heuchelei. Als würde Gradlon seine Bastard-Tochter wirklich als seiner Familie zugehörig ansehen. Er benutzte Brioc genauso für seine Zwecke, wie er dies mit ihr tat.
    Dahut betrachtete Brioc verstohlen, der sie jedoch kaum beachtete. Brioc war hochgewachsen, aber einen Kopf kleiner als Ragnar mit seiner ungewöhnlichen Größe.
    Es fehlte ihrem Zukünftigen nicht nur an Attraktivität – das wäre ihr gleichgültig gewesen –, sondern auch an Ausstrahlung. Er war in keiner Weise mit Ragnar zu vergleichen. Dieser Mann behagte ihr nicht. Es lag nicht mal an seinem Aussehen. Er war hager und sein kurzes Haar von undefinierbarer Farbe. Direkt hässlich war er nicht, sondern eher Durchschnitt. Es lag an seinen Augen, dass er ihr unheimlich erschien. Diese erinnerten sie an die von Ratten. Wie seine Küsse schmeckten, wollte sie erst gar nicht wissen. Sie hoffte, es nie herausfinden zu müssen.
    Sein Blick fiel auf sie. Er musterte sie auf eine Weise, wie ein anderer Mann ein Pferd prüfen würde. Es fehlte nur noch, dass er ihre Zähne begutachtete.
    »Seid gegrüßt, Prinzessin Dahut.« Wenigstens seine Stimme klang angenehm.
    Sie erwiderte den Gruß. Sie tauschten unbedeutende Floskeln über das Wetter während der Reise aus, dann war es schon vorbei, was sie jedoch nicht bedauerte. Brioc widmete seine Aufmerksamkeit gänzlich dem König. An seiner Seite lief er zum Palast, wo er als Ehrengast empfangen wurde.
    Gradlon trug eine Tunika, die jeden Römer vor Neid hätte sterben lassen. Einzig sein imposanter Bauch störte das Bild.
    Dahut wandte sich um. Offenbar wurde sie jetzt nicht mehr gebraucht oder noch

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