Im Bann der Wasserfee
Räume, die sie sich miteinander teilten.
Ragnar lief auf und ab, da er Ruhelosigkeit verspürte. »Aber was soll ich sonst tun?«
»Muss die Flucht so schnell stattfinden? Vielleicht fällt dir noch etwas besseres ein.«
Ragnar hob die Achseln. »Ich habe so lange nachgedacht und keine bessere Lösung gefunden. Außerdem habe ich Dahut den Schwur geleistet. Da ihr zukünftiger Verlobter angereist ist, läuft uns die Zeit davon.«
»Sicherlich möchtest du, dass ich hier bleibe, damit ich deine traute Zweisamkeit mit Dahut nicht störe?«
»Es wird keine traute Zweisamkeit geben.«
Dylan wirkte enttäuscht. »Bist du sicher?«
Ragnar strich sein Haar zurück. »Naja, so schnell nicht. Du willst sicher nur nicht mitkommen, damit du die Heilerin für dich gewinnen kannst?« Wenn Dylan ihn necken wollte, so konnte er dies auch.
»Ich werde mitkommen, wenn du es wünscht, doch Niamh könnte sicher einen Helfer gebrauchen, wenn Dahut ihr nicht mehr zur Verfügung steht.«
»Es ist möglich, dass die Stadtwache dich nach meiner und Dahuts Abreise befragen wird, da du mein Diener warst. Es wäre besser, wenn ebenfalls du die Stadt verlassen würdest.«
Dylan goss sich Wein in einen Becher. »Das wird nicht nötig sein, denn ich weiß ohnehin von nichts.«
»Es besteht die Gefahr, dass sie dich als Mittäter ansehen.«
»Aber ich bringe die Prinzessin doch gar nicht aus der Stadt.«
»Es wäre allerdings möglich. Sollte dies geschehen, so fliehe.«
»Keine Sorge, ich weiß mir schon zu helfen. Aber was ist, wenn sie Dahut erkennen und euch aufhalten?«
»Unwahrscheinlich. Die Tore stehen tagsüber immer offen. Hereinkommende werden stärker überprüft als jene, die ausreiten. Außerdem nehmen wir nur leichtes Gepäck mit, was den Anschein erwecken wird, dass wir nur einen kurzen Ausflug vorhaben. Die Prinzessin wird ein einfaches Kleid trage und ihr Haar färben. Bevor die merken, dass Dahut weg ist, sind wir über alle Meere.«
»Was, wenn sie sie dennoch erkennen? Sie ist eine Frau, die auffällt, egal, wo sie sich befindet oder welche Kleidung sie trägt. Soll ich die Männer am Tor ablenken, wenn ihr durchwollt?«
Ragnar stöhnte. »Dann werfen sie dich wegen Mittäterschaft in den Kerker.«
»Vorausgesetzt, sie wissen, dass ich es war.«
»Wir werden es auch so schaffen.«
»Und wenn sie euch erwischen? Sie werden behaupten, du wolltest sie entführen.«
»Dann behaupte ich, dass Dahut und ich ineinander verliebt seien und zusammen in meiner Heimat heiraten wollen.«
Jetzt war es Dylan, der stöhnte. »Du bist wahnsinnig. Gradlon wird euch beide in der Stadt festhalten. Entweder wird er dir die Eier abschneiden und dich im tiefsten Kerker verrotten lassen oder dich zwingen, Dahut zu heiraten.«
»Wenn Dahut beteuert, mich zu lieben, wird er mir schon nichts antun.«
Dylan nippte an seinem Wein. »Du hast aber ein Vertrauen in die Frau. Am Anfang hast du sie ignoriert. Ich hatte sogar zeitweise den Eindruck, du mochtest sie nicht.«
»Das ist jetzt anders.«
Dylan hob eine Augenbraue. »Woher kommt der Sinneswandel? Bist du mit ihr ins Bett gesprungen oder auf die Wiese, in den Zuber ...«
»Dylan!«
»Ja, so heiße ich.«
»Ich habe nichts mit der Frau.« Ragnar sprach betont langsam und deutlich.
»Trotzdem willst du sie mit in deine Heimat nehmen und heiraten? Das erscheint mir merkwürdig. Hättest du vor, hierzubleiben, würde ich das ja noch verstehen. Schließlich erbt sie Ys und den ganzen Krempel.«
»Ich bin nicht hinter ihrem Erbe her. Außerdem habe ich Verpflichtungen in meiner Heimat.«
Dylan lachte. »Also bist du doch hinter ihrem Körper her. Hab ich’s mir doch gleich gedacht.«
Ragnar trat auf ihn zu. »Ich erwürge dich gleich.«
»Das fände ich aber gar nicht nett.«
»Ich bin nicht nett! Bleibe meinetwegen hier bei deiner Heilerin, aber lass mich in Ruhe. Und verdammt noch einmal, halte deinen Mund, wenn dich jemand etwas über mich fragt. Sag ihnen, du bist noch nicht lange mein Diener und weißt gar nichts.«
»Ich weiß auch nichts.«
»Das ist auch gut so.«
»Deine Idee ist trotzdem idiotisch. Warum will sie überhaupt die Stadt verlassen? Sie hat doch hier alles. Ys ist ein wunderschöner Ort.«
»Weil sie diesen Brioc nicht heiraten will.«
Dylan grinste. »Das verstehe ich. Der Kerl ist irgendwie seltsam.«
»Das ist gelinde gesagt untertrieben.«
»Warum verrätst du mir nicht, was du wirklich hier wolltest? Dahut wohl nicht, sonst hättest du
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