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Im Bann der Wasserfee

Im Bann der Wasserfee

Titel: Im Bann der Wasserfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Morgan
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liebsten hätte er sie in die Arme gezogen und geküsst, doch jetzt war ein schlechter Zeitpunkt dafür. Es war zu riskant.
    Er zwang sich zu einem Lächeln. »Es ist nicht auszuschließen. Wenn man uns nachts zusammen findet, würde man annehmen, wir hätten eine Buhlschaft.«
    »Oh!« Mit aufgerissenen Augen sah sie ihn an. Er war versucht, sie zu küssen, wandte jedoch den Blick von ihr ab. »Lass uns gehen, bevor sie uns wirklich noch aufgreifen«, sagte er. »Ich habe mein Pferd in der Nähe des Haupttores angebunden.«
    »Ich bin noch niemals geritten.« Unsicherheit lag in ihrer Stimme. Wo war seine kleine Amazone geblieben, die sich fürs Bogenschießen und Wurfspeere interessierte?
    »Angst?«
    »Ich wäre eine Närrin, wenn ich keine Angst hätte. Nicht vor dem Pferd natürlich. Ich fürchte die unbekannte Zukunft.«
    Ragnar sah sie nachdenklich an. Trieb sie der Mut, die Verzweiflung, die Narrheit oder von alldem etwas?
    »Warum willst du dann Ys und deinen Vater verlassen und alles hier aufgeben?«
    »Vielleicht lässt er mich später irgendwann wieder zurückkommen.«
    Er schüttelte den Kopf. »Unwahrscheinlich.« Er wagte es nicht, ihr zu sagen, dass ihr Vater sie nur noch in einen Orden würde geben können. Für die Schließung politischer Bündnisse wäre sie nach ihrer Rückkehr wertlos, da jeder davon ausgehen würde, dass sie entehrt war und womöglich das Kind eines anderen Mannes unter dem Herzen tragen würde. Selbst als ehrbare Witwe hätte sie bessere Möglichkeiten, als wenn jeder wusste, dass sie mit einem Mann, der noch dazu ein Todfeind ihres Vaters war, wochen- oder monatelang in einem fremden Land verschwunden gewesen war.
    »Die Leute meiner Mutter werden mich aufnehmen. Ich muss einfach nach Gwynedd. Ich muss wissen, wer ich bin.«
    Ragnar erschien es, als würde sie einen weiteren Grund für die Reise haben, doch wenn sie es ihm nicht sagen wollte, so würde er sie nicht bedrängen. Es war für ihn ohnehin ein Glücksfall, dass sie freiwillig mit ihm Ys verlassen wollte. Damit würde er seinem Todfeind das Einzige nehmen, was ihm von seiner großen Liebe geblieben war: seine schöne Tochter.
    Ragnar nahm sie bei der Hand, da er in der Dunkelheit besser sah als sie. Dies war einer der Nebeneffekte der Berserkerkraft, die Óðinn ihm verliehen hatte.
    Er war stärker, ausdauernder und schwerer verwundbar als ein gewöhnlicher Mensch. Doch diese aggressive Kraft barg auch einige Nachteile. So war es in Extremsituationen möglich, dass er die Kontrolle über sich verlor, was etwas zutiefst Beängstigendes an sich hatte. Anfangs hatte die Kraft ihn beherrscht, doch mittlerweile hatte er sie meistens im Griff.
    Ragnar bewunderte Dahut für ihren Mut und ihre Zuversicht. Sie gab alles auf, ohne sich sicher zu sein, wie ihre Zukunft verlaufen würde. Entweder war sie mutig oder wahnsinnig. Womöglich auch beides zugleich.
    Sie erreichten sein Pferd. Ragnar wollte ihr beim Aufsteigen helfen, doch sie bewältigte es trotz des Kleides zu seiner Verwunderung ohne Schwierigkeiten allein. Dabei bekam er mehr von ihren Beinen zu sehen, als sich ziemte. Er schwang sich hinter sie aufs Pferd und ritt in Richtung des Tores.
    Ihr Plan war riskant, doch Tag für Tag sah er Männer und Frauen ein- und ausreiten. Ys besaß einen Hafen außerhalb der Mauern. Auch Leute von den Schiffen kamen regelmäßig in die Stadt. Raus kam man natürlich leichter als rein.
    So gesehen war es ein Wunder, dass Dahut nicht früher geflohen war, denn Möglichkeit dazu hätte sie gewiss gehabt. Irgendetwas schien sie hier zu belasten. Vermutlich hatte sie sich nicht getraut, da solch eine Reise für eine Frau alleine sehr gefährlich war.
    Ragnar konnte bereits das offenstehende Tor sehen, da erklangen Rufe und Schritte. Männer rannten mit Fackeln durch die Dunkelheit. Ein Schatten huschte vor ihnen über den Weg.
    Ragnars Pferd drehte plötzlich durch. Es scheute und ging hoch, sodass Dahut und er hinabfielen. Die Prinzessin landete auf ihm. Er umfasste sie an den Hüften, um sie mit sich wegzuziehen, damit die Hufe sie nicht trafen, falls das Pferd weiter ausschlug. Doch seine Sorge war unnötig. Das Tier preschte bereits in nördliche Richtung davon.
    »Alles in Ordnung?«, fragte er atemlos. Ihr Gewicht fühlte sich köstlich auf ihm an. Er selbst schien unverletzt zu sein und er hoffte, dass auch Dahut nichts geschehen war.
    Sie nickte. »Ich glaube schon.«
    Mehrere Personen kamen auf sie zu. Ragnar sah von seiner

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