Im Bann der Wasserfee
Gespräch mithören konnten.
Dylan starrte ihn an. »Jacut Herve ist tot?«
Ragnar nickte. »Er wurde diese Nacht erstochen. Drei alte Weiber haben mich vorgestern Abend mit Jacut streiten gesehen. Ich habe ihn geschlagen, weil er sich an Dahut vergreifen hatte wollen. Die Weiber denken, ich hätte einen Dolch gehabt.«
Dylan fuhr sich durch sein langes schwarzes Haar. »Verdammt!«
»Fluche nicht so laut. Das sehen sie hier als schlimmes Vorzeichen.«
»Das musst gerade du sagen. Du weißt, was sie über dich sagen? Dass du der Sohn des Satans seist.«
Ragnar nickte. »Ich scheine noch mal mit heiler Haut davongekommen zu sein, weil Dahut für mich ausgesagt hat. Vielleicht wird man mich aus der Stadt verbannen oder mich zwingen, die Prinzessin zu heiraten. Ich weiß nicht, was Gradlon vorhat. Er scheint mir nicht ganz zu trauen, habe ich das Gefühl. Doch deine Lage ist weitaus schlimmer als meine.«
»Ich bin selbst schuld. Wäre ich nicht in Niamhs Haus eingebrochen. Die Tür war offen. Ich wollte ihr nahe sein, irgendetwas finden, einen Hinweis auf ihren Verbleib.«
»Du liebst sie, nicht wahr?«
Dylan nickte. »Wir hatten zu wenig Zeit zusammen. Ich muss hier raus, denn ich werde die menschliche Gestalt nicht mehr lange halten können. Wenn ich mich verwandle, werden sie mich sofort töten.«
»Wie lange hältst du noch durch?«
»Eine Nacht, vielleicht zwei. Ich brauche Wasser, einen Teich, See oder besser noch das Meer.«
»Verdammt! Du hättest aus Ys verschwinden sollen, bevor sie die Tore schließen!«
»Das konnte ja niemand ahnen. Außerdem schlossen sie sie so schnell, dass unmöglich jemand entkommen konnte.«
»Warum hast du mir nicht gesagt, dass du ein Selkie bist?«
Dylan hob die Achseln. »Ich sage es normalerweise niemandem. Ich konnte ja nicht ahnen, dass sie die Stadt verriegeln.«
»Das konnte wirklich niemand wissen. Gradlon ist gefährlich«, sagte Ragnar.
Dylan kratzte sich am Kinn. »Das weiß ich auch. Wenn du mich fragst, ist Sanctus Corentinus der Gefährlichere von beiden.«
Ragnar erzählte ihm von Gradlons magischem Pferd.
Dylan nickte. »Ich habe davon gehört, dass solche Feenrösser existieren, doch gesehen habe ich noch keins. Dass Gradlon eins besitzt, darauf wäre ich nicht gekommen.«
»Wo, bei Óðinn, sollte Gradlon ein Feenpferd herbekommen haben?« Hätte Dahut selbst ihm nicht davon erzählt, so hätte er es nicht geglaubt.
Dylan hob die Achseln. »Das weiß wohl nur er selbst. Er scheint dies auch recht geheim zu halten, denn es ist jetzt das erste Mal, dass ich davon höre. Von wem weißt du das?«
»Sagen wir, ich habe es aus einer sicheren Quelle. Der Gaul könnte unsere Rettung sein. Leider passen nur zwei Leute auf das Tier, doch wir sind zu dritt.«
»Zu dritt? Du meinst Dahut? Du könntest zweimal fliegen.«
Ragnar strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn. »Hast du die Wehrtürme an der Stadtmauer nicht gesehen? In jedem davon sitzen Bogenschützen. Beim ersten Flug mögen Dahut und ich den Überraschungsmoment nutzen können, doch wenn ich zurückfliege, um dich zu holen, durchlöchern sie mich.«
»Und wenn Dahut zurückfliegt, um mich zu holen? Gradlon wird nicht auf seine eigene Tochter schießen.«
»Da wäre ich mir nicht so sicher, zumal sie damit einen Verrat an ihm beginge. Er hat den Ruf, ruchlos zu sein, was ich bestätigen kann. Außerdem ist Dahut mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht leibliche seine Tochter.« Ragnar wollte diese Frau nicht in Gefahr bringen.
»Aber er scheint sich für sie verantwortlich zu fühlen. Lass sie doch hier. Es droht ihr ja keine Gefahr, solange Gradlon nichts von ihrer Verbindung zu uns erfährt.«
Ragnar schüttelte den Kopf. »Das kann ich nicht. Ich habe es ihr geschworen, sie mitzunehmen. Außerdem wäre ich mir nicht so sicher, ob es ihr hier gut ergeht.«
Dylan lachte leise. »Wenn Dahut wüsste, was du vorhast, wärst du die allerletzte Person, mit der sie ginge.«
»Ein Schwur ist ein Schwur.«
»Das tust du doch nur, um Gradlon eins auszuwischen, was auch immer er dir in der Vergangenheit angetan hat.«
»Ist es so offensichtlich?«
»Nein, du kannst deine Gefühle gut verbergen, doch ich habe ein Gespür dafür. Manchmal habe ich Hass bei dir gespürt.«
Die Wachen klopften gegen die Tür, das Zeichen, dass seine Zeit vorüber war.
»Dann bedeutet dir das Weib etwas?«, fragte Dylan leise.
»Könnte man so sagen. Ich werde mir was überlegen, um dich zu
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