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Im Bann der Wasserfee

Im Bann der Wasserfee

Titel: Im Bann der Wasserfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Morgan
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wie diese es hier unten gegen die Kälte trugen.
    »Wo hast du das her?« Misstrauisch beäugte sie Merenwen oder wen auch immer. Es galt als schwierig, an so ein Gewand zu gelangen, fast so schwierig, wie zum Kerker durchzudringen, ohne selbst gefangen oder ermordet zu werden. Wenn das keine Falle war … Doch was hatte sie noch zu verlieren?
    »Wir haben keine Zeit. Komm mit mir! Du bist unsere letzte Rettung. Sollte allerdings der Wahnsinn dich bereits ergriffen haben, lasse ich dich hier zurück. Ich werde nicht eine Verrückte auf dem Thron gegen eine andere Wahnsinnige austauschen. Falls das überhaupt gelingt. Wenn du dich so aufführst, bringen sie uns höchstens alle beide um.« Merenwen öffnete die Tür und wandte sich zum Gehen.
    »Halt! Ich gehe mit dir.« Niamh eilte ihr nach. »Es tut mir leid. Ich wollte nicht ...«
    »Sei still. Komm schnell.« Merenwens Stimme bebte. Hastig sah sie sich im Gang um. Sie winkte Niamh, die ihr eilig nachkam. Merenwen verschloss die Tür hinter ihnen.
    Niamh wischte sich den Schweiß von der Stirn. Wenn sie erwischt würden, wäre dies ihr Todesurteil. Niemand brach ungestraft aus dem tiefen Kerker aus. Doch war der Kerker nicht selbst ein Todesurteil oder sogar etwas noch Schlimmeres als das?
    Niamh unterdrückte das Zittern ihrer Glieder vergebens. Sie glaubte, ihre Beine würden sie nicht mehr lange tragen, so weich fühlten sie sich an. Sie fragte sich, wie es Merenwen gelungen war, das unterirdische Labyrinth zu durchqueren, ohne eine der verlorenen Seelen zu werden, die sich dort verliefen und in einem der zahllosen Irrwege umherstreifte, bis sie an Durst oder Hunger starben oder gar Opfer wurden der bluttrinkenden Geister, welche die untere Finsternis durchstreiften.
    Doch plötzlich wusste sie es: Merenwen benutzte einen Leitzauber, der ein winziges hellblaues Licht erzeugte, das ihnen den Weg zeigte. Dies war sehr gewagt, denn ein guter Magier wusste diesen nachzuvollziehen bis zu seinem Urheber. Doch schien er nicht von Merenwen zu stammen, das spürte Niamh. Wessen Hilfe hatte sie angenommen?
    Sie eilten durch endlose dunkle Gänge dem winzigen Lichte nach. Hoffentlich war der Urheber dieses Zaubers vertrauenswürdig, doch Niamh hatte wohl keine andere Möglichkeit. Sie musste ihr vertrauen. Ein Frösteln überzog ihren Rücken, als sie daran dachte, wie nahe sie bereits dem Tode gewesen war. Der Abgrund hatte zu ihr gesprochen und war kurz davor gestanden, sie hinabzulocken.
    Die Wände der Gänge glänzten, doch nicht vor Feuchtigkeit. Es war die Reflexion des Zauberlichts, das sich im Gestein brach. Quarze, Halbedelsteinadern, Metalle und die Versteinerungen von Muscheln, Schnecken und längst ausgestorbenen Wassertieren befanden sich in den Wänden. Die Anderswelt der Wasserfeen war reich an Bodenschätzen.
    Immer wieder waren Nischen in die Wände eingelassen. Womöglich dienten sie dem Ausweichen, wenn größere Dinge transportiert wurden. Einige der Nischen gingen tiefer ins Erdreich. Immer wieder zweigten Wege ab. Viele davon sollen in geheime Kammern führen, doch ebenso viele waren Irrwege oder führten ins Nichts. Auch musste man sich in Acht nehmen vor den Fallen, die ein ausgestorbenes Volk einst aufgestellt hatte: Speere, die aus den Wänden kamen, Falltüren und Steine, die herabstürzten.
    Plötzlich vernahmen sie Schritte. Niamh erstarrte vor Furcht, doch hatte sich bald wieder im Griff. Hastig stürzten sie in einen der Seitengänge. Merenwen verbarg das Zauberlicht in ihrer linken Hand. In ihrer Rechten hielt sie einen Dolch, soviel sah Niamh noch, bevor das Licht verschwand.
    Niamh wagte es, kaum zu atmen. Sie konzentrierte sich darauf, ihre Gedanken und Gefühle zur Stille zu bewegen, was sich als gar nicht einfach erwies, so aufgewühlt, wie sie war. Viele der Feen waren Empathen und spürten nicht nur die Gefühle anderer, sondern auch die Ausstrahlung deren Wesens. Selbst in vollkommener Finsternis und Stille wussten sie, wenn sich jemand in ihrer Nähe befand. Glücklicherweise war Niamh in der Lage, diese beiden Arten der Ausstrahlung zu unterdrücken. Sie hoffte, dass Merenwen auch diese Fähigkeit besaß oder dass sie das Glück hatten, an keinen Empathen oder gar an einen magiebegabten Krieger zu geraten. Glücklicherweise waren nur einige von ihnen ausgebildete Magier.
    Niamh verfluchte die Tatsache, keine Waffe zu besitzen. Bis auf ihre unausgereiften Zauberkräfte und körperlichen Kampffertigkeiten wäre sie dem Gegner

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