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Im Bann der Wasserfee

Im Bann der Wasserfee

Titel: Im Bann der Wasserfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Morgan
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Jacuts Vater ist schlecht auf mich zu sprechen und Aouregwenn vermutlich auch, obgleich ich beteuere, ihr nichts getan zu haben.« Das war der Wahrheit am nächsten.
    »Habt Ihr irgendetwas beobachtet? Ist Euch etwas Ungewöhnliches aufgefallen?«
    »Außer, dass mir wild gewordene Väter den Penis abschneiden und mich alte Weiber mit Eiern bewerfen wollen, weil sie mich für den Sohn des Teufels halten? Nein, nichts.«
    Der Kommandant schüttelte den Kopf. »Im Ernst: Ihr wisst doch, dass es auf Euch zurückfällt, dass man Euren Diener beim Diebstahl von Gift erwischt hat?«
    Ragnar fuhr sich durchs Haar. »Erwischt wohl kaum, sonst hätte er das Diebesgut noch bei sich gehabt.«
    »Ihr seid nicht unbedingt der beliebteste Mann im Ort. Einige fürchten Euch, weil Ihr ein Heide seid. Andere glauben, Ihr wollt die Herrschaft an Euch reißen, indem Ihr Dahut für Euch gewinnt oder gar kompromittiert.«
    »Dazu passt nicht, dass Jannick behauptet, ich hätte mich seiner Tochter unsittlich genähert.«
    Der Kommandant kratzte sich am Bart. »Vielleicht, weil als Sohn des Teufels Wollust einer Eurer Namen ist.« Der Mann grinste. Offenbar waren seine Worte ironisch gemeint.
    Wollust schon, doch nur mit Dahut. Er war nicht hinter ihr her, um Macht zu erlangen oder gar die Herrschaft über Ys oder die Cornouaille. Er begehrte einzig und allein die Frau.
    Einer der Wachmänner trat zu ihnen. »Das Feuer ist eingedämmt.«
    »Ich habe mir Euer Gemach schon angesehen. Jetzt dürfte es für Euch ungefährlich sein, es zu betreten. Mein Helfer wird Euch neue Räume zuweisen. Wenn Ihr mich jetzt entschuldigen würdet.« Der Kommandant nickte ihm zu und ging davon. Er winkte einem seiner Männer, der zu Ragnar herankam.
    Ragnar marschierte in Begleitung des Wachmanns zu seinen Gemächern. Der Brandgeruch drang durch den gesamten Palast. Glücklicherweise war das Gebäude zum größten Teil aus Stein und sein Gemach war, der römischen Sitte entsprechend, mit nur wenigen Möbeln ausgestattet.
    Er betrat seine Räume. Die Wände waren kohlschwarz. Ein paar Wachmänner stapften durch die Aschereste auf dem Boden. Alles war verbrannt: das Bett, die Armbrust und seine maßgeschneiderte Kleidung. Es war so schwer, etwas zum Anziehen zu erwerben, das ihm nicht zu eng und vor allem zu kurz war, wenn man alle anderen um mindestens um einen halben Kopf überragte.
    »Wir haben das da gefunden«, sagte einer der Wachmänner. Es war ein Splitter von einem jener Gefäße, in denen man Olivenöl lagerte, das man auch für die Öllampen verwendete. Ragnar hatte definitiv nur ein winziges Gefäß mit Olivenöl eingelagert. Dieser Splitter jedoch stammte von einer Amphore.
    Ragnar fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Der Splitter stammt nicht aus meinem Besitz. Ich habe keine Amphoren gelagert.«
    Der Wachmann nickte. Ragnar verstand ihn auch ohne Worte. Es handelte sich also mit hoher Wahrscheinlichkeit um Brandstiftung. Ohne das Öl wäre das Gemach nicht ausgebrannt.
    »Wir werden Euch andere Gemächer zuweisen«, sagte der Wachmann und führte ihn zwei Gänge weiter. Er öffnete eine Tür. »Ist zwar nicht ganz so komfortabel wie Euer altes Gemach, doch ist es auch nicht zu verachten. Es liegen noch ein paar Sachen herum. Salomons Leibwächter schliefen immer hier.«
    »Salomon?«
    »König Gradlons Sohn. Er lebt nicht mehr in Ys, weil seine Mutter das Meer fürchtet und ihn bei sich in Huelgoat haben wollte. Gelegentlich kommt er zu Besuch. Ich hoffe, das Gemach genügt Euch. Es ist derzeit das Einzige, das wir Euch geben können.«
    Ragnar nickte. »Ich danke Euch. Es genügt meinen Ansprüchen.« Tatsächlich war er anspruchslos.
    Der Wachmann blieb in der Tür stehen. »Wir werden ein paar Wachen vor Euren Räumen postieren. Ich gehe jedoch davon aus, dass der Täter heute Nacht nicht mehr zuschlägt. Nehmt Euch dennoch in Acht.«
    Ragnar hätte lieber keine Wachen vor seiner Tür gehabt, doch konnte er sie nicht ablehnen, ohne Misstrauen zu erregen. In Ys beobachtete ohnehin spätestens seit Jacuts Tod jeder jeden.
    Ragnar hustete. »Ich habe zu viel Rauch eingeatmet. Ich brauche etwas frische Luft. Vielleicht finde ich dabei ja einen Hinweis auf den Mordbrenner.«
    Der Wachmann hob die Schultern. »Wenn Ihr meint. Ihr werdet jedoch kaum was finden. Wir haben schon alles abgesucht. Aber wenn Euch etwas auffällt, lasst es uns wissen.«
    Ragnar verließ den Palast. Draußen atmete er auf und versuchte, seine Augen an die Dunkelheit zu

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