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Im Bann der Wasserfee

Im Bann der Wasserfee

Titel: Im Bann der Wasserfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Morgan
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Ausdruck der Besorgnis lag in ihrem Blick. Sie strich sich eine kupferne Haarsträhne, die der Wind ihr ins Gesicht blies, zurück hinter die Ohren.
    Sie liefen zu den Felsen, um dort Deckung finden zu können, sollten Wasserfeen-Krieger auftauchen. Hier gab es Drachen, die im Meer lebten und gelegentlich an Land kamen, und krakenähnliche Wesen, die sich im Sand eingruben, um erbarmungslos Wanderer hinabzuziehen. Es lauerten hier also weitaus mehr Gefahren als die Schergen der Königin. In den Wäldern war es jedoch auch nicht ungefährlicher. Doch gab es dort weitaus mehr Deckung. Sie durchstreiften die Ebene, bis sie den Wald endlich erreichten.
    »Wohin gehen wir?«, fragte Niamh.
    »In unsere geheime Unterkunft. Keine Angst, es ist nicht mehr weit.«
    Je tiefer sie in den Wald gelangten, desto gewaltiger wurden die Bäume, deren grausilberne, von Ranken umwachsene Stämme etwa so breit waren wie ein großer Mann hoch. Das blaugrüne Blattwerk raschelte, als ein silbernbepelzter Garo mit jeweils drei Krallen an den fünf Beinen über die Äste huschte. Er war nur ein harmloses Lebewesen, doch Niamh erschrak.
    Immer schummriger wurde das Licht der Zwillingssonnen über Gwragedd Annwn, von dessen Hauptstadt Gwragedd sie sich immer weiter entfernten. Würde Niamh jemals die prächtigen fünfeckigen Türme und Häuser wieder erblicken? Und die Gärten, welche der Stolz der Kiajara, der Blumenzunft, waren, wo schillernde Wasserblumen in zahlreichen Teichen gezüchtet wurden?
    Vor einem der gewaltigen Bäume blieb Merenwen plötzlich stehen. Sie strich mit den Handflächen über den Baumstamm, der mit einem Mal nachgab und eine Türöffnung freigab. Die verborgene Tür war zur Seite gewichen.
    »Tritt ein!«
    »Bemerkenswert.« Neugierig ging Niamh in das Haus, das der ausgehöhlte Baum darstellte. Fluoreszierende Steine, die auf in Überkopfhöhe liegenden Vorsprüngen ruhten, spendeten Licht. Gelegentlich mussten diese in der Sonne aufgeladen werden. Vermutlich lagen irgendwo auf anderen Bäumen welche zum Wechseln bereit. Zumindest würde Niamh es so handhaben.
    Der Raum war karg eingerichtet. Drei dreibeinige Stühle standen um einen dreieckigen Tisch. Darauf befand sich eine kleine Vase aus dem blauen Metall der Erdtiefe, mit einer einzigen weißen Seerose darin. Zwei mannshohe Schränke, die in den Baum hineingearbeitet worden waren, flankierten die Seiten des Raumes. Neben einer stand eine Leiter.
    »Keine Angst, der Baum starb schon vor längerer Zeit, bereits bevor mein Vater ihn fand, doch das Holz war außen noch gut. Er höhlte ihn aus und konservierte das Holz. Die Blätter oben stammen von Efeu und anderen Rankenpflanzen. Er wollte, dass das Haus noch wie ein gewöhnlicher Baum aussieht. Außerdem verbergen die Blätter die Fensteröffnungen. Komm mit nach oben, ich zeige dir alles.«
    Merenwen und Niamh stiegen die Leiter empor. Darüber befand sich ein Schlafraum mit nicht mehr als einem Bett, einem kleinen Tisch, einem Stuhl und einem schmalen Schrank. Auch von hier führte eine Leiter weiter nach oben.
    Der letzte Raum enthielt nur einen Stuhl, einen kleinen Tisch und die Instrumente eines Barden: die Syrinx, Schellen, Rasseln, eine Knochenflöte und eine mit Verzierungen versehene Winkel-Harfe, geschnitzt aus dem Geweih eines Hirsches. Letztere ähnelte der, die Merenwen in Deirdres Thronraum gespielt hatte, doch war diese hier ein wenig größer.
    Die kleineren Instrumente lagen auf dem Tisch. Nur die Harfe stand neben dem Stuhl, als wäre der Musiker nur kurz aufgestanden, um sogleich wiederzukehren und sein Spiel zu beenden.
    Niamh legte den Kopf in den Nacken. Dieser Raum hatte die höchste Decke von allen. Drei Fenster standen offen. Die Öffnungen verengen sich nach oben hin. An Haken neben den Fenstern hingen die Verschlüsse, die mithilfe von Riegeln, die durch Holzschlaufen an den Verschlüssen selbst und zu beiden Seiten der Fenster gezogen wurden, zu fixieren waren.
    »Dies war der Rückzugsort meines Vaters«, sagte Merenwen. »Er war oft hier, wenn er sich neue Lieder ausdenken und diese einstudieren wollte.«
    »Wo ist er jetzt?« Niamh hatte Merenwens Vater, den ehemaligen Barden, lange nicht mehr gesehen, doch wurde niemals die Nachricht von seinem Tode verkündet.
    »Er verschwand spurlos – nachdem er eine kritische Äußerung über die Königin gemacht hatte, wie mir eine Palastdienerin verriet. Die Königin weiß nicht, dass mir dies bekannt ist. Es ist schwer, ihr Tag für Tag

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