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Im Bann der Wüste

Im Bann der Wüste

Titel: Im Bann der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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drehte den anderen den Rücken zu; sein zerzauster Federumhang glänzte im Schein der Lagerfeuer wie Bronzeschuppen.
    Die Krieger des Krähen-Clans umringten den Unterhändler etwas dichter und zwangen sein Pferd auf diese Weise sich umzudrehen.
    Pullyk Alar und Nethpara kamen auf die Offiziere zugerannt. »Das muss er noch einmal überdenken!«
    »Geht mir aus den Augen«, knurrte Buk, »oder ich lasse Euch die Haut abziehen und mir daraus ein Zelt bauen. Verschwindet!«
    Die beiden Adligen zogen sich zurück.
    Bult sah sich um, bis er Gesler entdeckte. »Macht Euer Schiff bereit, Kapitän!«
    »Jawohl, Kommandant.«
    »Das riecht nach einer Falle«, murmelte Stürmisch neben dem Historiker.
    Duiker nickte langsam.
     
    Durch die undurchdringliche Dunkelheit führte Leoman sie unbeirrbar über die lehmige Ebene zu einem weiteren Versteck mit Vorräten, das sich diesmal unter einer einsamen Kalksteinplatte befand. Während er das Dauerbrot, das Trockenfleisch und das Dörrobst auswickelte, setzte Felisin sich auf den kühlen Boden, schlang sich die Arme um ihren Oberkörper und versuchte, ihr Zittern zu unterdrücken.
    Heboric ließ sich neben ihr nieder. »Noch immer nichts von dem Toblakai zu sehen. Wenn Oponn uns lächelt, verursachen ein paar Stücke von ihm dem Wechselgänger gerade Magendrücken.«
    »Er kämpft wie kein anderer«, sagte Leoman, während er das Essen austeilte. »Aus diesem Grund hat Sha’ik ihn ausgewählt – «
    »Eine offensichtliche Fehlentscheidung«, sagte der Ex-Priester. »Schließlich ist sie jetzt tot.«
    »Ihr dritter Wächter hätte das verhindern können, doch Sha’ik hat ihn aus ihrem Bann entlassen. Ich habe versucht, ihr das auszureden, hatte aber keinen Erfolg. Alles ist von der Vorsehung bestimmt, wir alle sind in unseren Rollen gefangen.«
    »Wie praktisch. Sagt mir, ist die Prophezeiung auch so eindeutig, was das Ende der Rebellion angeht? Sehen wir uns jetzt einem niemals endenden Zeitalter gegenüber, in dem die Apokalypse triumphiert? Zugegeben, da gibt es einen inneren Widerspruch, aber darüber würde ich mir nicht allzu viele Gedanken machen.«
    »Die Raraku und Dryjhna sind eins«, sagte Leoman. »So ewig wie Chaos und Tod. Euer malazanisches Imperium ist dagegen nicht mehr als ein kurzes Aufflackern, das bereits wieder verblasst. Wir sind in Dunkelheit geboren, und zur Dunkelheit kehren wir wieder zurück. Dies sind die Wahrheiten, die Ihr so fürchtet, und die Ihr  – weil Ihr sie fürchtet – nur teilweise glaubt.«
    »Ich bin niemandes Marionette«, schnappte Felisin.
    Leomans einzige Antwort bestand in einem leisen Lachen.
    »Wenn das die Bedingung ist, um Sha’ik zu werden, dann solltest du besser wieder zu dem vertrockneten Leichnam zurückgehen und darauf warten, dass noch jemand anderes auftaucht.«
    »Sha’ik zu werden wird Euren Wahn von Unabhängigkeit nicht zerschmettern – es sei denn, Ihr wollt es«, sagte Leoman.
    Hört euch uns an. Es ist zu dunkel, um etwas zu sehen. Wir sind nichts weiter als drei körperlose Stimmen im vergeblichen Kontrapunkt, hier, auf dieser Wüstenbühne. Die Heilige Raraku macht sich über unsere Körper lustig, macht uns zu nichts anderem als einander bekriegenden Geräuschen inmitten einer unermesslichen Stille.
    Leise Schritte waren zu hören.
    »Komm und iss mit uns«, rief Leoman.
    Irgendetwas klatschte unweit von Felisin mit einem nassen Geräusch auf den Boden. Der Geruch von rohem Fleisch stieg ihr in die Nase.
    »Ein Bär mit weißem Pelz«, sagte der Toblakai mit polternder Stimme. »Einen kurzen Augenblick habe ich geglaubt, ich wäre in meine Heimat zurückgekehrt, auf das Laederon-Plateau. Dort nennen wir solche Bestien Nethaur. Aber wir haben auf Sand und Fels gekämpft, nicht auf Schnee und Eis. Ich habe sein Fell und seinen Kopf und seine Tatzen mitgebracht, denn das Biest war doppelt so groß wie alle anderen, die ich je gesehen hatte.«
    »Oh, ich kann es kaum erwarten, dass es hell wird«, sagte Heboric.
    »Die nächste Dämmerung ist die letzte, bevor wir die Oase erreichen«, sagte der hünenhafte Wilde zu Leoman. »Sie muss sich dem Ritual unterziehen.«
    Stille folgte auf seine Worte.
    Heboric räusperte sich. »Felisin – «
    »Vier Stimmen«, flüsterte sie. »Körperlos. Nichts als vier schwache Geräusche, die ihr Ich behaupten. Vier verschiedene Standpunkte. Der Toblakai ist reiner Glaube, doch eines Tages wird er ihn völlig verlieren …«
    »Es hat angefangen«, murmelte

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