Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Bann der Wüste

Im Bann der Wüste

Titel: Im Bann der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
Vom Netzwerk:
jetzt gleich vor, Kalam?«
    Der Assassine sah sie aus zusammengekniffenen Augen an. »Haltet Euch an die Regeln, Leutnant. Überlasst das Morden denen, deren Seelen sowieso schon befleckt sind.«
    Sie biss sich auf die Lippen, musterte ihn mehrere Herzschläge lang und nickte schließlich langsam.
     
    Kalam fand den Seemann, mit dem er gesprochen hatte, als der Frachtraum am Pier von Aren gefüllt worden war. Der Mann schoss auf dem Achterdeck Taue auf; er machte den Eindruck, als wäre es für ihn wichtig, irgendetwas zu tun zu haben.
    »Hab gehört, Ihr habt den Kapitän gerettet«, sagte der Seemann.
    »Er lebt, aber sein Zustand ist nicht besonders gut.«
    »Hm. Der Koch steht vor der Kabinentür Wache, Herr. Mit ’nem Schlachterbeil, und er kann damit umgehen, da könnt Ihr jedes Schwein fragen. Bei Berus Gnade, ich hab ihn mal eins damit rasieren sehen, und hinterher war’s so glatt wie die Titten einer Jungfrau.«
    »Wer springt für die Offiziere ein?«
    »Wenn Ihr wissen wollt, wer dafür sorgt, dass hier alles klar Schiff ist und alle Männer auf ihren Posten sind – das bin ich, Herr. Unser neuer Kommandant ist allerdings nicht besonders interessiert daran, mit mir zu quatschen. Nur sein Schwertschwinger ist zu mir rübergekommen und hat mir gesagt, dass ich alles zum Beidrehen klar machen soll, wenn die See ein bisschen ruhiger geworden ist.«
    »Um die Fracht umzuladen.«
    Der Mann nickte.
    »Und was dann?«
    »Nun, wenn der Kommandant sein Wort hält, lassen sie uns dann abziehen.«
    Kalam grunzte. »Und warum sollten sie so nett sein?«
    »Tja, auf der Frage hab ich auch schon rumgekaut. Wir haben gute Augen – zu gut für die Burschen, um unbeschwert weiterleben zu können. Und dann ist da noch die Sache mit dem Kapitän. Das, was ihm zugestoßen ist, hat uns schon ein bisschen verärgert. Oh ja, das hat es.«
    Von mittschiffs erklang Stiefelgetrampel, und als die beiden Männer sich umdrehten, sahen sie, wie der Leibwächter die Seesoldaten aufs Hauptdeck führte. Das Gesicht des Leutnants war alles andere als glücklich.
    »Es ist, als ob um uns rum die Götter kotzen, Herr«, murmelte der Seemann. »Das Kaperschiff kommt näher.«
    »Dann sind wir also angekommen«, flüsterte Kalam. Er schaute zu Salk Elan hinüber, der ihm seinerseits einen Blick zuwarf. Der Assassine nickte, und Elan drehte sich beiläufig zur Seite; er hatte die Hände unter seinem Umhang verborgen.
    »Auf dem Deck dieses Kaperschiffs wimmelt es von Bewaffneten, Herr. Fünfzig oder mehr, und alle kampfbereit.«
    »Überlasst sie den Seesoldaten. Die Mannschaft soll sich zurückhalten – sag das deinen Leuten.«
    Der Seemann verschwand. Kalam machte sich zum Hauptdeck auf. Der Schatzmeister befand sich mitten in einer Kraftprobe mit dem Leutnant.
    »Ich habe gesagt, Ihr sollt die Waffen niederlegen, Leutnant – Ihr und Eure Leute«, schnappte der Schatzmeister.
    »Nein, Herr. Das werden wir nicht tun.«
    Der Schatzmeister zitterte vor Wut. Er winkte seinem Leibwächter.
    Der große Stammeskrieger kam nicht sehr weit. Er gab ein keuchendes Geräusch von sich, und seine Hände zuckten nach oben und umklammerten die Messerspitze, die aus seiner Kehle ragte. Dann ging er in die Knie und fiel vornüber.
    Salk Elan trat ein paar Schritte vor. »Der Plan ist ein klein wenig geändert worden, mein werter Herr«, sagte er und bückte sich, um sich sein Messer zurückzuholen.
    Der Assassine trat hinter den Schatzmeister und presste ihm die Spitze seines Langmessers ins Kreuz. »Keinen Laut«, knurrte er. »Und keine Bewegung.« Dann wandte er sich an die Seesoldaten. »Leutnant, macht Euch bereit, Enterkommandos zurückzuschlagen.«
    Das Kaperschiff kam längsseits. Die Piraten drängelten und schubsten, als sie sich anschickten, den Zwischenraum zwischen den beiden Schiffen zu überwinden. Der Höhenunterschied bedeutete, dass sie ein bisschen klettern mussten – und außerdem konnten sie nicht sehen, was sie auf dem Deck der Lumpenpfropf erwartete. Ein einzelner Seemann auf dem Kaperschiff hatte träge begonnen, zu dem winzigen Krähennest an der Spitze des einzigen Mastes hochzusteigen.
    Zu spät, ihr Narren.
    Der Piratenkapitän – der Onkel des Schatzmeisters, wie Kalam vermutete – rief einen Willkommensgruß herüber.
    »Sag hallo«, knurrte der Assassine. »Wer weiß, wenn deine Vettern gut genug sind, könnt ihr am Ende immer noch die Nase vorn haben.«
    Der Schatzmeister hob eine Hand, rief eine Antwort.
    Der Abstand

Weitere Kostenlose Bücher