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Im Bann der Wüste

Im Bann der Wüste

Titel: Im Bann der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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um. »Was?«
    »Ich werde zu denen sprechen, die mir folgen.«
    »Jetzt gleich? Noch bevor wir uns mit den Hohemagiern getroffen haben?«
    »Ja.«
    »Ihr wollt die drei mächtigsten Männer in diesem Lager warten lassen?«
    »Hätte das Sha’ik bekümmert, Leoman? Bedarf meine Wiedergeburt ihres Segens? Unglücklicherweise waren sie nicht dabei – Pech für sie.«
    »Aber – «
    »Diesmal ist es für dich an der Zeit, den Mund zu halten, Leoman«, sagte Heboric, doch es klang nicht besonders unfreundlich.
    »Mach mir den Weg frei, Toblakai«, sagte Felisin.
    Der Riese wandte sich abrupt zur Seite, steuerte direkt auf die Plattform zu. Er sagte nichts, doch das war auch gar nicht nötig – seine bloße Anwesenheit genügte; die Menge teilte sich, wich lautlos nach beiden Seiten zurück.
    Sie erreichten das Podest. »Am Anfang werde ich die Kraft deiner Lungen brauchen, Toblakai. Nenne mich beim Namen, wenn ich hinaufgestiegen bin.«
    »Das werde ich tun, Erwählte.«
    Heboric schnaubte leise. »Nun, das ist mal ein treffender Titel.«
    Ein Wirbel von Gedanken durchzuckte Felisin, während sie auf die steinerne Plattform kletterte. Die Wiedergeborene Sha’ik, der dunkle Mantel Dryjhnas, der sich herabsenkt. Felisin, das adlige Gör aus Unta, die Hure der Minenstadt. Öffne das Heilige Buch und beende so das Ritual. Auf der schrecklichen Reise, die hinter ihr liegt, hat diese junge Frau das Gesicht des Abgrunds gesehen – und jetzt muss sie sich der Reise stellen, die vor ihr liegt. Diese junge Frau muss ihr Leben abtreten – und das Heilige Buch öffnen. Doch wer hätte gedacht, dass die Göttin einem Handel so zugänglich sein würde? Sie kennt mein Herz, und es scheint, dass ihr das das Vertrauen gibt, ihren Anspruch darauf zurückzustellen. Der Handel ist geschlossen worden. Felisin wurde Macht gewährt – so viele Visionen –, und doch bleibt sie sie selbst, ihre steinharte, von Narben gezeichnete Seele schwebt frei im riesigen Abgrund.
    Und Leoman weiß Bescheid …
    »Kniet nieder vor der Wiedergeborenen Sha’ik!« Der Ruf des Toblakai dröhnte wie Donner durch die heiße, unbewegte Luft. Wie ein Mann sanken Tausende auf die Knie, die Köpfe gebeugt.
    Felisin trat vor den Riesen. Dryjhnas Macht tröpfelte in sie hinein  – ah, teure Göttin, edle Patronin, zögerst du jetzt mit deinen Geschenken? Wartest du auf den Beweis durch meine Worte, genau wie Leoman, wie die Menge hier vor mir? Wartest du, bis du meine Absichten erkennen kannst?
    Doch die Macht reichte aus, um ihre leisen Worte als klares Flüstern an die Ohren all derer dringen zu lassen, die hier zugegen waren – und das galt auch für die drei Hohemagier, die jetzt unter dem Bogengang am Rande des Paradeplatzes standen –, die standen und nicht knieten. »Erhebt euch, meine Getreuen.«
    Über die Entfernung hinweg spürte sie, wie die drei Männer bei diesen Worten zusammenzuckten – ganz wie es ihre Absicht gewesen war. Oh ja, ich weiß, wo ihr steht, ihr drei … »Die Heilige Wüste Raraku liegt im Schutz des sie umgebenden Wirbelwindes und hat damit sichergestellt, dass ich unverletzt zurückkehren konnte. Gleichzeitig sorgt jenseits dieser Barriere der Anspruch der Rebellion auf die Herrschaft – auf die rechtmäßige Unabhängigkeit von der malazanischen Tyrannei – für immer neues Blutvergießen. Meine Diener gebieten über gewaltige Armeen. Alle Sieben Heiligen Städte sind befreit worden – bis auf eine.« Sie schwieg einen Moment, spürte, wie die Macht in ihrem Innern wuchs, doch als sie weitersprach, war ihre Stimme immer noch nicht mehr als ein Flüstern. »Die Zeit der Vorbereitungen ist vorbei. Die Zeit ist gekommen, hinauszumarschieren, diese Oase zu verlassen. Die Imperatrix, die weit entfernt von hier auf ihrem Thron sitzt, wird uns bestrafen wollen. Eine Flotte nähert sich dem Reich der Sieben Städte, eine Armee, die von ihrer erwählten Mandata kommandiert wird – einer Kommandantin, deren Art zu denken mir bis in die letzten Einzelheiten vertraut ist. Ich kenne alle, wirklich alle ihre Geheimnisse …«
    Die drei Hohemagier hatten sich nicht bewegt – und plötzlich wusste Felisin alles über sie. Dieses Wissen war ein Geschenk, das nur von der Älteren Sha’ik stammen konnte. Sie sah die Gesichter der drei Männer so deutlich vor sich, als stünde sie gerade mal einen Schritt von ihnen entfernt, und sie wusste, dass die drei jetzt dieses Gefühl einer plötzlichen, klaren Nähe teilten – und ein Teil von

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