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Im Bann der Wüste

Im Bann der Wüste

Titel: Im Bann der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Hunden.« Der Sappeur schaute wieder zum Haus hinüber. »Was glaubt Ihr, Mappo? Bis jetzt ist noch nichts nahe herangekommen – wenn wir rennen …«
    »Wir können es nur versuchen.«
    »Glaubt Ihr, dass sich die Tür für uns öffnen wird?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Dann sollten wir es herausfinden.«
    Der Trell nickte.
    Sie hatten jetzt freie Sicht auf Tremorlor. Eine lange Mauer umgab das Haus. Sie schien aus Vulkangestein zu bestehen, zerklüftet und scharfkantig. Die einzige sichtbare Bresche in der Mauer war ein schmales Tor, über dem ein paar Weinreben einen Torbogen bildeten. Das Haus selbst war von gelbbrauner Farbe, wahrscheinlich aus Kalkstein gebaut; der Eingang lag etwas zurückgesetzt in einer Nische zwischen zwei gedrungenen, asymmetrischen, zwei Stockwerke hohen fensterlosen Türmen. Ein gewundener Pfad aus Steinplatten führte vom Tor zu dem im Schatten liegenden Eingang. Im Hof standen niedrige, knorrige Bäume, jeder von ihnen auf einer kleinen Erhebung.
    Ein Zwilling des Totenhauses von Malaz. Das in Darujhistan sieht ein bisschen anders aus. Aber alle sind sie von einer Art. Alle sind Azath – obwohl niemand weiß, woher dieser Name kommt und seit wann er benutzt wird … und wahrscheinlich wird es auch niemals jemand erfahren.
    Mappo stand neben dem Sappeur. Seine Stimme klang leise, als er sprach. »Es heißt, die Azath schlagen Brücken über die Sphären  – über alle Sphären. Es heißt, dass in ihrem Innern selbst die Zeit zu existieren aufhört.«
    »Und ihre Türen öffnen sich nur für einige wenige, aus Gründen, die niemand kennt.« Fiedler machte bei diesen Worten ein finsteres Gesicht.
    Apsalar kam nach vorn, trat an dem Sappeur vorbei.
    »Hast du’s so eilig, Schätzchen?«, fragte Fiedler überrascht.
    Sie drehte sich zu ihm um. »Der, der sich meiner bemächtigt hatte, Fiedler … er wurde einst von einem Azath willkommen geheißen.«
    Das ist wahr. Warum macht es mich dann hier und jetzt so nervös? »Wie wird’s also gemacht? Gibt’s ein besonderes Klopfzeichen? Oder liegt der Schlüssel irgendwo unter ’ner lockeren Steinplatte?«
    Sie lächelte ihn an, und seine Nervosität ließ nach. »Nein, es ist viel einfacher. Man braucht nur Kühnheit.«
    »Nun, davon haben wir mehr als genug. Schließlich sind wir hier, oder?«
    »Stimmt, das sind wir.«
    Sie ging voran, und alle folgten ihr.
    »Diese Schneckenmuschel«, knurrte Mappo, »hat gewaltigen Schaden unter den Wechselgängern und Vielwandlern angerichtet – und wie es scheint, richtet sie ihn immer noch an. Vielleicht reicht das, um dem Azath unsere guten Absichten zu beweisen.«
    »Und Ihr betet, dass dem so ist.«
    »Ja, das tue ich.«
    »Und warum hat das tödliche Lied uns nicht ebenso vernichtet?«
    »Das fragst du mich, Fiedler? Ich habe gedacht, du hättest das Geschenk bekommen?«
    »Ja. Ich habe ein kleines Mädchen gerettet – sie gehörte zur Familie eines Geistergängers.«
    »Welcher Geistergänger war das, Fiedler?«
    »Kimloc.«
    Der Trell schwieg ein halbes Dutzend Schritte lang, dann ließ er ein enttäuschtes Grollen hören. »Ein Mädchen, hast du gesagt. Nun, ganz egal, wie eng sie mit ihm verwandt war, Kimlocs Belohnung ist um ein Vielfaches größer als deine Tat. Mehr noch, sie schien genau zu diesem Nutzen geschaffen zu sein – die Zauberei in dem Lied war auf die Gestaltwandler zugeschnitten, Fiedler. Sag mir, hat Kimloc gewusst, dass du Tremorlor suchen wolltest?«
    »Ich habe es ihm ganz sicher nicht gesagt.«
    »Hat er dich irgendwann berührt – ganz leicht nur, etwa mit der Fingerspitze deinen Arm gestreift, oder etwas in der Art?«
    »Er hat mich darum gebeten, wie ich mich erinnere. Er wollte meine Geschichte erfahren. Ich habe abgelehnt. Aber, beim Atem des Vermummten, Mappo, ich kann mich beim besten Willen nicht mehr daran erinnern, ob es irgendeine zufällige Berührung gegeben haben könnte.«
    »Nun, ich nehme an, es muss so gewesen sein.«
    »Wenn es so war, dann verzeihe ich ihm seine Taktlosigkeit.«
    »Ich nehme an, er hat auch das vorausgeahnt.«
    Auch wenn Tremorlor den Angriffen widerstand, die von allen Seiten gegen das Haus anbrandeten, so war der Kampf doch noch lange nicht vorbei; an einigen Stellen war das Geräusch von berstendem Holz noch immer auf dem Vormarsch, und es kam immer näher. Apsalar beschleunigte ihren Schritt, als eine dieser alles zermalmenden Lawinen, die man nicht sehen, sondern nur hören konnte, direkt auf die Gruppe zuzukommen schien.

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