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Im Bann der Wüste

Im Bann der Wüste

Titel: Im Bann der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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anfangs überhaupt nicht erkannt, wie schwierig es werden würde, die Jaghut auszurotten. Denn die Jaghut waren auch noch auf eine ganz andere Weise anders – sie haben nicht mit ihrer Macht geprotzt. Und viele ihrer Verteidigungsmethoden waren … passiv. Barrieren aus Eis – Gletscher – sie haben das Land um sie herum verschlungen, selbst die Meere, haben ganze Kontinente verschlungen, sie unpassierbar gemacht, sodass die sterblichen Imass keine Nahrungsmittel mehr finden konnten.«
    »Und darum haben die Imass ein Ritual geschaffen, das sie unsterblich machen würde …«
    »Frei wie der Staub im Wind zu wehen – und in der Zeit des Eises gab es viel Staub.«
    Duiker entdeckte Coltaine, der am Rand des Karawanenpfads stand. »Wie weit müssen wir ziehen«, fragte er den jungen Mann an seiner Seite, »bis wir dieses Gebiet der … Trauer hinter uns lassen werden?«
    »Zwei Längen, mehr nicht. Dahinter liegt das Grasland der Nenoth-Odhan, Hügel … und Stämme, die das bisschen Wasser, das sie besitzen, eifersüchtig beschützen.«
    »Ich glaube, ich sollte lieber mit Coltaine sprechen.«
    »Ja, Herr.«
     
     
    Der Trockene Marsch, wie er genannt werden sollte, schrieb sein eigenes Testament des Kummers. Drei große, mächtige Stämme erwarteten sie, wobei zwei davon – die Tregyn und die Bhilard – die geschundene Marschkolonne immer wieder wie die Vipern angriffen. Mit dem dritten Stamm – den Khundryl, die am westlichen Rand der Ebene lebten –  hatten sie nicht sofort Kontakt, doch alle spürten, dass das nicht so bleiben würde.
    Auf diesem Teil des Marschs ging auch die erbärmliche Herde ein, die die Kette der Hunde begleitete; die Tiere brachen einfach zusammen, obwohl die wickanischen Hirtenhunde sie mit grausamer Hartnäckigkeit dazu bringen wollten, dass sie – tot oder nicht – aufstanden und weiterliefen. Wenn sie dann geschlachtet wurden, waren die Kadaver nur noch Streifen aus ledrigem Fleisch.
    Hunger gesellte sich zu dem schrecklichen Durst, denn die Wickaner weigerten sich, ihre Pferde zu schlachten, und kümmerten sich mit einer so viel sagenden Hingabe um die Tiere, dass niemand ernsthafte Forderungen zu stellen wagte. Die Krieger nahmen die größten Opfer auf sich, um ihre Reittiere am Leben zu halten. Eine Petition von Nethparas Rat mit dem Angebot, einhundert Pferde zu kaufen, wurde, mit menschlichen Exkrementen beschmiert, an den Anführer der Adligen zurückgeschickt.
    Die beiden Vipern schlugen wieder und wieder zu, zwangen die Kette der Hunde, um jede Länge zu kämpfen. Die Attacken häuften sich und wurden heftiger, bis es ganz klar war, dass eine größere Schlacht nur noch wenige Tage auf sich warten lassen würde.
    Hinter dem Treck folgte Korbolo Doms Armee, eine Streitmacht, die noch größer geworden war, seit Truppen aus Tarxian und anderen Küstenstädten zu ihr gestoßen waren. Mittlerweile war sie fünf Mal so groß wie Coltaines Siebte und seine Wickaner. Die abtrünnige Faust verfolgte den Treck lediglich in gemessenem Abstand und überließ die kleineren Scharmützel den wilden Stämmen der Ebene – doch allein dies wirkte für sich gesehen schon bedrohlich.
    Wenn es zur Schlacht kam, würde er zweifellos da sein, und bis es so weit war, gab er sich damit zufrieden zu warten.
    Die Kette der Hunde kroch weiter und gelangte in Sichtweite einer Hügelkette, die sich wie eine Mauer im Süden erhob und laut den Karten das Ende der Nenoth-Odhan markierte. Der Karawanenpfad führte durch die einzige erwähnenswerte Lücke in dieser Mauer, ein breites Flusstal; zwischen den Bylan’sh-Hügeln im Osten und den Saniphir-Hügeln im Westen verlief der Pfad sieben Längen weit in diesem Flusstal, das sich genau gegenüber dem alten Tel von Sanimon zu einer Ebene öffnete. Der Pfad machte einen Bogen um den Tel und zog sich dann weiter durch die Sanith-Odhan, die Ebene von Geleen und die Dojal-Odhan, bis er schließlich Aren erreichte.
    Die Hoffnung, dass eine Entsatz-Armee aus dem Sanimon-Tal hervorstoßen könnte, erfüllte sich nicht. Das düstere Gefühl, ganz allein zu sein, legte sich wie ein Schleier über den Treck, und im sterbenden Licht des Tages konnte man erkennen, dass sich in den seitlich angrenzenden Hügeln zwei riesige Lagerplätze von Stammeskriegern befanden – die Hauptstreitkräfte der Tregyn und der Bhilard.
    Hier, an der Mündung des alten Tals … hier würde es also geschehen.
     
    »Wir sterben«, murmelte Lull, als er auf dem Weg zur

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